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Gemeinderat, 62. Sitzung vom 29.01.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 96 von 103

 

bildungsgarantie erwähnenswert, bei welcher sehr viele sehr engagiert mit dabei sind.

 

Ganz besonders möchte ich in dieser politischen Abschiedsrede noch zwei Themen erwähnen, weil sie mich immer auch sehr bewegt haben und weil sie, wie ich glaube, auch symbolisch dafür stehen, worum es mir letztendlich immer gegangen ist.

 

Zuerst nenne ich das Thema Auftragsvergabe: Es geht darum, dass bei der Auftragsvergabe der Stadt jene Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, verstärkt berücksichtigt werden. Das ist nämlich ein klares Statement dafür, dass soziale Verantwortung großgeschrieben wird und dass man versucht, das Miteinander, nämlich auf der einen Seite betriebliche Notwendigkeiten, aber auf der anderen Seite auch die Perspektiven für Jugendliche, in den Mittelpunkt zu rücken.

 

Im Hinblick darauf bedanke ich mich auch bei der Opposition, weil es gelungen ist, dass dieser Antrag damals von uns letztlich einstimmig angenommen wurde, was auch ein klares Statement des Wiener Gemeinderates war.

 

Das andere Thema betrifft das Wiener Qualitätssiegel, das wir nun auch auf die Welt gebracht haben, was mir ebenfalls ein riesiges Anliegen war. Ich habe ursprünglich versucht, das mit einem „Lehrlings-Award“ zu initiieren und in die Diskussion mit einzubringen, und das Ganze wurde dann mit den Sozialpartnern und den Parteien zum Wiener Qualitätssiegel weiterentwickelt. Das Ziel dabei ist einerseits, Betriebe, die hervorragend ausbilden, auf die Bühne zu holen und zu zeigen, was hier geleistet wird, andererseits sollen aber auch den jungen Menschen Orientierung und vor allem eine qualitativ hochwertige Lehrausbildung gegeben werden.

 

Zusammenfassend kann ich festhalten beziehungsweise – anders formuliert – Ihnen sagen, dass ich mich immer sehr darum bemüht habe, die Grundwerte, die mir sehr wichtig sind, nämlich Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, zu leben, sie in die politische Debatte mit einzubringen und das große Ziel, nämlich ein glückliches Leben und ein Leben in Würde, zu ermöglichen. Dafür sind wir bemüht, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Menschen die Chance zu geben, auch wirklich ihre Ziele und Träume zu verwirklichen.

 

Abschließend bitte ich insbesondere die Kollegen von der Freiheitlichen Partei um einen Gefallen beziehungsweise eher um eine Richtigstellung: Ich war ein bisschen betroffen über die Presseaussendung, in der angeklungen ist, dass der Wiener Sozialdemokratie die Gewerkschafter davonlaufen. – Ich weiß natürlich: In der Politik gibt es Polemik und unterschiedliche Zugänge. Ich habe das eingangs ja schon erwähnt. In diesem Fall war das aber, um es fußballerisch auszudrücken, gewissermaßen ein bisschen, um nicht zu sagen: ein Revanche Foul (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Na, na! Warum? – Ich möchte das ganz kurz begründen: Wir haben die vergangenen Jahre – dass wissen wir alle, die wir in der Politik tätig sind – stets besonders intensiv vor Augen, denn man hat sich bemüht, man hat die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst genommen, sich mit Experten und Expertinnen auseinandergesetzt, man hat versucht, Strategien zu folgen, Dinge zu koordinieren und letztlich auch Entscheidungen für das Wohl der Menschen zu treffen, nämlich für die Wienerinnen und Wiener. Das ist ja unser gemeinsamer Auftrag, wiewohl uns die Zugänge und die Ideologien unterscheiden. Das war jedoch für mich immer sozusagen der gemeinsame Nenner.

 

Jedenfalls habe ich gerade im letzten Jahr für mich bemerkt, dass die drei Bereiche, mit denen ich befasst war, nämlich auf der einen Seite meine gewerkschaftliche Tätigkeit, auf der anderen Seite der Gemeinderat und das Engagement in der Sozialdemokratie und schließlich auch die Aufgabe als Vizepräsident des SK Rapid, sehr, sehr, sehr zeitintensiv waren und ich für mich die Entscheidung treffen musste: Wie gehe ich damit in Zukunft um?

 

Ich verfolge nämlich meine Tätigkeiten immer nach bestem Wissen und Gewissen, nehme diese ernst und möchte daher mit voller Energie und voller Leidenschaft dafür tätig sein und werde das immer so handhaben. Wenn Sie daher eine persönliche Entscheidung in ein politisches Mobbing uminterpretieren – wenn ich das so sagen darf –, dann halte ich das nicht für ganz nett. Das war nicht die feine englische Art! Aber wir werden das, wie gesagt, in Zukunft hoffentlich anders regeln können, nämlich insofern, als wir uns alle gemeinsam darum bemühen, einen Ideenwettbewerb um Wien für die Wiener Themen zu führen und Diffamierungen und auch Fouls möglichst zu unterlassen.

 

Etwas möchte ich auch noch an dieser Stelle sagen: Was mich persönlich rund um meine Bestellung bei Rapid sehr bekümmert hat, ist, dass es offenbar auch innerhalb der Bevölkerung gegenüber der Politik insgesamt eine große Skepsis gibt. Und ich meine, das sollte man im Rahmen einer kritischen Selbstreflexion auch zum Anlass nehmen, um uns zu überlegen: Wie gehen wir gemeinsam damit um, wie präsentieren wir uns als Politiker, wie wollen wir uns gemeinsam nach außen darstellen?

 

Daher möchte ich noch einmal appellieren, dass wir den Ideenwettbewerb in den Vordergrund rücken und gemeinsam danach trachten sollten, konstruktive Vorschläge und Visionen für diese Stadt und die Menschen zu entwickeln, was sie sich meiner Meinung nach wirklich verdient haben, und die Wadlbeißerei zu lassen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Abschließend noch ein persönliches Wort: Seit meiner Jugend haben mich Politik und Sport immer super interessiert, und beim Sport natürlich insbesondere der Fußball und da vor allem Rapid. Als sich dann die Möglichkeit ergeben hat und ich mich für diesen Posten beworben und dankenswerterweise auch das Vertrauen für diese neue Funktion als Geschäftsführer Wirtschaft beim SK Rapid erhalten habe, habe ich mir ein bisschen vor Augen geführt und versucht, in Erinnerung zu rufen, wie es mir eigentlich als Kind als Rapidler ergangen ist: Ich weiß noch, dass ich mir jedes Jahr zu Weihnachten das neue Rapid-Dress gewünscht habe, um es dann im Turnunterricht anzuziehen und Fußball zu spielen. Und

 

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