«  1  »

 

Gemeinderat, 67. Sitzung vom 29.05.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 38 von 63

 

Der Life Ball hat dieses Jahr drei große Schlagworte auf den Plakaten gehabt. Das eine war: „Freiheit wächst, wo Regeln brechen.“ Da möchte ich schon sagen, ja, Freiheit des Einzelnen hört dort auf, wo sie die Freiheit des anderen beeinträchtigt. Diese Grenzen sollte man im Auge behalten. (Beifall bei der FPÖ und von GRin Ing Isabella Leeb.)

 

Vorne ist gestanden, was auf der wirklichen Secession steht: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“, Akzeptanz ist eine Tochter der Freiheit. Das ist frei nach Schiller: Kunst ist eine Tochter der Freiheit. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, aber das muss auch beidseitig sein! Das muss auch beidseitig sein.

 

Es ist ja heutzutage nicht so, dass, wenn einer nicht homophil ist, er automatisch homophob ist. Wenn ich etwas nicht liebe, heißt das ja nicht, dass ich Angst davor habe. Es gibt einen Mittelweg! Das wird, glaube ich, sehr übertrieben - was die schweigende Mehrheit der Bevölkerung wahrscheinlich so wie wir sieht. Es ist mir einfach zu viel, wenn ich in die U-Bahn einsteige und mir anhören muss: Conchita sagt, das Leben ist bunt. Dann drehe ich den Fernseher auf: In jeder zweiten Werbung sehe ich das. Das ist einfach zu viel, es ist eine Penetrierung mit diesen Dingen. Das hat nichts mit Akzeptanz zu tun. (GR Kurt Wagner: Eine Toleranz ist, wenn Leute ...)

 

Wenn ich dann etwas dagegen sage, bin ich mittelalterlich oder sonst irgendetwas. (Beifall bei der FPÖ.) Dagegen muss man das Wort ergreifen (GR Kurt Wagner: Das ist sogar vormittelalterlich!), wobei das nichts mit homophob zu tun hat. Es ist mir wurscht! (GR Mag Wolfgang Jung: Jawohl!) Es mir egal, aber ich will nicht ständig damit belästigt werden. Das trifft sicher auf einen Gutteil der Österreicher zu.

 

Der dritte Slogan ist: „Heimat großer Töchter und Söhne.“ Das ist ja eine berühmte österreichische Diskussion. Ich frage mich nur, wenn die Frau StRin Frauenberger gesagt hat, Wien hat so viele Geschlechter, wie der Regenbogen Farben hat, ob hier mit den Töchtern alles abgedeckt ist oder ob das vielleicht noch weiter ver-gendert werden muss.

 

Ich persönlich wiederhole meinen Standpunkt, den ich zur österreichischen Bundeshymne immer schon gesagt habe: Ich weiß nicht, wofür wir das brauchen, dass sie gegendert worden ist. Für die Bundeshymne ist von einem Freimaurer die Melodie geschrieben worden, das ist mehr als politisch korrekt. Der Hymnentext ist von einer Frau mit Migrationshintergrund geschrieben worden, einer Kroatin mit serbischen Wurzeln: Preradović war die Tochter von einem kroatisch-serbischen Nationaldichter, also kroatischen christlich-orthodoxen Nationaldichter.

 

Das müssen wir jetzt gendern? Das ist lächerlich, meine Damen und Herren! Wenn Sie etwas gendern wollen, dann gendern Sie einmal die Lieder der Arbeiterbewegung. „Mann der Arbeit, aufgewacht!“ - es wäre auch Zeit, das einmal zu gendern. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, möchte ich fürs Protokoll eine Korrektur anbringen.

 

Zum letzten Geschäftsstück, das ja einstimmig beschlossen wurde, habe ich aber bei den Anträgen übersehen, dass wir zwei klubunabhängige Mitglieder im Gemeinderat haben. Ich darf daher fürs Protokoll festhalten, dass im Stimmverhalten der Herr Klubunabhängige Aigner mit der FPÖ mitgestimmt hat und der Herr Klubunabhängige Akkilic mit der SPÖ- und Grünen Fraktion abgestimmt hat. (GR Mag Wolfgang Jung: War er überhaupt da?) Ich bitte entsprechend um Kenntnisnahme und werde daher bei den weiteren Abstimmungen das auch genau dazusagen. (GR Mag Wolfgang Jung: Herr Vorsitzender! War Akkilic wirklich da bei der Abstimmung? - GR Prof Harry Kopietz: Ja!)

 

Ja, Herr Akkilic war da, weil ich laufend, Herr Jung, auch abzähle, wie viele Abgeordnete im Saal sind. Daher fällt es mir auch auf, wenn jemand fehlt. (GR Mag Wolfgang Jung: Er wechselt nur die Sitzplätze so häufig! - Weitere Zwischenrufe.)

 

Nun ist Frau GRin Ludwig-Faymann zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.

 

12.51.19

GRin Martina Ludwig-Faymann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Ja, ich danke. Ich danke auch für die kurze Pause, damit konnte ich mich sozusagen wieder ein bisschen runterholen. Denn wenn ich jetzt wirklich auf alles eingehen würde, was Kollege Ebinger da vor mir gesagt hat, würden wir wahrscheinlich noch ein bisschen länger dasitzen, als wir es alle miteinander ursprünglich geplant haben.

 

Er fühlt sich vom Life Ball und von anderen Dingen belästigt. Ja, dagegen kann ich nichts tun, wenn ich mir so überlege, wovon ich mich dann tagtäglich belästigt fühlen müsste, wenn ich derzeit durch die Straßen gehe und mir manche Plakate oder Ähnliches anschaue. (GR Mag Wolfgang Jung: Heinisch-Hosek hat die Plakate ...) Ich glaube also, das lassen wir dahin gestellt. Wir leben Gott sei Dank in einer offenen, freien Gesellschaft, und so soll es auch bleiben.

 

Der Life Ball - und ich habe es vermutet: Es geht nicht um 45 000 EUR, sondern Sie und Ihre Partei haben generell etwas gegen den Life Ball. Ich brauche nichts mehr dazuzusagen, denn Sie haben hier ja selbst ausgeführt, was Ihr Problem ist. Deshalb könnte ich eigentlich meine Rede auch schon wieder beenden.

 

Ich sage nur ganz kurz dazu für all jene, die sich den Akt vielleicht nicht so durchgelesen haben: Der Life Ball stand heuer ganz im Zeichen von Beethovenfries und Secession. Das konnte man dann ja auch sehr eindrucksvoll sehen. Hier gab es eine sehr aufwändige, aber auch sehr schöne Projektion des Original-Beethovenfrieses. Für diese ganze konkrete Umsetzung sozusagen einer künstlerischen Performance gibt es diese 45 000 EUR.

 

Ich halte das für eine gute Finanzierung und Unterstützung. Eines darf man nicht vergessen: dass der Life Ball, was sein ursprüngliches Ziel betrifft, nach wie vor natürlich das Wichtigste ist, nämlich was Aufklärung, Wissenschaft, Unterstützung von HIV-Erkrankten betrifft. Aber darüber hinaus hat er natürlich auch einen irrsinnigen Wert für die Stadt Wien in seiner internationalen

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular