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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 29.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 98

 

anders sind. In Deutschland zum Beispiel ist die Kulturkompetenz weitestgehend bei den Ländern. Andere Großstädte haben zum Beispiel in ihren Budgets bestimmte wesentliche Merkmale unseres Budgets, von Gesundheit, öffentlichem Verkehr, und so weiter, gar nicht drinnen, sodass die Relationen natürlich völlig anders sind. Man kann hier also nur Äpfel mit Äpfel und Birnen mit Birnen vergleichen. Was man aber schon tun kann, ist, das Faktum festzuhalten - und an Fakten sollten wir uns orientieren -, dass vom Jahr 2018 bis heute das Kulturbudget in Wien um 28,36 Prozent gestiegen ist. Das muss man sehr deutlich sagen. Als Faktum festhalten kann man auch, dass wir im Jahr 2021 sagen können, dass vom gesamten Wiener Budget 1,74 Prozent in die Kultur gegangen sind, und das im Jahr 2022 auf 1,87 Prozent erhöht wird.

 

Bei der Gelegenheit möchte ich auch noch anmerken, dass wir eine Konstruktion in unserem Land haben, dass wir kulturelle Ausgaben und Aufgaben auf Landes- und Gemeindeebene zu vollziehen haben und gleichzeitig aber auch der Bund ein wichtiger Player bei den Ausgaben ist. Der Bund, schätze ich einmal, investiert eine halbe Milliarde Euro in etwa in Wien sozusagen noch einmal in den Kulturbereich, wo die Verschränkung und die Koordination mit den Bundeseinrichtungen eine ganz, ganz wichtige ist. Dass im Jahr 2023 das ein bisschen runtergeht, ist der Tatsache geschuldet, dass dann Investitionen ins Wien Museum nicht mehr schlagend werden.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte vor allem den Magistratsabteilungen 8 und 9 sehr herzlich danken. Die tun Großartiges, um das Wissen und das Erbe der Stadt entsprechend zu kultivieren. Ich möchte mich auch explizit bei der Magistratsabteilung 7 bedanken. Wir haben mit denen wirklich einen ganz intensiven, nicht immer unkritischen, Diskurs. Aber dort sind jetzt 6,7 Prozent hinzugekommen, von 2021 auf 2022. Das ist nicht hoch genug zu schätzen.

 

Man möchte sich nur vergegenwärtigen, was die tun: Die haben 30 unterschiedliche Förderschienen, die haben 55 Einreichtermine, 6 laufende Einreichungen, 28 Expertengremien, 45 Jury- und Beiratssitzungen, 53.000 Geschäftsstücke, 6.000 Anträge, von denen übrigens 4.000 positiv erledigt werden.

 

Es gibt eine gute Kooperation mit den Vereinigten Bühnen Wien, die auch in einer sehr, sehr schwierigen Situation sind, aber jetzt auch vor der Herausforderung stehen, entsprechende Höchstleistungen zu bringen. Ich denke an den Umbau und die Renovierung im Theater an der Wien. Die Wiener Festwochen sind ebenfalls in einer sehr schwierigen Situation, sie haben das Programm in den Herbst hineingezogen. Wir hoffen für 2022, dass es wieder gelingen wird, ein ambitioniertes Programm aufzustellen. Die Wiener Symphoniker: Da können wir berichten, dass es heuer möglich war, und das war sehr, sehr gut, dass sie Bregenz gemacht haben. Diese Verbindung Ost und West - seit 75 Jahren das Hausorchester der Bregenzer Festspiele - ist ganz besonders hervorzuheben. Was ich bei den Wiener Symphonikern ganz besonders, auch wertschätzend, hervorheben möchte, ist, dass sie hinausgehen, dass sie in die Grätzl gehen, dass sie auch in die Gemeindebauten gegangen sind, ins MuseumsQuartier, dass sie jetzt auch im Advent etwas geplant haben, was wahrscheinlich nicht zustande kommen wird, aber dass sie versuchen, sozusagen die Bevölkerung zu gewinnen.

 

Ich komme auch schon zum Schluss, weil die Sekunden gnadenlos laufen: Kultur ist Hauptthema in Wien. Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Magistrats, der unterschiedlichen Dienststellen. Ich danke allen Unternehmungen, auch im Bereich der Stadt, mit denen wir kooperieren. Ich danke den Kolleginnen und Kollegen aus dem Büro des Stadtrats. Ich glaube, dass Spitzenleistungen auf höchstem Niveau nur möglich sind, wenn viele Menschen gemeinsam an einem Strang ziehen. Die Qualität einer Gesellschaft ist im hohen Maße von Kunst und Kultur abhängig und von einem Kunst- und Kulturverständnis, das sich, nach meiner Auffassung, noch nicht auf Eliten bezieht, sondern wo es gelingen möge, möglichst viele Menschen gleichberechtigt einzubinden. - Vielen herzlichen Dank.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war neun Minuten. Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Matiasek. Selbstgewählte Redezeit ist zehn Minuten.

 

18.36.20

GRin Veronika Matiasek (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich darf den Herrn Vorsitzenden nur fragen, wie hoch die Restredezeit ist, weil nach mir niemand mehr von uns sprechen wird.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Zwölf Minuten.

 

GRin Veronika Matiasek (fortsetzend): Herzlichen Dank.

 

Ich darf gleich kurz auf meinen Vorredner replizieren: Herr Kollege Schmid, Sie haben den schönen Spruch an der Wiener Secession zitiert. Ich nehme an, und das war nicht zu überhören, im Hinblick auf die Kritik, die Vorredner GR Eppinger geübt hat. Es gibt nur einen kleinen Unterschied zu damals, zu vor 124 Jahren und zu dem, womit wir uns heute und hier befassen. Wir sprechen hier über das Steuergeld der Wienerinnen und Wiener, das in die Kultur investiert wird, und das war zu einer Zeit, als Mäzene schwerpunktmäßig dafür sorgten, dass die Kunst überlebt hat, da schaut das doch ein bisschen aus, heute wären es Sponsoren. Daher glaube ich schon, dass man auch Rücksicht auf allgemeinen Geschmack, auf Befindlichkeiten nehmen muss, oder eben auch darauf, wenn es in Richtung Blasphemie geht. Das heißt nicht, dass wir jetzt grundsätzlich eine Einschränkung wollen, aber Kritik darf hier wohl zu üben sein, wenn es auch, wie gesagt, um das Steuergeld der Bürger geht.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, in kaum einem Ressort neben Gesundheit und Finanzen hat diese Corona-Krise ihre Auswirkungen so sehr gezeigt wie im Kulturressort, bei den Kulturschaffenden und beim Publikum. Für beide eine sehr belastende Situation, überhaupt keine Frage. Die Kulturschaffenden mussten sich

 

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