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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 25.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 99

 

ein 450 Seiten starkes Dokument, das unsagbar beeindruckend die Dachböden der Innenstadt von Wien dokumentiert.

 

Die vierte wichtige Empfehlung ist der Managementplan, den wir heute hier beschließen. Und - ja - der fünfte Punkt ist das Thema Heumarkt. Auch wenn das Thema Heumarkt heute nicht Thema des Managementplanes ist, möchte ich dazu doch einige Anmerkungen machen. Im Gegensatz zu allen Legenden, Erfindungen und auch oppositionellen Schreckensszenarien, die immer wieder gezeichnet werden, macht der Advisory Mission Report dazu drei ganz konkrete Aussagen, und alles andere, was öffentlich erzählt wird, stimmt nicht, denn der wirklich einzige letztgültige Bericht ist jener vom März 2019. Darin werden, wie gesagt, drei konkrete Aussagen gemacht.

 

Erstens sollen wir einen Kompromiss für das Projekt Heumarkt suchen, zweitens sollen wir beim Projekt Heumarkt sogenannte Mitigation Measures, mildernde Maßnahmen, umsetzen, und drittens sollen wir den negativen visuellen Impact, also den negativen Einfluss auf die Sichtachsen, reduzieren. Es steht in dem Report kein Wort von Beseitigen, sondern es geht um das Reduzieren.

 

Genau das tun wir seit zwei Jahren mit einer großen Bereitschaft und Engagement aller Beteiligten, insbesondere auch des Investors WertInvest, der seit 2012, das sind jetzt neun Jahre eines mühselig langen Planungsprozesses, noch immer die Bereitschaft hat, einen Kompromiss mit uns zu suchen und zu finden. Es besteht eine große Bereitschaft seitens des Architekten Isay Weinfeld und seiner Partner, die das Siegerprojekt mit 74 m Höhe nun bereits zum 2. Mal umplanen. Es besteht eine große Kompromissbereitschaft von allen Planungs- und Baudienststellen der Stadt Wien und insbesondere auch von der Unesco in Paris und jenem international anerkennten Gutachter, der vom Welterbe-Zentrum als Gutachter für das momentan in Diskussion stehende Projekt gewünscht wurde.

 

Es ist jetzt ein sehr intensiver und konstruktiver Dialog im Gange unter starker Einbeziehung der State Party. Ich möchte ausdrücklich hervorstreichen, dass wir unsagbare Unterstützung durch die beiden Bundesministerien, durch Ruth Pröckl vom Kunstministerium und durch Peter Brezovszky vom Außenministerium bekommen. Wir sind derzeit gerade dabei, einen Kompromiss für das Projekt Heumarkt neu zu suchen und zu finden, und ich glaube, wir haben nun eine Variante gefunden, die erstens Welterbe-konform ist, zweitens ausreichende mildernde Maßnahmen im Projekt setzt und drittens den negativen visuellen Impact ausreichend reduziert.

 

Es ist nach wie vor das Ziel, dass wir das Welterbe behalten - und diesbezüglich bin ich sehr optimistisch - und dass wir rasch und optimal eine Umsetzung des Gesamtprojektes am Heumarkt durchführen können.

 

Allen Legenden zum Trotz, muss man sagen. Das ist ein sehr gutes und sehr wichtiges Projekt. Das Projekt besteht aus viel mehr Faktoren als nur aus einem einzelnen Haus. Es geht vor allem auch um den Erhalt des Eislaufvereines in gleicher Größe und die langfristige Absicherung des Eislaufvereines. Es ist dies eine Wiener Institution seit über 150 Jahren, und auch das Rundtanzen am Eislaufverein ist mittlerweile immaterielles Weltkulturerbe. Es geht um die Sanierung des öffentlichen Raumes, um die Öffnung des Geländes und die bessere Durchlässigkeit. Es geht um die kulturelle Bespielung dieses Bereiches in den Sommermonaten. Es geht um die Sanierung des Hotels InterContinental, das nach über 50 Jahren einfach einer Sanierung und einer Neuaufstellung bedarf. Außerdem geht es um ein neues Konferenzzentrum. Es hat im Hotel InterContinental immer ein Konferenzzentrum gegeben, derzeit mit 520 Sitzplätzen, das sich aber in einem sehr schlechten technischen und funktionellen Zustand befindet. Dieses Konferenzzentrum soll im Rahmen dieses Projekt auf ein Fassungsvermögen von 2.000 TeilnehmerInnen vergrößert, insgesamt vervierfacht werden. Es ist dies ganz wichtig für den internationalen Kongressstandort Wien und auch für die vielen neuen Top-Hotels, die sich am Ring und rund um den Stadtpark befinden.

 

Seit März dieses Jahres findet nun ein sehr intensiver und konstruktiver Dialog über dieses Projekt „Heumarkt Neu“ statt. Es war nicht einfach, es ist weltweiter Lockdown, es gibt weltweite Beschränkungen des Reisens, und so war es echt mühsam, in 15 Videokonferenzen zwischen Sao Paulo, München, Aachen, Paris und Wien eine Planung durchzuführen. Aber es ist gelungen, und derzeit ist dieses adaptierte Projekt „Heumarkt Neu“ in der Welterbe-Verträglichkeitsprüfung durch die UNESCO. Wir werden bis Ende dieses Jahres die sogenannte HIA 2 - Heritage Impact Assessment 2 - durch jenen unabhängigen internationalen Gutachter erhalten, der vom Welterbe-Zentrum der UNESCO gewünscht und nominiert wurde. Diese HIA 2 und der dann darauffolgende Technical Review von ICOMOS International werden dann im Jänner 2022 in den sogenannte SOC Report der Republik Österreich Eingang finden, das ist der State of Conservation Report, der jedes Jahr Ende Jänner von den zuständigen Bundesministerien an die UNESCO übermittelt werden muss. Und wir sind hier, und das kann ich mit großer Überzeugung sagen, auf einem sehr, sehr guten Weg.

 

Der heutige Beschluss des Managementplanes Wien ist eine Forderung der UNESCO, er ist ein Meilenstein für die Absicherung des Welterbes in unserer Stadt und ein Quantensprung für die neuen verbesserten Beziehungen zur UNESCO in Paris. Es hat lange gedauert, das stimmt, aber wir sind in guter Gesellschaft. Das Welterbe der Wachau beispielsweise wurde im Jahr 2000 beschlossen und der Managementplan wurde 2017 beschlossen. Das heißt, es ist durchaus üblich, dass es lange Diskussionen gibt. Aber wir haben ein hervorragendes Ergebnis zustande gebracht. Und ich glaube, dass uns hier ein ganz großer Wurf gelungen ist - das sagen uns auch alle, die das schon gesehen haben und davon auch etwas verstehen. Wir haben hier einen wirklich neuen Maßstab gesetzt, auch für Wien, und wir sind auch auf diesem Gebiet wieder federführend und auch ein Role Model in der Welt.

 

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