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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 27.04.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 124

 

wünscht, es wäre diese Umbenennung nicht erfolgt, weil es ja noch ganz andere Vorstöße in Bezug auf Lueger gegeben hat, nämlich dass man die Statue, das Lueger-Denkmal, am Ring entfernt, was natürlich ganz blöd gewesen wäre. Das hätte einen ungeheuren Aufschrei mit sich gebracht. Ich halte von Benennungen und Umbenennungen, ob das jetzt Lueger ist oder ob das die Statue ist oder ob das der Heldenplatz ist, nicht viel, außer es sind Schwerverbrecher. Also ich will keinen Stalin-Platz, ich will eigentlich auch keinen Mao Tse-tung-Platz, ich brauche diese Massenmörder nicht. Ich will in keiner Weise ein Gedenken in irgendeiner Form, das den Nationalsozialismus zu einer Kultstätte werden lässt. Ich habe sehr viel Verständnis und respektiere eine kluge Erinnerungskultur. Aber dass man den Heldenplatz umbenennt, da muss ich auch sagen: Warum? Das ist eine überflüssige Debatte. Es ist ein Heldenplatz, der noch der Helden von 1848 angedenkt, unter dessen Betonfundament die Gebeine vieler Wiener und Türken aus den Türkenkriegen liegen. Das ist eine Verehrung von Opfern, die Generationen vor uns gebracht wurden. Da hineinzupfuschen mit einer Namensänderung ist eher ein politisches Kalkül, aber keine kulturpolitische Tat.

 

Insofern muss ich sagen: Ja, wir brauchen hier auch eine Debatte, auch in diesem Ressort. Wie setzt ein Kulturressort der Stadt und des Landes Wien seine Schwerpunkte? Und ich muss sagen, da habe ich dich auch nicht beneidet, weil man hat dir sehr viel „zuweg‘wamst“, wie man so schön sagt. Mit dem Gießkannenprinzip fördern zu müssen, damit einem viele Leute, Vereine, Künstler oder solche, die sich dafür halten, die Tür einrennen, ist auch oft ein sehr undankbares Geschäft. Da habe ich bei dir sehr oft Verständnis auch für den Bezirk erhalten, denn dieser Bezirk, und jetzt bin ich bei dem eigentlichen Thema dieser Schwerpunktdebatte, ist Weltkulturerbe. Er ist Weltkulturerbe und steht auf der Roten Liste der UNESCO. Das ist nicht nur eine Warnung, sondern das ist eigentlich eine Blamage! Wenn man, wie ich, bei dieser UNESCO-Konferenz in Krakau genau zugehört hat, da hat einer der Fachleute, ein Libanese, der schon bei Wien-Mitte als Experte zugezogen wurde, gesagt, und das trifft jetzt natürlich nicht nur dich allein, das trifft die gesamte Stadtregierung: „Eigentlich hat die Stadt und das Land Wien 17 Jahre nichts anderes gemacht, als darüber nachzudenken, wie man das UNESCO-Weltkulturerbe umgehen könnte.“ Der Höhepunkt dieses Umgehens war das Durchpeitschen - vor allem von der StRin Vassilakou - dieses Hochhausturms am Heumarkt in dieser äußerst sensiblen Zone des Weltkulturerbes, der eine Blickachse durchschneidet. Jetzt kann man natürlich sagen: Es ist uns wurscht. Wir sind auch eine schöne Stadt und die Touristen werden auch ohne dieses Prädikat kommen. Aber auch ohne dieses Prädikat ist dieser Turm, dieses Trum, ein Eingriff in eine gewachsene Proportion der Inneren Stadt! Wir dürfen nicht vergessen, dass man erst von der Stadt Wien diese Möglichkeit hier geschaffen hat! Durch die Veränderung des Masterplans Glacis, durch die Veränderung der Hochhausrichtlinie hat man das alles erst ermöglicht! Und das ist der eigentliche Fehler!

 

Jetzt weiß ich schon, dass die UNESCO auch ein umstrittener Verein ist. Die UNESCO wird natürlich sehr oft als Instrument einer Politik, vor allem gegen Israel, verwendet. Manchmal gibt es bei den unmöglichsten Diskussionen eine rein palästinensische, sehr antizionistische, antiisraelische Wortmeldung, die eigentlich in so einem Forum überhaupt nichts zu suchen hätte. Das ist das eine. Aber das andere ist, wenn die UNESCO jetzt durch die Gespräche, die hier vom Kulturminister Blümel geführt werden und die ich sehr begrüße, dass man hier versucht, die sozusagen weichzuklopfen - ich glaube nicht, dass dies gelingt, aber ich schließe es auch nicht aus, weil natürlich das Begehren der rot-grünen Stadtregierung ist: Wir wollen ja das Weltkulturerbe erhalten und wir haben ja eh alles gemacht, dass es erhalten werden kann. Wenn da die UNESCO ihre Glaubwürdigkeit verlöre, verlöre sie sie weltweit und das wäre ein großer Verlust für die kulturpolitische Aufgabe der UNESCO in einem globalen Umfeld. (Beifall bei der FPÖ und von StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.)

 

Was das Wien Museum betrifft muss ich sagen, da habe ich auch gehört und mit Freude vernommen, dass es jetzt eine Art Abrückung gibt - Winterthur-Gebäude von der Nähe zur Karlskirche -, sodass man hier einen Durchblick ermöglicht und die Karlskirche, dieses herrliche Barockjuwel, nicht so beeinträchtigt. Aber dadurch, dass die Stadt Wien spät, aber doch jetzt Geld in die Hand genommen hat, um dieses Wien Museum zu finanzieren, kann ich nur sagen, ja, möge das Werk gelingen. Hoffentlich ist das genug. Das kann man eben, wie der Herr Margulies gesagt hat, immer erst im Nachhinein feststellen, ob es wirklich gereicht hat. Aber eines muss man schon wissen, das hat mir Architekt Nehrer erklärt. Dieses Wien Museum wird aufgestockt. Das ist dieses Modell. Und es steht auf einem Schüttgrund des Wienflusses, ich habe das auch nicht gewusst. Das ist weich, das kann sich senken, da kann die Statik versagen, wovor Gott bewahren möchte, aber das verteuert das Projekt ungemein. In dieser Situation schließe ich eben nicht aus, dass man nicht doch noch einmal einen Partner sucht, der dann dafür Geld in die Hand nimmt und damit wieder irgendein spekulatives Geschäft, ich denke hier an die Winterthur-Versicherung, betreibt. Also für mich ist das alles noch nicht wirklich gegessen. Deshalb stimmen wir auch auf meinen Rat hin diesem Rückkauf des Grundes des Wien Museums nicht zu.

 

Ich muss sagen, natürlich haben wir jetzt einen ganz wesentlichen Faktor mit dem Weltkulturerbe, nicht nur, was den Heumarkt betrifft, nicht nur den Karlsplatz. Eine gewisse Enttäuschung war, das habe ich in Künstlerkreisen in Wien gehört, das Verhalten von dir oder der Stadt Wien bezüglich des Künstlerhauses. Das Künstlerhaus, wurde mir von vorherigen Direktoren, Peter Bogner zum Beispiel, und so weiter, erzählt, hat wirtschaftlich gut gearbeitet, hat mehrere gute Kooperationsmodelle gehabt. Eine Zusammenarbeit mit der Akademie am Schillerplatz als Provisorium war möglich. Jetzt sind die Bilder im Theatermuseum. Es war auch möglich, hier mit dem Wien Museum zusammenzuarbeiten. Das wären alles gute Konzepte gewesen. Auf einmal hat man davon

 

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