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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 97

 

ungefähr 350 bis 1 200 Stunden pro Person aufgewendet werden sollen, gibt es auch noch Aufbaukurse für Fächer wie Mathematik und EDV, in denen dann Wissen vermittelt werden soll mit dem Ziel, die MigrantInnen eben für den Arbeitsplatz fit zu machen. Leider stehen auf der anderen Seite schlecht qualifizierten WienerInnen, und viele haben maximal einen Pflichtschulabschluss, solche Einrichtungen mit Kinderbetreuung nicht im gleichen Umfang zur Verfügung. Es ist daher nicht verwunderlich, dass diese am Arbeitsmarkt keine adäquaten Jobs oder maximal Teilzeit sowie McJobs vorfinden und in diese gezwungen werden. Das ist auch der Grund, warum viele Frauen oft an der Armutsgrenze ohne weitere Unterstützung leben. Übrigens: 40 Prozent aller österreichischen Privatinsolvenzen finden in Wien statt. Über die in Wien laut Arbeiterkammer an die 6 000 Lehrstellensuchenden sowie die vielen Schulabbrecher mit geringen Chancen, die vom AMS einfach verwaltet werden, will ich hier erst gar nicht sprechen, weil wir ihnen heute schon einmal kurz bei dem Thema Qualifizierungsmaßnahmen Raum gewährt haben.

 

Allerdings könnte man die Subventionen für arbeitsplatzschaffende Investitionen und Wirtschaftsförderungen verwenden und davon würden auch diese profitieren. Seit Jahren ist bekannt, dass bessere Qualifikationen das Um und Auf für ein erfolgreiches Berufsleben sind. Die Stadt Wien hat die Strategien in diese Richtung, für ihre Bürger aktiv zu werden, definitiv verschlafen. Wir wollen Subventionsmittel für alle Wienerinnen und Wiener durch entsprechende Institutionen und nicht nach dem Gießkannenprinzip an private, ideologisierte Vereine gleichermaßen verteilt wissen. Wir werden daher diesen Subventionen nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist die Frau GRin Matzka-Dojder. Ich erteile ihr das Wort.

 

16.49.53

GRin Anica Matzka-Dojder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Frau Stadträtin! Meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Die Palette der heute zum Beschluss vorliegenden Förderungsanträge betrifft in Summe zehn verschiedene Vereine. Das sind natürlich Vereine, die wir seit Jahren als Partnerinnen und Partner in dieser wertvollen Integrationsarbeit sehen und fördern. Die Angebote dieser Vereine sind unterschiedlich und auch zielgruppenspezifisch. Sie reichen von Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen bis zum breiten Angebot von unterschiedlichen Stufen von Sprachkursen für alle Altersstufen sowie Basisbildungsangebote, Förderungen von Begabungen, Fähigkeiten, bessere Nutzung von mitgebrachten Qualifikationen et cetera.

 

Das sind alles konkrete Angebote, um bessere Chancen dieser Menschen am Arbeitsplatz und einen besseren sozialen Aufstieg zu erreichen. Ja, das sind 5 Millionen EUR; ja, das ist für uns eine richtige und wichtige Investition für die Zukunft dieser Menschen, die Wienerinnen und Wiener sind. Wir sind uns bewusst, wie wichtig alle diese Faktoren sind, wenn es um erfolgreiche Integration geht, wenn es um Sprachen geht, wenn es um Arbeitsmarktzugang geht, wenn es um das Zusammenleben geht, wenn es um die Partizipation und Teilnahme an der Gesellschaft geht.

 

Alle diese Maßnahmen sehen wir als wichtige Ziele in unserer politischen Arbeit. Und wenn diese Ziele gemeinsam mit NGOs, mit Gruppen, mit Vereinen in dieser Stadt erreicht werden, dann sehen wir uns dazu verpflichtet, diese Menschen in ihrer Arbeit zu unterstützen und ihre professionellen interkulturellen Fähigkeiten für diese Stadt zu nutzen. Das sind nicht, so wie Sie es sagen, Frau Kollegin Schütz, NichtwienerInnen, sondern das sind sehr wohl WienerInnen. Aber wenn Sie es so haben wollen - wie Sie das immer versuchen zu differenzieren – es sind in Wien Geborene und nicht in Wien Geborene. Aber es sind auch viele in Wien Geborene mit Migrationshintergrund, aber sie gehören zu dieser Stadt, und Sie können nicht jedes Mal und jedes Jahr versuchen, diese Menschen hier auseinanderzudividieren und vielleicht mit solchen Darstellungen Neid zu schüren. Wir sehen das anders und wir sehen uns verpflichtet, diese Arbeit, diese Vereine zu unterstützen.

 

Nehmen wir als Beispiel Station Wien. Gehen Sie einmal dort hin; ich glaube, die Menschen, die dort arbeiten und sich dort einbringen, sind auch sehr froh, wenn Sie dort hingehen und sich interessieren: Was sind das für Menschen, die sie dort unterstützen? Schauen Sie sich das einmal an. Das sind nicht, so wie Sie das sehen, „Nichtwienerinnen“. Sie sind dort bemüht, alle sozial schwächeren Menschen, die zu ihnen kommen, in ihren Bedürfnissen und in ihrem Bedarf zu unterstützen. Und sie sind insofern auch beispielgebend, weil sie Familien unterstützen, die aus den sozial unteren Schichten kommen, wo die Kinder Lernschwierigkeiten haben. Sie versuchen, für diese Gruppen gegenseitig Verständnis aufzubringen, indem sie diese Menschen zusammen an diesen Aktivitäten teilnehmen lassen.

 

Wenn Sie sich immer wieder hier her stellen und sagen, für die Wienerinnen und Wiener gibt es keine Kinderbetreuung, so muss ich das verneinen, das stimmt nicht. Wir bemühen uns da sehr, auch in diesen Vereinen und mit den Vereinen, dem Bedarf der Menschen nachzukommen und vermeiden, sie auseinanderzudividieren.

 

Das sind auch durchwegs Land-Bund-Projekte. Die werden nicht nur von der Stadt Wien, die werden auch vom Bund und von den unterschiedlichen dafür zuständigen Ministerien unterstützt. Uns ist es wichtig, diese Menschen so zu befähigen, dass sie an allen Teilen der Gesellschaft teilnehmen können, dass sie im Arbeitsmarkt eingliederbar sind und dass sie, wie gesagt, ihre mitgebrachten Qualifikationen besser nützen können.

 

Wir wollen sie auch in die Entscheidungen und in die Prozesse der Willensbildung einbinden. Und ich sag Ihnen dazu: Ohne Partizipation gibt es auch keine Integration, und das wissen Sie auch. Und hören Sie auf, das immer auseinanderzudividieren. Ich glaube, so wie ich es das letzte Mal gesagt habe und ich werde das immer wieder betonen: Auseinanderdividieren bringt uns

 

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