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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 24.06.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 63 von 147

 

Aber wie wir wissen, sind mit Corona nicht nur die Arbeitslosenzahlen gestiegen, sondern auch die Belastung in den Familien. Die WHO geht sogar davon aus, dass es eine Zunahme von 60 Prozent von Gewalt gegen Frauen und Kinder in dieser angespannten Zeit gegeben hat, weltweit. Wie viel es in Wien ist, wir wissen es noch nicht. Es gibt noch keine Zahlen dazu. Was wir aber wissen, ist, dass durch das Schließen vieler Sozialeinrichtungen, vieler Jugendzentren, Schulen und Kindergärten auch die soziale Kontrolle reduziert war. Kinder hatten weniger Chance, außerhalb der Familie AnsprechpartnerInnen zu finden. Wer also soll den Familien, die Schwierigkeiten haben, die vielleicht Gewalt erlebt haben, Hilfe bringen? Wie kann den Kindern geholfen werden? Ja, es gibt die MitarbeiterInnen der MA 11 und die haben sich sehr bemüht, da zu arbeiten, aber aufsuchende Arbeit war nicht möglich oder nur in sehr seltenen Fällen. Deshalb müssen wir jetzt überlegen, sollte es einen zweiten Lockdown im Herbst geben: Was machen wir dann? Wir dürfen die Familien, die Kinder und die Jugendlichen in so schwierigen Zeiten nicht alleine lassen. Es braucht sicher auch in diesem Bereich nämlich einerseits ein außerschulisches Angebot, eine telefonische Betreuung, aber auch noch was ganz anderes: Eine Vor-Ort-Versorgung oder eine Parkbetreuung, die sich auch gezielt mit den sozialen Fragen auseinandersetzt.

 

Bei einem weiteren Lockdown müssen wir sicherstellen, dass die Kinder und Jugendlichen weiterhin auch außerhalb der Kernfamilie Ansprechpersonen haben, wenn es diese Schwierigkeiten in der Familie gibt. Es geht dabei um massive Schwierigkeiten, nicht um den familiären Streit ums Mittagessen, sondern um körperliche Übergriffe und andere psychische und physische Misshandlungen. Wir brauchen ein Angebot für Kinder, damit wir ihnen in dieser Krise beistehen können. Es ist unsere Fürsorgepflicht, den Schwächsten, das sind Kinder und Jugendliche, beizustehen, am besten mit einem Angebot der Stadt. Das wird zum Teil jetzt schon von gut ausgebildetem Personal angeboten, und wir hoffen, dass die auch weiter so bestehen können. Langfristig müssen wir uns um neue Formen des Kinder- und Jugendschutzes in den Institutionen kümmern und das dort besser verankern. Das heißt, Sensibilisierung des Personals für Anzeichen von Übergriffen auf Kinder, aber auch gleichzeitig Reflexionsräume für die Institutionen selbst. Sportvereine, Musikschulen, Kindergärten, überall, wo eins zu eins Betreuung stattfindet, kann es auch Übergriffe geben. Und es kann sich auch die Gruppendynamik so verändern, dass es sehr destruktiv für einzelne Kinder wirkt, dass es zu Ausgrenzungen oder auch mehr kommt. Wir müssen als Stadt, als Politikerinnen und Politiker genauer hinsehen und an neuen Konzepten arbeiten, um für Kinder und Jugendliche Schutz im Sinne der Kinderrechtscharta zu ermöglichen. Der Kinder- und Jugendanwalt und einige Vereine haben schon Vorschläge dazu ausgearbeitet, wie wir den Kinderschutz noch besser in der Stadt verankern können. Und auch in der „Werkstadt Junges Wien“ gibt es einen eigenen Aktionsplan für Gewaltprävention und wie man mit Auseinandersetzungen umgeht. Das haben die Jugendlichen selbst gefordert und wir sollen auf jeden Fall in dieser Richtung weiterarbeiten. Ich werde mich sehr dafür einsetzen. Bleiben wir gespannt, arbeiten wir daran, die Kinder- und Jugendstrategie in den schönen und auch in den ein bisschen anstrengenderen Punkten weiterzuentwickeln. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, möchte ich nur darauf hinweisen: Es sind noch rund 29 Minuten bis 16 Uhr, und es sind noch 2 Redner gemeldet. Ich darf bitten, nicht kurz zu sein, aber einfach Rücksicht zu nehmen, weil um 16 Uhr werde ich die Sitzung unterbrechen. Also ich fordere niemanden auf, kürzer zu sprechen, aber ich wollte es nur sagen, okay.

 

Als nächster Rednerin ist GRin Schwarz zum Wort gemeldet. Bitte, Frau Kollegin.

 

15.33.07

GRin Sabine Schwarz (ÖVP)|: Vielen Dank, sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Damen und Herren!

 

Ich möchte ganz kurz auf drei Punkte eingehen. Der eine ist, und da möchte ich bitte jetzt auch einmal eine Lanze für die Polizistinnen und Polizisten in dieser Stadt brechen, weil ich habe, wie ich den Bericht gelesen habe, mir echt gedacht, das ist irgendwie sehr interessant, weil ich erlebe die Wiener Polizei schon sehr anders. Also da möchte ich jetzt einfach einmal ein Beispiel erzählen: Es gibt einen unglaublich netten Polizisten, der vor einer Volksschule immer Schülerlotse ist, der jedes Kind, wenn es über die Straße geht, fragt: Wie geht es dir? Wie war dein Tag? Der weiß sogar, ob sie Tests gehabt haben, und so weiter. Das ist auch die Wiener Polizei, und dafür sage ich herzlich: Vielen Dank, dass Sie auf unsere Kinder achten!

 

Das Zweite ist, ich finde es schade, dass die NEOS ihren eigenen Antrag für ein unabhängiges Jugendzentrum zurückgezogen haben, denn ich möchte schon auch an die Studie über die offene Jugendarbeit erinnern und da sehr wohl das Thema das Einstellungsmuster von muslimischen Jugendlichen gegenüber anderen ethnokulturellen Gruppen. Die Studie basiert ja auch auf Interviews, die Mitarbeiter der MA 13 durchgeführt haben. Da hat man sehr wohl auch erkannt, dass in den Jugendzentren 50 Prozent aller Jugendlichen eine abneigende Haltung gegenüber homosexuellen Jugendlichen haben. Daher finde ich das schade, weil ein unabhängiges Jugendzentrum, so wie es eben die NEOS gefordert hätten, hätten wir sehr gerne unterstützt.

 

Den vorliegenden und nun vorliegenden Antrag können wir nicht unterstützen, und ich sage auch wie immer, warum: Weil wir der Meinung sind, dass der Wiener Gemeinderat keine Arbeitsaufträge an die Bundesregierung geben soll. Das ist der Grund, warum wir diesem Antrag nicht zustimmen. Danke.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ornig. Ich erteile ihm das Wort. - Bitte noch kurz desinfizieren.

 

15.35.37

GR Markus Ornig, MBA (NEOS)|: Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

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