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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 24.10.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 72

 

blatt. In den Bereichen, in denen die SPÖ-Frauen direkten Einfluss auf ihre Stadt hätten, gibt es definitiv keine Gleichstellung. Gerade hier könnte man aber die Vorbildwirkung erwarten. Im Gegenteil, der geschützte Bereich der Stadt Wien findet im Bericht Erklärungen, warum es so schwierig ist, etwas zu ändern, und feiert nur geringe Rückgänge sowie nicht nennenswerte Steigerungen als Erfolg und Durchbruch.

 

Wörtlich steht in diesem Bericht drinnen: „Frauen und Männer besetzen auch bei der Stadt Wien nach wie vor unterschiedlich hierarchische Ebenen. Dabei handelt es sich um lang gewachsene, tradierte Strukturen, die erst noch langsam aufgebrochen werden müssen.“ – Offensichtlich wird bei der Stadt Wien nicht nur die Leistung von Frauen und Männern, sondern die Arbeit selber noch unterschiedlich bewertet.

 

Und beim Gehalt sieht es auch nicht besser aus. Da zeigen Sie Einkommensberichte auf und beschönigen, und da hilft es auch nicht, dass der Gender Pay Day in den letzten 20 Jahren deutlich nach hinten verschoben worden ist. (GRin Dr Jennifer Kickert: Gender Pay Day? Equal Pay Day heißt das!) Equal Pay Day. Danke. – In der „Kronen Zeitung“ ist heute ein Bericht, und da wird halt groß gefeiert. Am 25. Oktober steht Wien im Zeichen des Equal Pay Days, zwei Wochen nach dem österreichischen Stichtag. Also immerhin ist Wien um zwei Wochen besser, aber für mich ist das noch immer nicht genug. Und jetzt steht in der „Krone“, dass in der Bundeshauptstadt pro Stunde von Frauen um 2,40 EUR weniger verdient wird als von Männern und dass das durchschnittliche Nettoeinkommen der Wienerinnen bei 17,1 Prozent unter dem eines Mannes liegt, obwohl sie mehr arbeiten als Männer. Männer arbeiten nämlich 48 Stunden und Frauen 64 Stunden pro Woche. Und da frage ich mich jetzt: Wo ist hier die Gleichstellung, die Gleichbehandlung? Eigentlich ist das Ganze zum Fremdschämen.

 

Frauen sollen flexibel sein, Teilzeit arbeiten, Männer machen bezahlte Überstunden. So schaut es aus in der Stadt Wien! Und die Rechtfertigung, die immer wieder kommt: Na ja, in der Privatwirtschaft schaut es ja noch ein bisserl schlechter aus. Wir haben in Wien ja eh schon so viel gemacht, und wir sind ja in Wien eh so super toll im Vergleich zu allen anderen.

 

Die Stadt Wien versucht, vermehrt Frauen in untypischen Frauenberufen zu beschäftigen. So steht es in dem Bericht. Sie vergessen aber, dass Sie in der Stadt Wien selber noch sehr viele weiße Flecken haben, und der Bericht, den wir heute zur Kenntnis nehmen, zeigt auf, dass es kein so tolles Ergebnis ist, wie es immer behauptet wird.

 

Wir haben zwar jetzt schon ein paar exakte Zahlen gehört, aber ich möchte das trotzdem noch einmal durchblättern. In drei Jahren – also im Berichtszeitraum, denn der geht über drei Jahre – hat es immerhin sechs Anträge an die Gleichbehandlungskommission gegeben. Da ging es – wir haben es schon gehört – um sexuelle Belästigung, um Beendigung des Dienstverhältnisses und um Auswahlverfahren. Das ist, muss ich ehrlich sagen, nicht viel, zeigt allerdings das Problem auf, dass es wesentlich mehr gibt, dass es aber viele Frauen gibt, die sich einfach nicht trauen, weil sie Angst haben, dass es für sie berufliche Konsequenzen hat. Und das ist etwas, was mich doch wirklich sehr traurig stimmt und wo ich sage, wir haben noch einen sehr, sehr weiten Weg vor uns, damit Frauen sich auch aufzuzeigen trauen, wo sie diskriminiert werden, ohne dass sie Angst haben, dass es für sie arbeitsrechtliche Konsequenzen hat. Es steht ja auch drinnen, dass eine Frau das zurückgezogen hat oder dass man das nicht machen konnte, weil sie sich einfach nicht dazu äußern wollte.

 

Ich finde es einfach auch sehr tragisch, dass aus dem KAV, wo eigentlich sehr viele Frauen beschäftigt sind, die größte Anzahl an Beschwerden oder die meisten Beschwerden kommen. Da beruhigt es mich auch nicht, dass da Disziplinarverfahren gegen Mitarbeiter eingeleitet wurden und Leute gekündigt worden sind und dass man das Ganze beobachtet. Da liegt ja irgendwo der Wurm im System, und da muss man ja ein bisschen mehr tun von Seiten der Stadt Wien.

 

Wenn man die Bedienstetenstrukturen der Stadt Wien anschaut, so sind das natürlich überwiegend Frauen und weniger Männer. Auch bei den Neuaufnahmen gibt es viel mehr Frauen, die aufgenommen werden, aber auch bei dem Personenkreis, der die Stadt Wien wieder verlässt, ist der Frauenanteil eklatant höher als der Männeranteil. Das heißt, wir haben zwar weniger Männer, die zur Stadt Wien gehen, aber die bleiben da, während die Frauen, aus welchen Gründen auch immer, das Unternehmen wieder verlassen.

 

Wir haben in der Grundausbildung einen sehr hohen Frauenanteil, aber wenn ich mir dann im Vergleich anschaue, was Frauen in höheren Einreihungen verdienen, so sind sie eklatant benachteiligt. Im Bedienstetenschema I oder III beziehungsweise in den Verwendungsgruppen 2, 3, 3a, 3b und 4 gibt es immer noch weniger Frauen, aber und wenn ich jetzt hergehe und mir im Vergleich dazu die Verwendungsgruppe 1 anschaue, da ist der Frauenanteil mit 4,39 Prozent verschwindend. Die kann ich fast zählen und einzeln betreuen. Aber auch in den anderen Verwendungsgruppen A, B und C ist der Männeranteil um einiges höher als der Frauenanteil. Die Ausnahme sind die pädagogischen, Pflege- und Gesundheitsberufe. Da ist natürlich nicht nur im Grundausbildungsbereich, sondern auch im Bereich der höheren Einreihung der Frauenanteil sehr viel höher. Ich frage mich daher, ob die Gleichhandlungskommission jetzt auch Maßnahmen überlegt, wie man Männer in diese Berufe bekommt, weil ja hier eine eklatante Benachteiligung von Männern erfolgt. Die Ausnahme in der Stadt Wien.

 

Wenn ich mir das so anschaue – in diesem einzigen Punkt muss ich jetzt meiner Vorrednerin recht geben –, dann ist es halt schon sehr bedenklich, dass wir im Krankenanstaltenverbund über 60 Prozent Frauen haben, aber auf der anderen Seite, in der höherwertigen Einreihung, da schaut es genau umgekehrt aus, da haben wir 60 Prozent Männer. Ich finde, das ist ein sehr, sehr nachdenkliches Ergebnis, muss ich ganz ehrlich sagen.

 

Ich muss sagen: Alleine diesen Satz, dass der vermehrte Zugang von Frauen in die Grundlaufbahn an

 

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