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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 34 von 97

 

ve der Geschäftsgruppen Kultur, Stadtentwicklung und Wohnen gegründet, ist ja ein wirklich sehr gelungenes Projekt. Allein schon dieses Spartenübergreifende - Kultur, Stadtentwicklung, Wohnen - ist ja schon einmal eine ganz spannende Geschichte. Bei der KÖR geht es vor allem um eines: Es geht nicht nur um kulturelle Projekte im öffentlichen Raum, es geht bei der KÖR auch darum, dass Kunst und Kultur in den Bezirken, in den Grätzln in dieser Stadt identitätsstiftend wirken. Bei der KÖR geht es nicht darum, irgendwelche Grätzln und Orte in dieser Stadt zu behübschen, zu beschönen, mit einem Mascherl zu versehen, es geht bei den Projekten der KÖR vor allem um die inhaltliche Auseinandersetzung mit diesen Kunst- und Kulturobjekten.

 

2020 haben wir es im Koalitionsabkommen festgehalten, kulturelle Stadtentwicklung haben wir es genannt. Da geht es darum, Kunst und Kultur bis an die Grenzen der Stadt zu führen, Kunst und Kultur aus dem Zentrum der Stadt raus in die Peripherie zu bringen, bis an die Grenzen dieser Stadt wirken zu lassen. Genau das ist es, was die KÖR seit 2004 ja schon macht. - 2004, das klingt visionär, wahrscheinlich war es 2004 auch schon visionär.

 

Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass Kunst und Kultur im öffentlichen Raum, also dort, wo die niederschwelligste Begegnung mit Kunst und Kultur stattfindet, eine ganz besondere Rolle einnimmt, weil sie nämlich entstandene Ungleichheiten in der Gesellschaft thematisieren kann, das Misstrauen, die Gräben in unserer Gesellschaft - all das kann Kunst und Kultur im öffentlichen Raum widerspiegeln und in einen gesellschaftlichen Diskurs überführen.

 

Kunst und Kultur haben das Potenzial, eine politische Öffentlichkeit zu generieren, und Öffentlichkeit ist immer der Anstoß für einen Diskurs, und der Diskurs fördert Auseinandersetzung, im Idealfall die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden. Dadurch entsteht ein Austausch, durch diesen Austausch entsteht möglicherweise Verständnis, und dadurch werden soziale Räume geschaffen, die identitätsstiftend wirken. Daraus entsteht ein Gefühl der Teilhabe, der Zugehörigkeit zum Leben der Stadt, es entstehen Synergien, und letztendlich entsteht aus Kunst und Kultur im öffentlichen Raum auch Gemeinschaft. All das ist die Aufgabe von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum.

 

Kunst und Kultur im öffentlichen Raum nimmt aber auf Grund der einfachen Zugänglichkeit und der einfachen Erlebbarkeit auch einen ganz besonderen Stellenwert ein. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich jedenfalls war immer schon ein sehr leidenschaftlicher Spaziergänger, also ich habe die Pandemie dafür nicht gebraucht, aber auf den unendlich vielen Spaziergängen, die ich in den letzten Monaten durch diese Stadt gemacht habe, bin ich immer fündig geworden. Auch in den Zeiten, in denen die Museen und Ausstellungen geschlossen waren, bin ich immer fündig geworden und habe Orte der Kunst und der Kultur entdeckt, beispielsweise diese feministische Kunstintervention von Katharina Cibulka mit dem Titel „Solange“, dieses Baustellennetz am Graben, das, überdimensional bestickt, uns Botschaften sendet. Es thematisiert nicht nur den Gendergap zwischen den Einkommen von Männern und Frauen, es thematisiert auch sehr eindrucksvoll den Kampf der jungen Generation, sich Gehör zu verschaffen, um nachhaltige Veränderung herbeizuführen. Genau das ist die Aufgabe von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum, nämlich diesen Diskurs ins Zentrum zu stellen. Oder das Projekt „see“ am Platz der Kinderrechte: Mit dem Anliegen, einen eigenen Platz für Kinder zu generieren, ist da ein poetisches Farbenspiel gezaubert worden, und das Ganze in einem Jahr, in dem die häusliche Gewalt zugenommen hat, in dem man am Umgang mit den Kindern in den Elendslagern an der europäischen Außengrenze sieht, wie wichtig es ist, diese Anliegen ins Zentrum des gesellschaftlichen Diskurses zu stellen. Und das ist die Aufgabe von Kunst und Kultur und besonders von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum.

 

Kunst und Kultur haben das Potenzial, eine politische Öffentlichkeit zu generieren, und das ist gut so. Die Meinungen, die man sich bildet, die Schlüsse, die man aus Kunst und Kultur im öffentlichen Raum zieht, sie alle mögen unterschiedlich sein, auch das ist gut so, aber daraus entsteht ein Diskurs, und dieser Diskurs ist wichtig in einer Stadt wie Wien.

 

Mit der verstärkten Unterstützung von Kunst und Kultur machen wir vor allem eines: Wir unterstützen diese gesellschaftliche Auseinandersetzung. Und das ist gut so.

 

Ich wünsche der KÖR weiterhin alles Gute, viele spannende Projekte für die Stadt und bedanke mich für ihre enorm wertvolle Arbeit für diese Stadt. - Danke schön.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berner. Ich erteile ihr das Wort.

 

12.20.32

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren vor den Bildschirmen und liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Saal!

 

Zum WUK wird dann mein Kollege Martin Margulies noch Stellung nehmen, ich rede zur KÖR. Die Geschichte hat Thomas Weber schon sehr schön zusammengefasst, und ich werde mich gerne dem Lob an die KÖR anschließen und noch ein bisschen etwas zur Zukunft zum Zentrum meiner Rede machen.

 

Corona - das haben auch Sie schon angesprochen, Herr Weber - hat uns allen gezeigt, wie schnell der gewohnte Alltag sich verändern kann. Plötzlich ist alles zu. Plötzlich sind wir auf die eigenen vier Wände angewiesen und können Kultur vor allen Dingen im Fernsehen genießen und vielleicht noch ein paar Online-Angebote. Und dann gibt es auch noch etwas anderes: Es gibt die Kultur im öffentlichen Raum. Es gibt Installationen, die uns inspirieren. Es gibt Orte, die uns in neuen Blickwinkeln präsentiert werden. Das alles kann die KÖR, die Kunst im öffentlichen Raum, mit ihren Projekten. Sie schafft Zugänge, ohne dass man ins Museum geht. Sie schafft Diskursräume wie zum Beispiel den Tisch am Platz der Menschenrechte, wo auch während Corona Leute zusammengekommen sind und miteinander ein bisschen geplaudert haben. Oder den Steppensteg - so

 

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