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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 11.12.2020, Wörtliches Protokoll  -  Seite 64 von 101

 

Landwirtschaft, das ist ein Schmücken mit fremden Federn und ein Alleinlassen vieler, die ihren Teil dazu beitragen, dass unsere Stadt so besonders und so besonders lebenswert ist. 14 Punkte hat sich die neue Stadtregierung im Bereich Landwirtschaft vorgenommen. Konkrete Ziele kann ich sie nicht nennen, denn was fehlt, ist das Konkrete.

 

Einen Punkt möchte ich näher behandeln, weil er einfach zeigt, dass es mehr braucht, vor allem echtes Interesse, Zuhören und einen Blick hinter die Kulissen, und das ist das Thema Bioquote. Wenn man den Punkt dazu im Regierungsprogramm liest, hat man den Eindruck, das ist ja das Einfachste der Welt: „Wir werden die biologische Landwirtschaft weiter fördern, um deren Anteil an der Landwirtschaft weiter zu erhöhen.“ - Zitat. Das ist schön, das klingt ja wirklich vielversprechend. Erhöhen wir doch einfach mal die Bioquote, Bio ist gefragt, das kommt gut an, es ist sympathisch, das wird schon hinhauen. Nur, wie Sie unterstützen wollen, das bleibt offen, sehr geehrte Damen und Herren. Fakt ist, eine Umstellung auf Bio ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Bei manchen Betrieben ist es einfacher und bei manchen eben nicht. Der Gemüsebau zählt zur zweiten Gruppe.

 

Sieht man sich die Zahlen an, dann lassen sie erkennen, dass es hier ganz offensichtlich Herausforderungen gibt, die nicht so leicht zu bewältigen sind, wie sich das die Damen und Herren von Rot-Pink vorstellen. Während im Ackerbau und im Weinbau jeweils mehr als 20 Betriebe bereits auf Bio umgestellt sind, sind es im Gartenbau nur 3. Warum, stellt sich hier die Frage. Drei Saisonen braucht es für den Umstieg, eine Zeit, in der die Landwirte mit weniger Erträgen rechnen müssen, weniger Gewinn, da die Produkte zwar schon mit der Biomethode produziert werden, aber nicht als solche zertifiziert sind, ergo bekommt man für diese Produkte in der Umstellungsphase nicht den Preis, der dem Aufwand entspricht. Daher braucht es aus unserer Sicht echte konkrete Unterstützung, denn gibt es die nicht, gibt es genau zwei Möglichkeiten, sehr geehrte Damen und Herren: Entweder keine erhöhte Bioquote oder langfristig keine landwirtschaftlichen Betriebe mehr. Wenn Sie also ernsthaft eine Erhöhung der Bioquote und vor allem im Gartenbau forcieren, dann bitte Maßnahmen mit allen Betroffenen entwickeln, zum Beispiel die Abnahmegarantien seitens der Stadt. Hier hat die Stadt jedenfalls die Möglichkeiten selber in der Hand, etwas zu tun, Stichwort Beschaffung, und gerade bei Spitälern und Geriatriezentren ist noch Luft nach oben, was die Versorgung mit heimischen Produkten betrifft. Entsprechend dessen bringe ich auch einen Antrag ein.

 

Es gäbe noch so viel andere Hebel, an denen man ansetzen kann, um die Landwirtschaft in der Stadt zu unterstützen, und das ist es auch wert. Die Landwirtschaft leistet so viel und hat so viele Funktionen, die Versorgung ist hierbei ganz essenziell. Gerade in Zeiten der Krise haben wir gesehen, wie die Wiener Bevölkerung regionale Produkte nachfragt. Die Wiener Landwirte haben hier einen großen Beitrag geleistet, nicht nur, um die Versorgung sicherzustellen, sondern sie haben auch einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet, denn durch die kurzen Wege, quasi vom Bauern ums Eck, wird CO2 gespart. Oder auch der Faktor Erholung und Landschaftspflege ist ein Beitrag der Wiener Landwirtschaft. Aber sie ist stets in Gefahr, verdrängt zu werden, immer im Spannungsfeld auch mit dem großen Thema Stadtentwicklung. In einer wachsenden Stadt ist die Landwirtschaft immer im ständigen Spannungsverhältnis und in Konkurrenz mit der Stadtentwicklung. Es braucht also mehr, sehr geehrte Damen und Herren, mehr als nur Überschriften, wenn man die Landwirtschaft langfristig in der Stadt halten möchte. Bekennen Sie sich dazu! Setzen Sie wirksame Maßnahmen! Stimmen Sie unseren Anträgen zu, anstatt nur Lippenbekenntnisse abzugeben! Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Die tatsächliche Redezeit war jetzt elfeinhalb Minuten. Aber durch das weniger Reden von Herrn Kollegen Mantl hat sich die Gesamtredezeit, die noch verblieben ist, nicht wesentlich geändert.

 

Zu Wort gemeldet, nein, zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Taucher gemeldet.

 

16.19.58

GR Mag. Josef Taucher (SPÖ)|: Ich berichtige tatsächlich, es ist nicht so, dass wir uns im Regierungsprogramm mit der Stadtlandwirtschaft nicht auseinandergesetzt haben.

 

Ich habe auch die Inhalte mit dem Landwirtschaftskammerpräsidenten von Wien, mit Franz Windisch, abgestimmt. Ich habe von ihm auch Mails bekommen, dass er sich sehr bedankt, dass wir da so Rücksicht nehmen drauf. Wenn Sie sich die neueste Ausgabe der Landwirtschaftskammerzeitung anschauen, Stadtlandwirtschaft, dann sehen Sie, dass da Projekte umgesetzt werden und als Vorbildprojekte gezeigt werden, die wir in der Stadt als Pilotprojekte gemacht haben. Da uns auch vorzuwerfen, dass wir keine Ahnung hätten von der Landwirtschaft, ist auch sehr, sehr fast belustigend. Aber das muss ich auch berichtigen: Als größter Biobauer Österreichs, als Leitbetrieb der Stadt Wien kann man uns, glaube ich, nicht vorwerfen, dass wir in der Landwirtschaft ahnungslos sind. Uns geht’s nicht nur um rote oder grüne Paprika, sondern wir sind dahinter, dass es Wintergemüse gibt, dass es Biowein gibt, dass die Felder biologisch bearbeitet werden, und, und, und, und. Und das auch immer in guter Abstimmung mit der Landwirtschaftskammer.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Anderle, ich erteile es ihr.

 

16.21.21

GRin Patricia Anderle (SPÖ)|: Sehr geehrte Vorsitzende! Lieber Herr Stadtrat! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen via Livestream!

 

Ich wollte nur einen Satz noch zum Kollegen Mantl sagen. Er hat ja bei seinem Redeeinstieg zitiert: „Wien ist wie keine andere europäische Großstadt betroffen von ...“ - leider ging es dann falsch weiter. Ich helfe Ihnen gerne, dies zu berichtigen: „Wien ist wie keine andere europäische Großstadt betroffen von der Planlosigkeit dieser Österreichischen Bundesregierung.“

 

Grünraum ist nicht nur ein wichtiger Teil des öffentlichen Raumes und Basis des städtischen Zusammenlebens und der Lebensqualität, sondern auch ein zentraler

 

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