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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 23.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 109

 

und Pensionisten, Kranke. Kollege Gara hat es mit der Rettungsstatistik schon angedeutet, es werden auch jedes Jahr mehr. Neben Naturkatastrophen und Auswirkungen auf die Gesundheit hat diese Situation natürlich auch direkte Auswirkungen auf unsere Wirtschaft.

 

Über Jahrzehnte funktionierende Geschäftsmodelle werden von heute auf morgen wegbrechen, und glaubt doch bitte einem Solariumbetreiber: Wer will sich schon bei 40 Grad im Schatten in ein Sonnenbett legen, wer will schon bei 40 Grad im Schatten bummeln oder einkaufen gehen. Auch so mancher Schanigarten ist eigentlich erst ab 22 Uhr interessant, wenn er eigentlich schon bald zusperren sollte.

 

Die Klimakrise, auch das ist unbestritten, haben wir hervorgerufen und wir sind schuld an diesem Dilemma. Wir sind die erste Generation, die diese Klimakrise ganz klar spürt, und zugleich aber auch leider die letzte, welche die Klimakatastrophe noch verhindern kann. Steigen wir also auf erneuerbare Energien um, nutzen wir den Markt in Wien, der dadurch entsteht, werden wir Forschungsweltmeister auf diesem Gebiet!

 

Beginnen wir wieder, Wasser in den öffentlichen Raum zurückzubringen, begrünen wir die Stadt, halten wir sie kühl, damit sich die BewohnerInnen wohlfühlen, aber auch, damit in zehn Jahren noch TouristInnen lieber nach Wien kommen als in die Berge oder in den hohen Norden zu fahren! Lassen Sie uns auch darüber sprechen, wie wir unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Stadt übergeben können, denn auch das ist klar: Wir haben diesen Planeten von unseren Kindern und Enkelkindern eben nur geborgt.

 

Als Unternehmer kann ich euch sagen: Das ist nichts Wirtschaftsfeindliches, wenn wir das machen. Es ist nichts Weltfremdes, sondern es ist etwas Notwendiges, das wir einfach nutzen sollten. Wir können diese Chance ergreifen, damit Wien eben wieder - wie es schon einmal war - die lebenswerteste Stadt der Welt wird.

 

Was wir jetzt konkret dafür brauchen, sind Maßnahmen, die Wien auf dem Weg zur Klimahauptstadt optimal unterstützen: Zum Beispiel Lehrstühle an Unis zu diesem Thema, zusätzliche und verstärkte Förderung der Wirtschaftsagentur für innovative Unternehmungen, die sich vor allem um Lösungen in diesem Bereich bemühen, oder eine europaweite Kampagne, die Wien als die innovative Stadt zeigt, die sie eben ist.

 

So wie es KünstlerInnen nach Paris drängt und ModeschöpferInnen nach Mailand, muss es jeden, der auf dem Gebiet forscht oder der plant, ein Start-up zu gründen, nach Wien ziehen. Wenn Wien 2040 klimaneutral sein will, dann müssen wir meiner Meinung nach vor allem drei Hebel bedienen: Raus aus Öl und Gas und Kohle, nämlich nicht morgen, sondern heute, 100 Prozent Wind-, Wasser- und Photovoltaikstrom, Elektromobilität, Alternativen zum Individualverkehr, Wärmedämmung, Passivenergieobjekte, et cetera …

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Herr Gemeinderat, darf ich Sie nur bitten, langsam zum Schluss zu kommen, Ihre Zeit ist schon abgelaufen.

 

Johann Arsenovic (fortsetzend): Wien klimaresilient zu machen, als zusätzliche Chance zu sehen, grün wo immer es geht, Fassadendächer, et cetera. Drittens, mit einer resilienten und kleinteiligen regionalen Kreislaufwirtschaft, die wieder lebenswichtige Dinge vor Ort produziert, eine Wirtschaft, die Güter auch repariert und nicht wegwirft, denn die Wirtschaft der Zukunft, da sind wir uns, glaube ich, einig, ist eine Wirtschaft der kurzen Wege. Die Wirtschaft der Zukunft ist eine grüne Wirtschaft mit lokaler Wertschätzung. - Danke.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet hat sich Frau StRin Mag. Arnoldner. Ich erteile ihr das Wort.

 

11.00.37

StRin Mag. Bernadette Arnoldner|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Wienerinnen und Wiener!

 

Eine Hitzewelle rollt gerade wieder über unser Land, jedes Jahr brechen wir neue Hitzerekorde, und das erinnert uns jetzt direkt an die vielen Herausforderungen des Klimawandels und daran, was wir eben in Sachen Klima- und Umweltpolitik noch alles zu tun haben. Wir sind in Sachen Klima- und Umweltpolitik noch lange nicht dort, wo Wien sein sollte oder auch könnte. Während nämlich in anderen Bundesländern rund die Hälfte des Energieverbrauchs von erneuerbarer Energie abgedeckt wird, sind es in Wien leider nur gerade einmal 10 Prozent. Wir hinken da also sehr hinterher. Wir wissen auch, dass wir bis zu 40 Prozent Strom aus Photovoltaikanlagen produzieren könnten, und da nutzen wir gerade einmal 1 Prozent, das ist also sehr, sehr schwach. Schlimm ist es natürlich auch, dass Wien noch immer von Atomstromimporten abhängig ist.

 

Das heißt, da muss gehandelt werden, vor allem, wenn man sich die aktuellen Zahlen anschaut: Laut einer aktuellen Studie könnte sich nämlich die Stadt bis 2050 um mehr als 7 Grad Celsius erwärmen. 2019 war die Bundeshauptstadt mit über 40 Hitzetagen Österreichs traurige Spitze. Die Hitzegebiete in der Stadt sind in Favoriten, in Ottakring, in Margareten. Da sind natürlich dann in den vereinzelten Grätzln Menschen besonders stark von der Hitze betroffen, das hat man ja in den letzten Tagen auch wieder bemerkt.

 

Was können wir also tun, damit wir diese Entwicklung jetzt rasch entschleunigen? - Wir müssen an den Klimazielen arbeiten und wir müssen vorsichtiger und nachhaltig mit den Ressourcen umgehen. Wir müssen rasch in erneuerbare Energien investieren. Leider ist halt auch die Klimapolitik in den letzten Jahren sehr linksideologisch befangen gewesen, da ist außer der populistischen Symbolpolitik und einem Lippenbekenntnis nicht viel weitergegangen. Wir von der neuen Volkspartei verfolgen das Konzept der ökosozialen Marktwirtschaft, das auch schon seit Jahrzehnten fest in der DNA der Volkspartei verankert ist. Ökosoziale Marktwirtschaft klingt vielleicht ein bisschen kompliziert, ist es aber nicht, es ist nämlich ein Zusammenspiel von Mensch, Wirtschaft und Umwelt.

 

Ich kann Ihnen sagen, ich komme aus der Privatwirtschaft und habe dort über zehn Jahre in einem internationalen Unternehmen gearbeitet, wo das wirklich in allen

 

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