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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 28.01.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 100

 

nicht so weit. Es gilt das Motto: ambulant vor stationär, Prävention vor Krisenzentrum. Wir investieren viel darin, dass es gar nicht so weit kommt, dass die Kinder ins Krisenzentrum kommen müssen. Dafür gibt es viele unterschiedliche Projekte in der ambulanten Betreuung der Kinder, zum Beispiel über die Caritas oder SOS.

 

Wir führen laufend Gespräche zur Erweiterung der familienunterstützenden Angebote. Es geht darum, Familien miteinzuplanen. Es gibt diesbezüglich unterschiedliche Anbieter, und es wird auch gerade eine Ausschreibung ausgearbeitet, um zusätzliche familienunterstützende Leistungen anbieten zu können.

 

Darüber hinaus wird die Anzahl der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den 18 Regionalstellen der sozialen Arbeit erhöht. Es wird gerade der Personalaufwand evaluiert, professionell begleitet über das Zentrum für Verwaltungsforschung.

 

Wir haben hier ein gesamtes Bündel an Maßnahmen, das dazu beitragen soll, die bisherigen Krisenzentren zu entlasten, die eine sehr, sehr herausfordernde Aufgabe zu stemmen haben und eine zusätzliche Entlastung brauchen. Es wird darüber hinaus auch eine Entlastung durch die Intensivierung der ambulanten Betreuung, durch mehr Prävention geben, um so die Krisenzentren etwas zu entlasten. Ich bin zuversichtlich, dass mit dem heurigen Jahr weitere Fortschritte erreicht werden können.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag. Konrad gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat.

 

9.08.51

GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Vielen Dank für die Beantwortung, Herr Vizebürgermeister. Sie haben mehrmals die gestiegenen schwierigen Herausforderungen angesprochen. Können Sie uns noch ein Bild davon geben, welche Kinder das sind, die der MA 11 derzeit Schwierigkeiten bei der Suche nach Nachfolgeeinrichtungen der Krisenzentren bieten?

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Herr Vizebürgermeister, bitte.

 

VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Sehr gerne. Das sind vor allem schwer verhaltensauffällige Kinder, da vor allem Burschen - weniger Mädchen - mit erhöhtem Aggressionspotenzial, die meistens schon Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben, aber noch strafunmündig sind. Dementsprechend braucht es eine Betreuung über ein Krisenzentrum. Es gibt oft begleitende psychiatrische Diagnosen, also ist in solchen Fällen oft auch eine ärztliche Betreuung notwendig.

 

Dieses besondere Krisenzentrum soll eben dazu dienen, diese besonders verhaltensauffälligen Jugendlichen aus unterschiedlichen Krisenzentren in dieses Spezialkrisenzentrum zu bekommen, um so die anderen Krisenzentren zu entlasten.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Berner gestellt. Bitte schön.

 

9.10.17

GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Die Situation der Krisenzentren für Kinder und Jugendliche ist katastrophal, es gibt Überbelegungen von 147 Prozent, das ist wirklich jenseitig. Der Stadtrechnungshof hat deshalb empfohlen, in zwei Richtungen Verbesserungen zu machen. Die erste ist ein Ausbau der ambulanten Beratungs- und Betreuungsangebote, und da geht es vor allen Dingen auch um frühzeitige Prävention und Interventionen, wie früher Hilfen. Werden Sie diese in den nächsten Jahren ausbauen?

 

Außerdem gibt es eine große Überbelegung, der man nur entgegenhalten kann, wenn Kleinstkinder zu Krisenpflegeeltern kommen, denn diese sind zu oft auch in Krisen-WGs untergebracht. Deshalb die Frage: Wie wollen Sie das Berufsbild, die Arbeitssituation der Krisenpflegeeltern verbessern, um deutlich mehr Kinder von null bis drei bei Krisenpflegeeltern unterbringen zu können?

 

Der zweite Teil der Verbesserungsvorschläge des Rechnungshofs betrifft die unerträgliche Situation der MitarbeiterInnen in den Krisenzentren - 1.900 Überstunden jährlich sind in keiner Weise sinnvoll. Was wurde und wird getan, um ausreichend qualifizierte MitarbeiterInnen in Krisen-WGs zu haben und sie zu unterstützen beziehungsweise zu entlasten?

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Vizebürgermeister.

 

VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich sehe da drei Fragen, die ich gerne beantworten möchte. Zur Frage betreffend die frühen Hilfen: Ja, die werden ausgebaut. Das ist mir auch ein besonderes Anliegen, nämlich wirklich in die frühen Hilfen so zu investieren, damit es gar nicht so weit kommt, dass die Kinder ins Krisenzentrum kommen müssen. Dies aus zwei Gründen: Der erste ist eine menschliche Perspektive, denn es ist natürlich besser, wenn man es schafft, die Kinder mit ihrer Familie zu begleiten, sodass es gar nicht zur Kindsabnahme kommen muss. Dazu gibt es gute Konzepte, es gibt laufend Gespräche mit unterschiedlichen Trägern, wie wir diesbezüglich die Hilfsangebote ausbauen können. Der zweite Grund ist eine finanzielle Frage, denn langfristig gesehen ist die Unterbringung in Krisenzentren unglaublich kostenintensiv. Alles, was man schaffen kann, damit es gar nicht dazu kommt, ist langfristig gesehen auch eine sehr, sehr sinnvolle Investition.

 

Zur Frage der Pflegeeltern: Es wird jetzt im Zuge von Gemeinderat und Landtag und zumindest im letzten Ausschuss wieder valorisiert, welche Beiträge die Pflegeeltern bekommen. Und ja, das ist eine ganz wichtige und schwierige Aufgabe und die Pflegeeltern müssen in ihrer Tätigkeit unterstützt werden. Es ist sehr, sehr wichtig, dass da auch Hilfsangebote für diese Pflegeeltern zur Verfügung gestellt werden.

 

Zur dritten Frage betreffend die Überstunden: Ich habe mir das sehr genau angesehen, weil das im Stadtrechnungshofbericht sehr klar dargestellt worden ist. Es gibt vor allem ein paar Zentren, in denen besonders viele Überstunden anfallen. Da gibt es an die Zentren, die besonders viele Überstunden haben, auch schon die Anweisung, darauf zu schauen, dass diese Überstunden nicht in diesem Ausmaß anfallen. Über zusätzliche Personalaufstockung in Regionalstellen schaffen wir es, mit der Anzahl der Überstunden runterzukommen. Das ist auch auf jeden Fall notwendig.

 

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