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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 55 von 114

 

Jugendliche und Kinder begehen Suizid, weil eben niemand mit ihnen redet und sie mit diesen Gedanken allein gelassen werden.

 

Meine Damen und Herren, wir leben in einer Gesellschaft, in der eben dieses Sprechen über Probleme, die auch durch die Pandemie erzeugt wurden, tabuisiert wird. Menschen, die sich Hilfe holen oder Hilfe brauchen, werden als Psychopathen abgestempelt, denen man sich nicht nähern sollte. Dazu kommen eben noch die sozialen Faktoren, die ich Ihnen auch nicht erklären muss, nämlich dass von Armut betroffene Menschen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, krank zu werden und in einer doppelten Belastung und dadurch auch in einem Teufelskreis gefangen sind. Doch was ist die Lösung, was können wir PolitikerInnen machen? ExpertInnen schlagen hier viele Lösungen vor, und ich möchte Ihnen zwei aktiv nennen, bei denen wir als Stadt Wien auch etwas machen können.

 

Erstens, SchulsozialarbeiterInnen stärken, denn diese sind die emotionalen Vertrauenspersonen für Kinder und Jugendliche außerhalb von zu Hause. Das sind jene Menschen, denen sie etwas anvertrauen können, was bei den Eltern manchmal nicht geht. Wir hatten bereits vor zirka einem Jahr eine Anfrage geschrieben, gerichtet an StR Wiederkehr, die ergab, dass zum Stichtag März 2021 an 104 Wiener Schulen nur 43 SchulsozialarbeiterInnen tätig waren. Ich muss es Ihnen, glaube ich, nicht erzählen und es ist kein großes Geheimnis, dass das einfach zu wenige sind. Wir werden diesbezüglich auch nicht los lassen und in den kommenden Tagen und Wochen eine erneute Anfrage stellen und hoffen, dass sich diese Zahl durch ein Jahr Regierungsbeteiligung der NEOS geändert hat. Ich hoffe auch, dass wir dabei nicht enttäuscht werden.

 

Das Zweite, was ExpertInnen vorschlagen, sind Informationskampagnen. ExpertInnen sagen, dass viele Jugendliche nicht wissen, wo und wie sie Hilfe suchen und kriegen können, um sich eben über Depressionen, Suizidgedanken, Angststörungen und dergleichen zu informieren. Solche Kampagnen sollen nicht zum Schämen einladen, sondern zum Teilnehmen. Viele dieser Informationskampagnen haben vielerorts bereits die Rate an Suiziden bei Jugendlichen gesenkt, die Kritik dabei ist aber, dass diese nicht flächendeckend waren.

 

Da bin ich auch gleich beim Grund, weswegen ich heute einen Antrag einbringen werde: Die Bezirksvertretung Leopoldstadt hat bei ihrer letzten ordentlichen Sitzung, ich glaube, das war im Dezember, einen ähnlichen Antrag bezüglich einer Informationskampagne einstimmig, was sehr bewundernswert ist, beschlossen. Dieser war nicht nur richtig, sondern auch wichtig. Jedoch endet das Problem bei Kindern und Jugendlichen bei der psychischen Gesundheit eben nicht an den Grenzen der Leopoldstadt, es betrifft alle 370.000 Kinder und Jugendliche in Wien. Deswegen bringe ich den vorhin genannten Antrag ein, der das garantieren soll.

 

Ich darf den Antragstext vorlesen: Der Wiener Gemeinderat ersucht den Amtsführenden Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport, gemeinsam mit den zuständigen Stellen des Magistrats aus dem bereits beschlossenen Rahmenbudget für Werbung und Medienkooperation der Stadt Wien eine breit angelegte Informationskampagne zur psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu starten. Diese Kampagne soll dabei folgende essenzielle Punkte enthalten: Information zu Unterstützungsmaßnahmen und Angaben, wo man diese kriegen kann, und Information zur eigenständigen Symptomerkennung sowie Präventionsmaßnahmen. Um eben diese Zielgruppe zu erreichen, ersuchen wir auch den Stadtrat, den Schwerpunkt der Kampagne in den digitalen Medien zu legen.

 

Ich bitte um Ihre Zustimmung, liebe Stadtregierungsparteien, denn dieser Antrag tut weder Ihnen noch mir weh, aber es bringt sehr vielen Kindern und Jugendlichen da draußen etwas. Es würde ihnen sehr helfen, denn diese Investitionen sind keine Investitionen ins Nichts, das sind Investitionen in die Zukunft. Wenn wir jetzt bereits präventiv ansetzen, erspart sich die Stadt in Zukunft die Behandlungskosten und fördert eine starke Jugend, die auch aktiv bereit ist, über ihre Probleme zu sprechen und diese Themen eben nicht tabuisiert. - Vielen Dank.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Matiasek. Ich erteile es ihr.

 

14.43.41

GRin Veronika Matiasek (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich springe jetzt für Kollegen Seidl ein, der dringend weg musste und werde relativ kurz nur auf das eine oder andere meiner Vorredner replizieren. Grundsätzlich - das wissen Sie ja auch aus dem Ausschuss - stimmen wir diesem Poststück zu. Ich stehe auch nicht an, zu sagen, dass die öffentliche Versorgung mit den unterschiedlichen Einrichtungen zur Impfung in der Stadt äußerst gut funktioniert, auch ich habe diese in Anspruch genommen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, dass wir gegen die Impfpflicht stehen, heißt aber nicht, dass wir grundsätzlich dagegen sind, sondern dass man diesbezüglich einfach die freie Entscheidung des Menschen respektieren muss. Blickt man jetzt auf die letzten Monate zurück, dann muss man schon feststellen, dass auch das eine oder andere dazu geführt hat, dass Menschen - und diese sind übrigens in allen politischen Lagern und in allen Gesellschaftsschichten zu finden - dieser Impfung kritisch gegenüberstehen. Ich kann zum Beispiel von einigen berichten, die nicht grundsätzlich negativ an dieses Thema herangegangen sind, aber auf Grund einer eigenen gesundheitlichen Einschränkung, wie etwa schweren Allergien oder auch Thrombosen, sich beraten lassen wollten und da von Pontius zu Pilatus mussten und eigentlich keine befriedigende Auskunft bekommen haben, die sie dann tatsächlich davon überzeugt hätte, sich impfen zu lassen. Parallel zu diesem Vorgang ist die - wie soll ich das nennen - Zügelanzugspolitik der Bundesregierung auf den Plan getreten, wobei man mit einer teilweise wirklich brutalen Herangehensweise an die Bürger diese Leute auch noch zusätzlich geradezu verschreckt hat und damit verloren hat, dass sie sich überzeugen ließen.

 

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