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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 24.10.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 72

 

Also Handlungsbedarf besteht natürlich, es wird aber auch etwas getan. Der Gleichbehandlungsbericht zeigt sehr nachvollziehbar, wo bereits Dinge unternommen worden sind. Die Unterrepräsentation von Frauen zu beseitigen, war ein erklärtes Gleichstellungsziel 2012 bis 2014 und wird es auch weiterhin bleiben, vor allem eben die Funktion von Frauen in höheren Verwendungen. Da geht es konkret darum, hier mit klar bezifferten Zielvorgaben und der hinterher dann auch durchzuführenden Auseinandersetzung mit den Erfolgen oder Misserfolgen und der Einhaltung solcher Zielvorgaben an der geschlechtergerechten Bedienstetenstruktur der Stadt Wien zu arbeiten, angefangen bei der transparenten und objektiven Personalauswahl über eine gezielte Laufbahn- und Karriereplanung bis hin zur Sicherstellung des gleichberechtigten Zugangs zu Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.

 

Die Vereinbarkeit – immer ein großes Thema, wenn es um Frauen und Männer geht und wenn wir darüber reden, ob Arbeit – nicht nur die bezahlte, sondern auch die unbezahlte – auch gleich verteilt ist zwischen Frauen und Männern. Wie sieht es da aus? Einige Zahlen von 2013. Also Elternkarenz ist weiblich, Pflegefreistellung ist weiblich, die gesamte Teilzeit ist sowieso weiblich, aber ganz besonders die Elternteilzeit ist weiblich.

 

Ein paar Zahlen aus 2013: 2 417 Frauen und 161 Männer waren in Elternkarenz. Also das sind schon sehr, sehr große Unterschiede. Da sieht man, dass es Aufholbedarf gibt.

 

32 Prozent der Bediensteten der Stadt Wien, die Pflegefreistellung in Anspruch genommen haben, waren Männer, 67 Prozent Frauen.

 

1 691 Frauen und 65 Männer waren in Elternteilzeit. Also, Männer, da ist noch Luft nach oben, da gibt es Aufholbedarf, da gibt es noch einiges zu tun. Es gibt inzwischen – und das ist erfreulich – immerhin den Papa-Monat, den wir 2011 eingeführt haben und der immer stärker in Anspruch genommen wird. Auch da sind wir bei 86 Männern im Jahr 2013 jetzt noch nicht ganz oben angelangt, aber ich bin mir ganz sicher, dass diese neue Maßnahme in Zukunft immer stärker nachgefragt und auch in Anspruch genommen werden wird.

 

Teilzeit ist für alle frauenpolitisch aktiven Personen immer ein Thema. Wir haben es in Wien ganz gut hingekriegt, mit der Frauenteilzeitquote immerhin unter dem Österreichschnitt zu liegen. Bei der Männerteilzeitquote ist genau das Gegenteil der Fall. Da liegen wir stark unter dem Schnitt, also es sind deutlich weniger Männer teilzeitbeschäftigt als österreichweit. Da hätten wir sozusagen ein Bedürfnis, in die andere Richtung, in die entgegengesetzte Richtung aufzuholen.

 

Also hier ist wichtig: Ein aktives Karenz-, Auszeiten- und Rückkehrmanagement ist gefragt, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Frauen und Männer zu verwirklichen.

 

Ein weiteres Ziel des Gleichstellungsprogramms 2012 bis 2014 ist auch die Umsetzung von Maßnahmen zur Prävention von Diskriminierung. Da lese ich aus dem Bericht, dass es wohl eine sehr unterschiedliche Qualität der Maßnahmen zur Prävention von Diskriminierung in den einzelnen Abteilungen geben dürfte. Ich nenne ein paar positive Beispiele: Das sind natürlich Schulungen und Information, Karenz und Wiedereinstiegsmanagement, Förderung von Teilzeit in Führungspositionen – ein ganz wichtiges Thema –, Laufbahn- und Karriereplanung. Das sind ein paar positive Beispiele, das ist allerdings noch sehr ausbaufähig, und ich wünsche mir, dass es zu einer einheitlicheren qualitätsvollen Annäherung an diese Herausforderung kommt.

 

Hier wird – und ich möchte nicht vergessen, das zu erwähnen – die wertvolle Arbeit der derzeit 131 Kontaktfrauen in den Magistratsabteilungen, im Krankenanstaltenverbund und bei den Wiener Stadtwerken ganz deutlich. Ich möchte mich auch bei diesen 131 Frauen sehr, sehr herzlich für ihre wertvolle Arbeit bedanken. Das Aufgabenfeld ist enorm vielfältig, und wir sind total angewiesen auf dieses große Engagement dieser 131 Kontaktfrauen. Vielen Dank für eure besonders wertvolle Arbeit! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Ein weiteres Handlungsfeld, das ich auch nicht unerwähnt lassen will, ist eben die Schaffung eines würdevollen belästigungsfreien und sexismusfreien Arbeitsumfeldes und Respekt im Umgang miteinander. Hier nur ein Satz: Die Bedeutung der Clan-Haltung der Führungskräfte kann hier überhaupt nicht wichtig genug genommen werden. Bitte, klare Haltung zeigen aus der Führung! Das macht so viel Unterschied, wie das Arbeitsumfeld gestaltet ist und wie das dort gelebt wird. Also nur keine Zurückhaltung, hier ganz klare Vorgaben zu erteilen und Haltung zu zeigen.

 

Mein letzter Punkt ist – das passt ja auch ganz gut um Equal Pay Day – natürlich die Reduzierung der Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern, die unser gemeinsames Ziel ist und bleibt.

 

Ich habe mir beim Durchlesen und beim Studieren der Statistiken überlegt, ob jemand eigentlich den Equal Pay Day für die Wiener Bediensteten errechnet hat. Das wäre interessant. Ich glaube, wir müssten uns nicht scheuen, aber wir könnten es uns einmal anschauen, wo der liegt. Es wäre ganz interessant, das zu wissen, vielleicht hat jemand einmal Lust, den zu berechnen.

 

Derzeit wird an einer Besoldungsreform gearbeitet, deren Ziel unter anderem eine geschlechtergerechte Bewertung der Tätigkeiten im öffentlichen Dienst ist. Frauenarbeit ist niedriger bewertet als Männerarbeit. Ich habe hier schon ein paar Mal dazu gesprochen. Die Arbeit an Menschen und die Dienstleistungen, die allen anderen die Arbeit erst ermöglichen, wie die der Raumpflegerinnen, werden viel zu niedrig bewertet. Deshalb halte ich die Neubewertung und auch Umverteilung der Arbeit für das Gebot der Stunde, auch auf unserer kommunalen Ebene.

 

Die Stadt Wien ist die größte Arbeitgeberin Wiens und hat daher enorme beschäftigungspolitische Vorbildwirkung. Wir GRÜNEN wollen, dass Geschlechtergerechtigkeit für jeden Entwicklungsschritt des Systems sichergestellt ist und evaluiert wird. Die Gleichbehandlungsbeauftragte wirkt in der Arbeitsgruppe zur Dienstrechts- und Besoldungsreform der Stadt Wien mit und wird sich ganz bestimmt auch in diesem Sinne einbringen.

 

Ich wünsche äußerst gutes Gelingen. Das hat sehr

 

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