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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 27.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 89

 

sondern eben zu 100 Prozent in das Zielland hineinlaufen. Da gibt es ganz, ganz strenge Ausschreibungskriterien, an die wir uns zu halten haben, an die sich die NGOs zu halten haben und an die sich die Menschen, die die Projekte in der Zielregion leiten, extrem zu halten haben.

 

Das heißt, es ist auch unser ureigenstes Interesse, hier entsprechend zu kontrollieren und zu unterstützen. Es gibt zum Beispiel keinerlei Rechnungen als Bestätigungen, die wir hier in der Stadt kontrollieren, sondern das alles passiert über lokale Rechnungsprüfer. Es gibt Prüfberichte, es gibt Projektberichte, die müssen schon einen Monat nach Projektbeginn übermittelt werden, vom Projektbeginn weg. Diese Projekte und diese Berichte liegen selbstverständlich auf. Das haben wir auch in unserem Ausschuss schon mehrmals miteinander besprochen.

 

Das möchte ich Ihnen jetzt noch vorlesen, damit Sie sehen, wie das geregelt ist: „Jede NGO muss auf eigene Kosten in dem nationalen Land einen sogenannten Charted Accountant nennen. Dieser macht die Buchprüfung, das sogenannte Audit, nach nationalem Steuer- und Wirtschaftsrecht. Er/sie schreibt einen Prüfbericht und bestätigt mit ihrer/seiner Unterschrift die Ordentlichkeit der Einnahmen, der Ausgaben, die in diesem Bericht angeführt werden. Anschließend übermitteln die Buchprüfer der Magistratsdirektion den Prüfbericht und eine Kopie ihrer Zulassung. Die Magistratsdirektion nimmt keine Rechnungen als Beweise für Einnahmen und Ausgaben an, alles muss über diese bestimmten Buchprüfer laufen. Anzumerken ist, dass es wichtig ist, dass die Buchprüferin/der Buchprüfer aus dem jeweiligen Land kommt, in dem das Projekt durchgeführt wird, beziehungsweise die Zulassung nach internationalem Standard für dieses Land besitzt.“

 

So, damit das auch einmal im Protokoll steht! - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Zusatzfrage stellt GRin Mörk. - Bitte.

 

9.34.54

GRin Gabriele Mörk (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Einen schönen guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Im heurigen Call war das Thema Kinderrechte in der Entwicklungszusammenarbeit der Schwerpunkt. Wieso, Frau Stadträtin, ist das ein wichtiger Schwerpunkt? Und zu welcher Verbesserung tragen auch die eingereichten Projekte bei?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Nun, warum Kinder und Jugendliche? Kinder und Jugendliche sind die Hauptbetroffenen, und wenn wir in diesen Regionen etwas verändern wollen, dann müssen wir bei den Kindern und Jugendlichen ansetzen. Eine Zahl: 40 Prozent der Hauptbetroffenen im Bereich der Regionen, wo zum Beispiel Krieg und Gewalt herrschen, sind junge Menschen unter 25 Jahren. Das ist ein so erheblicher Anteil, dass wir wissen, dass diese Kinder, diese Jugendlichen nicht nur weg sind von Bildung, weg sind von Nahrung; sie sind auch ganz nah bei Gewalt, und sie sind sehr, sehr oft Opfer.

 

Unser Call richtet sich eben dieses Mal ganz besonders an diese Kinder und Jugendlichen, um ihre Bildungssituation, um ihre Gesundheitssituation zu verbessern, aber um sie auch entsprechend in ihren Kinderrechten, in ihren Jugendrechten zu stärken und aufzuklären. Es geht einfach darum, diesen Jugendlichen, diesen Kindern einen besseren sozialen Status zu geben, damit sie auch in der Zukunft in diesen Ländern dafür sorgen können, dass dieses Land überhaupt eine Zukunft hat. Dieser Ansatz hat uns eben bewogen, uns hier einmal ganz konkret auf diese Jugendlichen zu konzentrieren.

 

Es gibt ja die Millenniumsziele, und diese haben sozusagen insgesamt acht Ziele in sich. Die Unterstützung von Kindern, ihre Chancen auf Gesundheit und Bildung sind ein ganz besonderer Schwerpunkt. Wir haben uns eben auch in der internationalen Staatengemeinschaft heuer zu diesem Schwerpunkt bekannt. Es geht einfach um die Solidarität, ich habe das heute schon einmal gesagt. Die Ärmsten in dieser Welt - und das sind, noch einmal, 600 Millionen Kinder - leben eben in einer absoluten Armut.

 

Die Projekte, die wir gemacht haben: Das ist zum einen, Kinder zum Beispiel in den Schulalltag zu integrieren, eigentlich zu reintegrieren. Da gibt es zum Beispiel ein Projekt in einer Nachtschule in Bangladesh. Warum Nachtschule? Die Kinder bekommen in den Strukturen, in den Familiengefügen, in denen sie in diesen Regionen von Bangladesh leben, untertags nicht die Möglichkeit, Bildung zu konsumieren. Deswegen gehen sie untertags arbeiten und gehen am Abend, also in der Nacht, in die Schule, um sich dort auch entsprechend weiterzubilden. Das ist einfach ein Anpassen an die Lebensrealität von Kindern, die in dieser Armutsregion Bangladesh leben.

 

Zweitens gibt es ein Projekt in Indien, eine Aufklärungsarbeit zum Thema Kinderrechte. Wir wissen, wie Kinder oft auch ganz weit weg von ihren Rechten aufwachsen müssen, welche Erfahrungen sie machen müssen. Es gilt aber trotzdem, sie in diesem Rechtsbewusstsein zu stärken, ihnen auch eine Zuflucht zu geben und sie zu schützen vor der Gewalt und vor den massiven Übergriffen, mit denen sie letztendlich konfrontiert sind.

 

In Sri Lanka fördern wir - das habe ich vorhin schon angesprochen - ein Projekt, in dem hundert tamilische Mädchen wieder in die Schule zurückgebracht werden. Das sind eben die sogenannten Selbstmordattentäterinnen, die einfach in ganz, ganz jungen Kindesjahren missbraucht worden sind und die unter massiven psychischen und auch physischen Traumata leiden. Was man sehen muss, ist, dass diese Kinder oft im eigenen Dorf, in der eigenen Region als Selbstmordattentäterinnen missbraucht worden sind. Das heißt, das Standing dieser Mädchen in diesem sozialen Gefüge ist natürlich nicht mehr vorhanden. Wir sehen den einzigen Weg darin, sie in die Bildung zurückzubringen, um sie auch wiederum in ein normales,

 

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