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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 29.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 98

 

gegen Erkenntnisgewinn.“ In diesem Sinne rufe ich Sie erneut auf: Lernen Sie Geschichte, schauen Sie sich auch an, was über die letzten mehr als 20 Jahre passiert ist, seit gewisse fossile Entscheidungen getroffen worden sind. Wagen Sie den Gesichtsverlust und kommen Sie zum Erkenntnisgewinn.

 

Jetzt zu meinem eigentlichen Antrag: Sie werden es mitbekommen haben, bei der COP26, der Klimakonferenz - der Herr Stadtrat war auch dort, ist medienwirksam mit dem Zug hingefahren, was ich sehr begrüße - hat Alok Sharma, der Präsident der Konferenz, am Ende mit Tränen verkünden müssen, dass das, was erreicht wurde, leider nicht reicht, dass das Zuhause von hunderten Millionen Menschen, wenn wir so weitermachen, untergehen wird, dass wir Klimaflüchtlinge haben werden und Millionen und Abermillionen an Klimatoten.

 

Das bedeutet, dass wir mehr machen müssen, nicht nur international, sondern auch in Wien. Wir wissen, dass ein Paris-konformer Klimapfad für Wien eine Klimaneutralität zwischen 2030 und 2035 bedeuten würde, und nicht 2040, wie wir es jetzt als Ziel haben. Auf dem Rückweg verkünden Sie, Herr Stadtrat, die Teilnahme am „Race to Zero“ - dabei geht es darum, dass Wien 2040 klimaneutral sein will wie viele, viele andere Städte weltweit - und sagen, dass Wien damit Vorreiter ist. Wir wollen allerdings, dass Wien tatsächlich wieder ins internationale Spitzenfeld kommt. Es gibt diese Gelegenheit der Climate-neutral and Smart Cities und wir wollen, dass Wien Teil der internationalen Speerspitze ist.

 

Eine der 5 Missionen der EU-Kommission ist es, 100 europäische Städte schon bis 2030 klimaneutral zu machen und da wirklich Speerspitze zu sein. Diese Städte werden nicht nur durch Beratung, sondern auch finanziell unterstützt und dazu unser Antrag: Kommen wir wirklich zurück an die Weltspitze, machen wir bei dieser Mission mit und zeigen wir, was alles in einer Stadt wie Wien, die gute Voraussetzungen hat, die das schaffen kann, möglich ist, 2030 und dabei Paris-konform.

 

Wien muss allerdings, das wissen Sie, nicht nur die Ziele ändern, sondern auch die Praxis. Das bedeutet, aufzuhören, das Falsche zu tun und bei der Transformation hin zur klimaneutralen Zukunft alle verfügbaren Hemdsärmel aufzukrempeln. Das heißt, die Krise ernst zu nehmen und auf die Wissenschaft zu hören, „listen to the science“, wie „Fridays for Future“ fordert. Das bedeutet, weg vom Autobahnbau, weg von der Parkplatzkonservierung und weg vom weiter wie bisher Betonieren, hin zu Öffis und Radwege anlegen, Baumpflanzungen und Entsiegelungen fördern und umsetzen, bei der Wärmedämmung Gas geben und dafür raus aus Öl und Gas bei der Raumwärme, kurz, vom Blablabla zum Jajaja. In diesem Sinne erwarte ich mir und hoffe auf Ihre Unterstützung, Wien wieder an die Spitze beim Klimaschutz zu bringen. Danke für die Aufmerksamkeit.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich ersuche um Desinfektion, vielen Dank. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Olischar, selbstgewählte Redezeit ist sechs Minuten, die ich jetzt einstelle.

 

16.21.16

GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP)|: Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Wir haben es heute schon mehrfach gehört, die Pandemie stellt uns vor viele Herausforderungen, gesundheitlich, aber auch finanziell, einen kleinen positiven Aspekt hat sie aber auch. Sie zeigt auf, dass eine gute Versorgung vor Ort wichtig ist und das in den verschiedensten Bereichen, vor allem aber, wenn es um die landwirtschaftliche Produktion von Lebensmitteln geht. Die Wiener Landwirtschaft leistet da Enormes, sie ist einzigartig.

 

Es ist einzigartig, dass wir in Wien innerhalb der Stadtgrenzen Ackerflächen, Weinberge und Gemüseproduktion haben. Unsere Landwirtschaft ist kleinstrukturiert, die meisten Betriebe sind Familienbetriebe, oft Traditionsbetriebe, die seit Jahrzehnten in Wien ihre Produkte erzeugen, und das in einer sehr hohen Qualität. Es wird ja auch sehr viel ins Ausland exportiert, unsere Produkte können sich sehen lassen. Knapp 700 Betriebe produzieren in Wien von Gurken über Paradeiser bis zu Paprika, unser Wiener Wein ist natürlich jedem bekannt. Weniger bekannt sind Feigenbauern oder jene, die Lavendelfelder bewirtschaften.

 

Unser Selbstversorgungsgrad in Wien liegt bei mehr als 30 Prozent, wenn es um Obst und Gemüse geht, und das ist für eine Metropole eine beeindruckende Zahl. Ich möchte an dieser Stelle auch die Gelegenheit nützen und ganz herzlich allen Stadtlandwirten und Stadtlandwirtinnen Danke sagen für ihre tägliche Arbeit und dass sie uns täglich mit ihren tollen Produkten versorgen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, ob es in zehn Jahren nach wie vor Landwirtschaft in Wien geben wird, ist ungewiss. Klimatische Veränderungen spürt auch unsere Landwirtschaft, aber es gibt noch eine viel größere Bedrohung: die Verbauung von wertvollen Böden. Der Bodenverbrauch als Thema fehlt derzeit kaum auf einer Agenda, von Raumordnung über Bodenstrategie bis zur Siedlungsentwicklung. Erst kürzlich war er auch Thema beim Städtetag, ein eigenes Kapitel in einer gemeinsamen Resolution der Städte.

 

Ja, die Stadtentwicklung knabbert an den landwirtschaftlichen Böden. Wachstum der Stadt versus landwirtschaftliche Fläche, diese beiden Disziplinen sind im ständigen Spannungsfeld. Aus meiner Sicht brauchen wir einen verantwortungsvollen, vernünftigen und behutsamen Umgang mit diesem Spannungsfeld und wir brauchen klare Ansagen, wohin die Reise künftig gehen soll.

 

Wollen wir die Landwirtschaft in Wien halten, sehen wir die vielen Vorteile, die sie mit sich bringt - dass sie unversiegelte Flächen bewirtschaftet, dass sie für Biodiversität sorgt, für Klima-, Umwelt-, Tier- und Pflanzenschutz, dass es auch Erholungsflächen für uns alle sind, dass quasi ums Eck produziert wird, dass durch den Verkauf ab Hof und vor Ort kaum CO2 entsteht, weil man die Wege oft zu Fuß zurücklegen kann und keine Transportwege entstehen, dass sie wirtschaftlich wichtig ist, Stichwort Marke, Qualität, Export, dass sie sich aber auch um die Bildung kümmert, beispielsweise Schule am

 

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