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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 114

 

eingeht. Allerdings ist es aber auch richtig, dass der ÖVP-Bezirksvorsteher im 19. Bezirk entgegen dem Wunsch der Bezirksbevölkerung, der sich in einer Abstimmung respektive in einer Befragung zum Parkpickerl manifestiert hat, das Parkpickerl im 19. Bezirk eingeführt hat, und zwar noch bevor es seitens der Stadt verordnet wurde. In diesem Licht gesehen, ist dieser Antrag nicht sehr glaubhaft, wenn Sie einerseits im 19. Bezirk gegen den Wunsch der Bezirksbevölkerung das Parkpickerl einführen und es somit den KindergartenpädagogInnen oftmals unmöglich machen, zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen, gleichzeitig aber andererseits einen Antrag stellen, der Ausnahmen fordert. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diesfalls ist Ihre Glaubwürdigkeit wirklich nicht gegeben!

 

Herr Vizebürgermeister! Sie haben auch die Kindergartenfahne vor Kurzem am Rathaus gehisst, um auf die Wichtigkeit der Elementarpädagogik hinzuweisen. Ich glaube, das ist nichts Schlechtes, allerdings wird es definitiv nicht ausreichen, die Kindergartenfahne hier am Rathaus zu hissen, denn außer der Fahne und schönen Worten haben die Kindergärtnerinnen und Kindergärtner relativ wenig von der NEOS- Regierungsbeteiligung. Es gibt nicht mehr Ausbildungsplätze, es gibt nicht mehr finanzielle Entlohnung, und es gibt daher auch nicht mehr echte Motivation für die Kindergärtnerinnen und Kindergärtner und vor allem auch für Leute, die sich überlegen, diesen Berufsweg zu beschreiten. Ich fordere Sie daher abschließend auf, hier nicht nur Symbolakte zu setzen, nicht nur Fahnen zu hissen, nicht nur schöne Worte zu finden, sondern tatsächlich auch finanzielle Anreize zu setzen, um diesen Berufsstand attraktiver zu machen und auf diese Weise für mehr Personal zu sorgen.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist danach GRin Mag. Emmerling. Bitte.

 

11.46.00

GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher am Livestream! Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat! Herr Kollege Krauss!

 

Wenn ich jetzt Ihren Worten gelauscht habe, dann glaube ich, in der Analyse definitiv auch sehr viel auch Richtiges erkannt zu haben. Ich glaube jedoch, Ihre Schlussfolgerung war die falsche. Der PädagogInnenmangel beziehungsweise Fachkräftemangel, den wir im Kindergarten haben, ist wirklich eine der größten Herausforderungen für uns alle. Ihre Schlussfolgerung, dass sich Wien um die Ausbildungsplätze kümmern soll, ist allerdings deswegen nicht die richtige, weil der Bund für diese Ausbildungsplätze zuständig ist und dieser nicht in dem Umfang liefert, wie wir es benötigen würden.

 

Wien hat selbst eine BAfEP gebaut. Gerade erst jetzt haben wir wieder 15 Millionen EUR für den Neubau einer BAfEP auf den Weg gebracht. Wir haben noch vor Weihnachten mit dem Ausbildungsgeld versucht, KindergartenpädagogInnen in Ausbildung zu bringen, ihnen Anreize zu schaffen, damit sie sich mit einer entsprechenden finanziellen Ausstattung für diesen Berufsweg durchaus auch als QuereinsteigerInnen bewerben können und damit sie sich ohne Sorge und finanzielle Abhängigkeit dieser Ausbildung zuwenden können. Ich glaube, dass wir in diesem Bereich wirklich weitaus mehr machen, als wir müssten beziehungsweise als unsere Kompetenzen reichen. Das ist aber auch teilweise unsere Verantwortung, und wir wollen das auch, weil wir diesen Mangel an PädagogInnen bewerkstelligen müssen. Wir wollen nämlich, dass der Kindergarten als erste und wichtigste Bildungseinrichtung wahrgenommen wird, und dafür brauchen wir die geeigneten Rahmenbedingungen.

 

Ich glaube, es gibt keine Bildungseinrichtung, die in diesen letzten herausfordernden Zeiten mehr für die Kinder da war als der Kindergarten. Die Einrichtungen sind mit wenigen Ausnahmen durchgehend geöffnet, sie haben den Kindern und vor allem auch den Eltern das dringend notwendige Betreuungsangebot ermöglicht, und gleichzeitig gibt es auch ein wichtiges Bildungsangebot. Den Kleinen wurde die Chance gegeben, ihr Umfeld wahrzunehmen und sich mit Gleichaltrigen zu treffen, davon zu lernen und sich mit den PädagogInnen auszutauschen.

 

Ich weiß, dass viele PädagogInnen bis an ihre Belastungsgrenze gegangen sind beziehungsweise immer noch gehen. Das liegt natürlich vor allem auch an der Pandemie, das ist aber jedenfalls nicht selbstverständlich, und ich möchte mich an dieser Stelle bei jedem Einzelnen und bei jeder Einzelnen in diesem Bereich ganz, ganz herzlich bedanken.

 

Ich weiß aber, dass Danke-Sagen nicht reicht, und deswegen habe ich und haben wir auch vollstes Verständnis für die Kundgebungen und Forderungen der ElementarpädagogInnen, die jetzt auch schon auf die Straße gehen und bessere Bedingungen für die Kindergärten fordern. Wir unterstützen diese Forderungen. Gerade die Corona-Pandemie hat diesen Fachkräftemangel und die entsprechenden Probleme überhaupt noch stärker zu Tage gefördert, und da haben wir einiges zu tun.

 

Um noch einmal zurückzukommen auf die Schlussfolgerungen aus Ihrer Analyse: Da sehe ich auch die Chance, die wir haben. In den nächsten Monaten läuft die Bund-Länder-Vereinbarung über den Kindergarten aus, und die Neuverhandlung dieser Vereinbarung ist jetzt die wichtige Chance, dass wir die Elementarbildung in ganz Österreich wesentlich voranbringen. Es gibt immer wieder die Forderung hinsichtlich 1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ich bin froh, dass Wien so weit ist und wir fast 1 Milliarde EUR aus unserem Budget für den Wiener Kindergarten ausgeben. Das ist wirklich beispiellos. Insgesamt ist das aber in ganz Österreich ein wirklich großes Thema, und wir nehmen im internationalen Vergleich eine Nachzüglerposition ein. Man muss sich nur im ländlichen Bereich umschauen, wie es zum Beispiel mit Öffnungszeiten, mit Schließtagen und generell mit der Verfügbarkeit ausschaut. An Nachmittagen schließt der Kindergarten teilweise schon um 13 Uhr. Diesbezüglich sind wir im internationalen Vergleich wirklich Nachzügler.

 

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