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Gemeinderat, 74. Sitzung vom 24.09.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 55 von 101

 

Schmäh auf Kosten des Bundes in dem Fall, denn der hat dann die Studienkosten gezahlt. Auf der anderen Seite verstehe ich es natürlich auch, da genau diese Klientelpolitik passiert, die SPÖ-typisch ist. Denn neben diesen Absolventen der MINT-Fächer kommt natürlich dann immer die Armada der schwer vermittelbaren Akademiker. Wir finden dann Soziologen und Absolventen internationaler Entwicklung, wo ich schon verstehe, dass auch da eine Joboffensive geschaffen werden soll, aber bitte nicht auf Kosten der Wienerinnen und Wiener.

 

Und wie ist diese Ausschusssitzung dann abgelaufen? Also Fragen gab es nur von der FPÖ, die ÖVP hat nichts gesagt - was ich natürlich auch verstehe, wenn man sich anschaut, in welchen Kindergärten dieses Projekt stattfinden soll. Auf der einen Seite haben wir die Kinderfreunde. Gut, das ist üblich, also das ist das System Wien. Das zukünftige System Wien, zumindest so, wie es sich die ÖVP erhofft, ist aber natürlich auch ihre eigene Einbindung, nämlich hier in Form einer Nähe - ich behaupte das jetzt einmal - der Nikolausstiftung, die so ÖVP-fern nicht sein wird. Als dritten schweigsamen Part in der Ausschusssitzung, der nichts hinterfragt, haben wie die NEOS. Das Verhalten erklärt sich dann aber dadurch, dass, wenn man so ein Triggerwort wie Bildung ausstreut, die NEOS sagen: Bildung, super machen wir, zahlen wir, was kostet die Welt! Ob das jetzt gescheit ist oder nicht, „on the long run“ finanzierbar oder nicht, alles egal, Triggerwort, NEOS sind an Bord.

 

Also vielleicht könnte man sich darauf einigen, wenn der Stadtrat sagt, man bekommt so schwer Kindergartenpädagogen, dass die Stadt Wien endlich einmal beginnt, ihre Angestellten entsprechend zu entlohnen. In einem marktwirtschaftlichen System schlägt sich das dann dadurch nieder, dass sich auch mehr Leute für diesen Beruf begeistern können, weil dann einfach auch der Beruf attraktiver wird. Das ist Ökonomie für Anfänger, vielleicht in der Sozialdemokratie auch geschichtlich geboren noch nicht ganz angekommen, ich gebe es Ihnen aber auf diesem Weg mit.

 

Wir halten das für einen Gag der Sozialdemokratie, auf der einen Seite, um zu sagen, beste Köpfe für unsere Kinder, was aber nicht Wien-weit ausrollbar ist, zweitens zur Bedienung einer Klientel eines gewissen Absolventenkreises, der sonst keinen Job findet, drittens für eine Vertuschung oder die Verschleierung des bisherigen Versagens in der Kindergartenpolitik und natürlich auch zum Einbinden und Einkaufen anderer Fraktionen. Zusammengefasst kann man sagen: Wir sind natürlich für eine erhöhte Bildung, wir sind für eine Förderung der Kinder im Kindergarten, in der Vorschule, in der Volksschule, keine Frage. Aber dann doch bitte mit Personen, die dafür langjährig qualifiziert ausgebildet wurden, anständig entlohnt werden, und nicht mit irgendwelchen Experimenten, dass dann Physiker, wie uns dann gesagt wurde, den Kindern Uno-Spielen beibringen - dafür sind wahrscheinlich die Physiker überqualifiziert und auf der anderen Seite pädagogisch nicht geeignet. Zahlen Sie Ihre Angestellten gut, dann haben Sie auch welche und Sie brauchen sich nicht irgendwelcher Scheinprojekte bedienen, um dann vor der Wahl irgendeinen Schmäh zu machen und sagen zu können, die Bildung ist in sicheren Händen. Die Bildung ist bei Ihnen nicht in sicheren Händen, wie auch der Wohnbau, wie auch das Soziale, meines Erachtens ist bei Ihnen gar nichts in sicheren Händen, deswegen sollten die Wähler am 11. Oktober auch FPÖ wählen. - Danke schön.

 

Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster gelangt GR Mag. Gremel zu Wort.

 

14.40.42

GR Mag. Marcus Gremel (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Geschätzte Frau Berichterstatterin! Meine werten Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Um gleich an die etwas humoristische Rede des Kollegen Blind anzuschließen und vielleicht auch ein Stück weit in seinem Wording zu bleiben, möchte ich Sie daran erinnern, dass es in dem Fall weniger um sinnerfassendes Verstehen ökonomischer Maßnahmen geht, sondern in Ihrem Fall um sinnerfassendes Verfolgen von Gemeinderats- und Landtagssitzungen. Denn wenn Sie sich da jetzt rausstellen und fordern, dass wir unsere Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen besser zahlen sollen, darf ich Sie schon an die letzte Dienstrechts- und Besoldungsreform erinnern, wo wir massiv höhere Einstiegsgehälter für unserer Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen umgesetzt haben. Und das ist durch mehrere Debatten, die wir hier geführt haben, ganz klar aufgezeigt, dass das nicht das Problem ist, warum wir einen Pädagoginnen- und Pädagogenmangel haben, sondern schlicht die Ausbildung.

 

Zu „Teach for Austria“ insgesamt hat die Frau Kollegin Schwarz sehr viele richtige Dinge gesagt, die ich so eigentlich nur unterstreichen kann. Ich möchte vielleicht noch ergänzen, dass das ja kein Projekt ist, das jetzt auf einmal vom Himmel gefallen ist, sondern dass die ganz viele Jahre Erfahrungen haben mit genau diesem Modell im Schulbereich, in Wien, in Österreich, sogar europaweit, und dass es nicht darum geht, Dreijährigen, wie meiner Tochter, oder Fünfjährigen, wie Ihren Kindern, Molekularbiologie auf akademischem Niveau näherzubringen, sondern dass es darum geht, mit Diversität auch im Kindergarten in Auseinandersetzung mit ganz anderen Lebenserfahrungen halt einfach neue Blickwinkel zu generieren. Und dieses Projekt ist an und für sich … (Zwischenrufe bei der FPÖ.) - Na selbstverständlich. Ich bin mir sehr sicher, dass ich viel öfter in einem Kindergarten war als Sie, und ich weiß auch, dass dort ganz großartige und phantastische Arbeit geleistet wird in dieser Stadt. Sollten Sie sich vielleicht auch einmal anschauen. (Zwischenruf bei der FPÖ.) - Ja, es sind auch bei den Begleitungen von den Fellows natürlich unsere Pädagoginnen und Pädagogen dabei. Natürlich gibt es da eine Qualitätssicherung. Natürlich gibt es da eine laufende Evaluierung. Aber bitte, es ist doch nicht schlecht, wenn wir zusätzliche Blickwinkel, zusätzliche Menschen, die sozusagen auch den Kindern eine Bereicherung bieten können, in den Kindergarten geben.

 

Und es ist auch nicht das Einzige, was wir machen, weil Sie sagen, wir tun das nur mit 13 Fellows an einigen wenigen Standorten im 10. und im 11. Bezirk. Das ist nicht wahr. Wir haben schon allein als Stadt Wien mit

 

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