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Gemeinderat, 46. Sitzung vom 20.11.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 55 von 74

 

sondern wir glauben, dass sie miteinander mehr und besser arbeiten können. Garage X traut sich zu, dieses Kabelwerk mit dem zugegebenermaßen nicht ganz einfachen Standort zu füllen. Wir trauen ihnen das auch zu. Ob das geschehen wird, werden wir erst nächstes Jahr wissen, wenn das tatsächlich dort stattfindet.

 

Ich glaube, man muss in der Kulturpolitik auch Mut für Neues beweisen. Das tun wir hiermit. Und ich glaube, dass man einer Gruppe, die so professionell arbeitet wie die Garage X, auch die nötige Infrastruktur geben soll, und deswegen ist auch diese Subvention für den Ausbau der Infrastruktur notwendig. Wir schaffen hier Neues.

 

Wir haben vorgestern darüber geredet, in welch schwieriger Situation sich auch das Kulturbudget befindet. Umso stolzer können wir sein, dass wir trotzdem innerhalb dieses Rahmens immer wieder Neues schaffen! Der Stadtrat hat es auch betont: In den letzten zwölf Jahren sind zwölf neue Theater eröffnet worden.

 

Das, was Wien hier leistet, braucht also wirklich den Vergleich nicht zu scheuen. Wir sind sehr stolz darauf, dass das gelingt, und bitten deswegen um Zustimmung. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es ihm.

 

14.45.45

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat!

 

Susanne! Noch ein kurzes Wort zu Toxic Dreams. Ich nehme das natürlich zur Kenntnis. Ich soll – unter Umständen allein – dort hingehen. Ja. Ich werde versuchen, das zu verwirklichen!

 

Ich möchte aber feststellen: Ich würde diesen Aufruf eventuell an alle hier richten und nicht nur an mich, denn offensichtlich gehen bei einer Eigenleistung von 10 Prozent, gemessen an der Subvention, nicht sehr viele zahlende Kunden dorthin. Aber das nur als kleiner Hinweis. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Zu den Ausführungen von Klaus Werner-Lobo: Das Wort postmigrantisch stört mich, das Wort gefällt mir irgendwie nicht. Es ist schon richtig: Irgendwann sind wir alle hier zugewandert, also sind wir alle Postmigranten.

 

Irgendwann einmal stammen wir alle aus Afrika. Vor hunderttausend Millionen Jahren sind Ströme gekommen, dann vielleicht wieder abgestorben, bis dann der Homo sapiens aufgetaucht ist. Aber ursprünglich kommt alles von Afrika. Das wissen wir schon!

 

Andererseits: Wenn man postmigrantisch sagt und damit die Leute meint, deren Eltern Migranten waren, dann ist das eigentlich ein integrationsfeindliches Wort, weil man damit ausdrückt, dass jemand, der in zweiter Generation zugewandert ist, noch immer keiner von uns ist. Daher muss ich dir jetzt sagen: Das stört mich irgendwie, denn das ist eine Fortschreibung von Problemen. Wenn man sagt, dass wir Integration betreiben wollen, gleichzeitig aber von Leuten, die schon in der Monarchie zugewandert und jetzt Wiener sind, sagt, dass sie „postmigrantisch“ sind, dann können sie nie Wiener werden! Auch ich bin an meinem Zweitwohnsitz in Niederösterreich mit 55 Jahren noch immer „der Wiener“ und da draußen noch immer nicht integriert. Ich habe keine Chance auf irgendeine Integration, und so kommt mir das Wort postmigrantisch auch vor. Das heißt: Es wird fortgeschoben, fortgeschoben, fortgeschoben. – Bitte, Herr Stadtrat? (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich habe nichts gesagt, ich habe nur Kaugummi gekaut!) Dann ist es gut.

 

Wir sind aus ganz simplen Gründen dagegen, weil wir der Meinung sind: Wenn eine Konzeptjury eine Empfehlung abgibt, dann sollte man sich daran halten. Wir haben früher dem Kabelwerk immer zugestimmt. Jetzt stimmen wir dem Akt nicht zu. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet hat sich GR Woller. Ich erteile es ihm.

 

14.48.13

GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Gerald Ebinger!

 

Nennen wir es, wie wir wollen! Es ist eigentlich egal. Wir haben hervorragendes Theater in dieser Stadt, nämlich 100 Bühnen, und viele machen ganz großartiges Theater, unter anderem die Garage X. Es gibt erfreulicherweise immer mehr Produktionen, in denen Menschen mit Migrationshintergrund als Autoren, Regisseure, Schauspieler und Ausstatter tätig sind, und auch im Publikum befinden sich immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund, und das wollen wir einfach verstärken. Ob man das jetzt „Postmigrantisches Theater“ oder anders nennt, ist eigentlich in diesem Zusammenhang nicht besonders wichtig.

 

Wir feiern heute so etwas wie ein kleines Jubiläum, nämlich ein Zehn-Jahres-Jubiläum. Genau vor zehn Jahren, im Dezember 2003, haben wir hier einen – übrigens einstimmigen – Beschluss des Wiener Gemeinderates für die Theaterreform gefasst. Und diese hatte großartige Auswirkungen in diesen zehn Jahren. Das war ein sehr mutiger Schritt des damals noch ziemlich neuen Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny.

 

Das Kernstück dieser Theaterreform ist die Konzeptförderung, bei der sich freie Theater, kleine und mittlere Bühnen quasi in der Oberliga der Förderung befinden, nämlich eine vierjährige Förderung bekommen. Wir haben jetzt gerade hinsichtlich der dritten Konzeptförderungsperiode zu entscheiden.

 

Diese Konzeptförderung wird entschieden von einer unabhängigen fünfköpfigen Jury, und wir sind bisher diesen Empfehlungen der Jury fast immer gefolgt. Jetzt sind wir aber einmal dieser Empfehlung nicht gefolgt, und zwar nicht in dem Sinne, dass wir gesagt hätten, die Jury hat zwei Gruppen für Konzeptförderung vorgeschlagen, und wir geben beiden keine Förderung, sondern geben es jemandem anderen. Nein! Wir haben genau das Gegenteil getan. Wir haben gesagt, zwei Gruppen, die von der Jury Konzeptförderung bekommen, ermutigen wir zu einer strategischen Partnerschaft, zu einem gemeinsamen, besseren und mutigeren Konzept, und wir werten diese Förderung auf. Bisher haben die Garage X 720 000 EUR und das Kabelwerk 400 000 EUR, zusammen also 1,12 Millionen EUR, bekommen. Wir werten das gemeinsame Projekt jetzt auf 1,45 Millionen EUR auf. Das ist sicherlich sehr gut für beide Gruppen, die jetzt unter dem Titel Werk X kooperieren.

 

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