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Gemeinderat, 74. Sitzung vom 24.09.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 101

 

werde ich getestet, ich bekomme eine Information, wann kommt das Testergebnis. Diese Klarheit ist wichtig für die Menschen, damit sind die Schulen und auch die Unternehmen planbar.

 

Ich habe auch gesagt, ergänzen wir das Ganze auch noch, ergänzen wir das um ein Gesundheitstagebuch, in das ich meine Symptome eintragen kann - habe ich Kopfschmerzen, habe ich Halsschmerzen, habe ich Geschmacksverlust -, denn wenn Menschen beginnen, diese Symptome auch in diesem Gesundheitstagebuch einzutragen, mit einem Chatbot, der Fragen stellt, dann habe ich das einmal abgespeichert. Wenn irgendwann der Punkt eintritt, dass ich sage, eigentlich sollte ich jetzt 1450 anrufen, könnte ich diese Daten auch übertragen. Damit haben wir einen viel besseren Einblick ins Infektionsgeschehen der Stadt, weil wir dann natürlich auch sehen, an welchen Orten welche Symptome gehäuft auftreten. Auch das habe ich im März vorgeschlagen.

 

Ein weiterer Punkt: Die Teststraßen waren tatsächlich die Notwendigkeit, weil die Bundesregierung das komplett vermasselt hat. Plötzlich war Sperre, plötzlich sind alle an die Grenzen gefahren, an der Grenze war Chaos, lange Wartezeiten, Menschen haben irgendwelche Zetteln ausgefüllt, von Digitalisierung überhaupt keine Rede: Also ich frage mich ja, was Digitalisierungsministerin Schramböck dazu sagt, ich frage mich auch, was Innenminister Nehammer dazu sagt, der immer so große Vorschläge für die Stadt Wien hat. Beide haben vollkommen ausgelassen. Und jetzt mit Vorschlägen zu kommen, das finde ich ja schon ein bisschen anmaßend, und nein, wir brauchen auch keine Polizisten für das Contact Tracing. Ich habe auch rechtzeitig gesagt, wir hätten Ende Juni genug StudentInnen, MedizinstudentInnen gehabt. Hätte man die, statt in den Tageszeitungen für kostenlose Gastro-Gutscheine Schnitzelinserate zu schalten, aufgerufen, bitte meldet euch, um eine Ausbildung als Contact Tracer zu bekommen, um eine Ausbildung für das Testen für die Abstriche zu machen, dann hätten wir wahrscheinlich Hunderte, vielleicht ein paar Tausende, die dann diese Ausbildung gemacht hätten und abrufbar wären, genau zum jetzigen Zeitpunkt.

 

Und das ist das, was ich meine, wir rennen dem Virus hinterher. Da eine solche Pandemie ein sehr komplexes System ist, komplexe Systeme nichtlineares Verhalten zeigen, komplexe Systeme bei kleinen Ereignissen große Auswirkungen haben, kann man nicht einfach sagen, wir waren überrascht, dass das Infektionsgeschehen sich jetzt plötzlich so steigert, so Hokuspokus. Nein, sehr geehrte Damen und Herren, man darf nicht überrascht sein, man darf schon gar nicht in einer Pandemie überrascht sein, bei der man - ich vergleiche diese Pandemie mit einem Marathonlauf - die ersten 15 km eigentlich ganz gutes Tempo gemacht hat, aber jetzt ist das ein bisschen ins Stottern geraten.

 

Das ist die Realität und das ist der Grund, warum wir NEOS diese Dinge auch ganz klar auf den Punkt bringen, auf den Tisch legen wollen und sagen, okay, ja, lasst auch einmal den Stadtrechnungshof darüber schauen. Ich halte das für wichtig, ich halte das für wichtig im Sinne der Transparenz, weil wir haben im Zuge der Pandemie auch sehr, sehr vielen Mitteln zugestimmt, die notwendig sind, ich verstehe das alles. Es ist dann aber schon auch wichtig, zu wissen, warum die so wichtigen Maßnahmen, genügend Contact Tracer zu haben, nicht geklappt haben. Das wollen wir wissen. Ich halte das für wichtig, dass wir Einblick bekommen, warum das nicht passiert ist.

 

Ein weiterer Punkt, das Thema der Schulen, ist eines, das uns extrem wichtig ist: Dass Schulen offen bleiben, dass Sicherheit in den Schulen herrscht. Wir haben Anfang Juli einen Vorschlag gemacht, dass man eben epidemiologisch testet. Was heißt das? - Regelmäßig 5.000 bis 10.000 SchülerInnen randomisiert, also per Stichprobe, in Wien zufällig in zufälligen Schulen ausgewählt, um einen Einblick sozusagen in das Grundrauschen des Virus zu bekommen: Also wie hoch ist diese Infektion tatsächlich. Warum bei Schülerinnen und Schülern? Und da spreche ich vor allem natürlich von den Älteren, nicht vom Kindergartenbereich. Weil Schüler die gesamte Wiener Bevölkerung repräsentieren, sie präsentieren alle Bezirke, das heißt, wir haben damit einen guten epidemiologischen Einblick in das Infektionsgeschehen.

 

Im Moment sind wir im Blindflug, denn das, was wir an Testungen bekommen, ist nicht repräsentativ, sondern zufällig. Es sind zufällig jene, die bei der Teststraße waren, weil sie gerade in Kroatien waren, aber viele andere werden dabei nicht erfasst. Das heißt, wir brauchen zwei Dinge: Wir brauchen diese Akuttestungen, aber wir müssen auch epidemiologisch testen. Das war ein Vorschlag, den wir Anfang Juli gemacht haben. Anfang Juli haben wir auch gesagt, wir brauchen diese mobilen Testteams in den Schulen, eine Art Fast Lane, um schnell vor Ort zu testen.

 

Im Juni hat die Stadt Wien gut den Gurgeltest überprüft, in Schulen getestet, ja, das war eine gute Geschichte, absolut hervorzuheben. Man hat auch relativ schnell gesehen, dass das ziemlich gut funktioniert. Es haben auch Wissenschaftler gesagt, der Test funktioniert gut. Das war Ende Juni, jetzt sind wir fast drei Monate später und jetzt beginnt man mit Gurgeltests in Schulen. Ganz ehrlich, das verstehe ich nicht. Braucht man drei Monate, um einen solchen Test validieren zu lassen? Mitten in einer Pandemie, in der wir darüber reden, dass wir innerhalb eines Jahres einen Impfstoff haben wollen, da brauchen wir drei Monate, um einen solchen Test zu validieren? Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist viel zu langsam, wir rennen dem Virus damit immer hinterher.

 

Ja, diese mobilen Testteams, ich bin froh, dass das jetzt passiert, wir haben das auch begrüßt, aber trotzdem sage ich: Das ist ein bisschen langsam, da hätte man auch schneller agieren können. Das heißt, wir haben einfach eine Reihe von Themen in Wien, die letztendlich dazu führen, dass wir relativ hohe Infektionszahlen haben. Ich möchte dazusagen, die Zahlen kann man aber nicht mit April und März vergleichen, denn der Kontext war ein anderer. Selbst wenn wir dieselben Zahlen haben: Damals wussten wir nicht, wie sich das Virus verbreitet, wir kannten die Dispersion des Virus nicht, wir

 

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