Gemeinderat, 17. Sitzung vom 20.12.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 137
erwähnt - die unterschiedlichen Projektkooperationspartner zu bündeln, an einen Tisch zu bringen. Das ist auch der große Vorteil von diesem Projekt: Dass es sehr viele Projektkooperationspartnerinnen und -partner gibt, die auf Grund ihrer Expertise unterschiedliches Wissen in dieses Projekt einbringen.
Integrationspolitische, diversitätspolitische Ansätze - über Kenan Güngör zum Beispiel -, aber auch erziehungswissenschaftliche und pädagogische Aspekte - über andere Vereine - werden hier gebündelt, zusammengebracht, ein Projekt wurde konzeptioniert, und das wird an den Schulen auch umgesetzt. Ich halte das für einen großen Mehrwert dieses Projekts, dass hier nicht ein Verein alles macht, sondern unterschiedliche Expertise zusammengebracht wird, um die Schulen gemeinsam weiterzuentwickeln.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 3. Anfrage beantwortet.
Die 4. Anfrage (FSP-1385262-2021-KVP/GM) wurde von Frau GRin Mag. Hungerländer gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Denkmäler in Wien und deren künstlerische Kontextualisierung. (Im Zuge eines Kolloquiums Anfang November haben Sie den Rahmen für den weiteren Umgang mit dem Denkmal Karl Luegers präsentiert. Demnach soll es zu einer 'künstlerischen Kontextualisierung‘ kommen, um der Ambivalenz der Person Luegers besser gerecht werden zu können. Werden Sie auch bei anderen Denkmälern in Wien, wie dem Renner-Denkmal im Rathauspark oder dem Che-Guevara-Denkmal im Donaupark, den Weg der 'künstlerischen Kontextualisierung' forcieren, um die Schattenseiten in deren Vita besser aufzuzeigen?)
Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Einen schönen guten Morgen Ihnen allen und auch den Zusehern an den Bildschirmen!
Die 4. Anfrage bezieht sich auf den Umgang mit dem Denkmal von Karl Lueger. Ich wiederhole sie - auch für diejenigen, die am Bildschirm zusehen -: „Im Zuge eines Kolloquiums Anfang November haben Sie den Rahmen für den weiteren Umgang mit dem Denkmal Karl Luegers präsentiert. Demnach soll es zu einer künstlerischen Kontextualisierung kommen, um der Ambivalenz der Person Luegers besser gerecht werden zu können. Werden Sie auch bei anderen Denkmälern in Wien, wie dem Renner-Denkmal im Rathauspark oder dem Che-Guevara-Denkmal im Donaupark, den Weg der künstlerischen Kontextualisierung forcieren, um die Schattenseiten in deren Vita besser aufzuzeigen?“
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Ich muss vorab einen kurzen Einblick in meine Verantwortlichkeit geben, denn ich glaube, es ist auch nicht allen bewusst, dass nicht jedes Denkmal, das in Wien herumsteht, auch in unserer Obhut oder in unserer Verantwortung ist. Die Denkmäler, die in unserer Obhut sind, müssen wir sozusagen erhalten, und laut Geschäftseinteilung ist es eben so, dass die Kulturabteilung die Verwaltung und denkmalpflegerische Obhut von gestifteten Freiplastiken und Gedenktafeln umfasst, und mit Obhut ist gemeint: Reinigen, Restaurieren, regelmäßige Überprüfung der Objekte auf Stand- und Verkehrssicherheit.
In meiner Obhut sind 370 Denkmäler, 760 Gedenktafeln, 704 Profanplastiken und 210 sakrale Kleindenkmäler - das ist unser Gebiet. Allein die sicherheitstechnischen Überprüfungen, Restaurierungen und Reinigungen belaufen sich jährlich auf rund 730.000 EUR, und ich bin den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Magistratsabteilung wirklich sehr dankbar, weil sie regelmäßig die Stadt durchkämmen und schauen, auch aufmerksam gemacht werden und sich wirklich mit großer Sorgfalt um diese Denkmäler kümmern. Dabei sind wir natürlich in regem Austausch auch mit der Zivilbevölkerung von diversesten Bezirken. Da gibt es also im Referat Kulturelles Erbe unglaublich viel, was im Tagesgeschäft zu erledigen ist.
Jetzt zu Ihrer konkreten Frage betreffend das Vorhaben einer künstlerischen Kontextualisierung. Auch da ein Blick in die Geschichte: Wir haben es mit einem Kunstwerk eines Künstlers zu tun, der in der Nazi-Zeit große Furore gemacht hat, nämlich von Josef Müllner, der schon 1916 aktiv war - das war sozusagen die Planung, und die Errichtung des Denkmals erfolgte natürlich nach dem Tod von Dr. Karl Lueger. Und seit seiner Errichtung im Jahr 1926 gab es regelmäßig aufflammende Diskussionen.
Warum? - Dr. Karl Lueger - die heutige Geschichtswissenschaft beschreibt das sehr detailreich, und auf die muss ich mich hier auch verlassen - hat in seiner Amtszeit sehr viele kommunale Errungenschaften sozusagen befördert, hat ganz wesentliche Dinge initiiert: die Gas- und Elektrizitätsversorgung, die II. Hochquellenwasserleitung, Fürsorgeeinrichtungen im Versorgungsheim Lainz, das Psychiatrische Krankenhaus Am Steinhof, und so weiter. Also vieles ist in dieser Zeit passiert, aber - und das ist jetzt ein ganz wichtiger Punkt - das war auch eine Zeit, in der weltweit, oder wollen wir einmal sagen, in der westlichen Welt, sehr vieles teilweise auch schon früher passiert ist - also in London, in Paris, in Berlin, in Münster, in Hannover -, teilweise Jahrzehnte früher, mit dem großen Unterschied, dass, außer bei Haussmann in Paris, die meisten Stadtverwaltungen das einfach getan haben, ohne den Namen des jeweiligen Bürgermeisters mit diesen Errungenschaften allzu sehr zu verbinden.
Lueger war ein absolutes Marketinggenie, und er war auch jemand, der sehr früh erkannt hat, wie er bei jeder dieser Errungenschaften sozusagen auch seinen Namen damit verbindet. Und diese Erzählung, die wir ja in so vielen Halbreliefen, in anderen Denkmälern, in Inschriften, und so weiter finden, die findet sich in der Stadt und die hat sich tradiert bis heute.
Wie gesagt, wir müssen uns nur einmal vor Augen halten: 1884 war Berlin mit den kommunalen Erneuerungen, 1890 viele deutsche Städte wie Münster, Hannover, Dortmund, und in den 1870er Jahren schon erfolgte die Kommunalisierung der Straßenbahn in London. Also, so
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