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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 91 von 125

 

Frau Kollegin! (GRin Martina Ludwig-Faymann: Was glauben Sie denn?) Uns liegt das Thema Familie am Herzen.

 

Ich zitiere hier aus der „Frankfurter Allgemeinen“ den Bericht eines Kinderarztes, der Studien ausgewertet hat und dort über die dunkle Seite der Kindheit geschrieben hat. Er spricht über die Gefahren zu früher und zu langer Fremdbetreuung von Kleinstkindern. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wie lange waren Sie zu Hause?) Der Mediziner verweist in erster Linie auf die größte Langzeitstudie, die es dazu gibt, aus den Vereinigten Staaten aus dem Jahr 2007. Die Studienergebnisse, schreibt er, waren erschreckend. Daraus sollten Sie vielleicht auch Schlüsse auf die Gewaltprobleme bei uns in der Schule ziehen. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wie lange waren Sie bei Ihren Kindern?) - Regen Sie sich einmal ab, Frau Kollegin! (GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich habe eine Frage gestellt!) - Wie gesagt, ich komme auf die Langzeitstudie zurück. Die Ergebnisse sind erschreckend. Ein Viertel der ganztagsbetreuten Vierjährigen zeigte bereits ein krankhaftes Problemverhalten. (GRin Birgit Hebein: Hören Sie auf! Das gibt es doch nicht!) - Warum soll ich aufhören? Darf ich nicht reden? Dürft nur ihr die Klappe aufmachen? (GRin Birgit Hebein: Ja, genau!) So etwas! (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Aber hallo!) - Da ist es Hallo! Aber wenn mir jemand den Verbrecher vorwirft, dann ist es nicht Hallo! Rufen sie dann Hallo, wenn es wirklich angebracht ist, Frau Kollegin! (Beifall bei der FPÖ. - GRin Anica Matzka-Dojder: Hallo! - GR Dipl-Ing Martin Margulies: Und dann kriegen wir wieder einen Ordnungsruf, wenn wir etwas darauf sagen!)

 

Die Studienergebnisse sind erschreckend. (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Qua qua qua!) Kinder im Alter bis zwölf Jahre, die sich mindestens zehn Stunden pro Woche in Krippen aufgehalten haben, legten in der Schule eine auffällig schwierige Wesensart an den Tag. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wie lange waren Sie zu Hause?) Je länger die Kinder in Krippen erzogen wurden, desto stärker die Verhaltensauffälligkeit. Bei manchen könnte man auch glauben, Sie sind in Krippen erzogen worden, wenn ich mir das anhöre, was sich hier abspielt! (Beifall bei der FPÖ. - GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Sie wissen, wovon Sie reden!)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl (unterbrechend): Ich darf kurz alle bitten. Herr Jung, einen kurzen Moment. Im Interesse, dass wir alle die Diskussion verfolgen können, darf ich Sie bitten, gesittet zu sprechen (GR Johann Herzog: Und die anderen?) und auch alle Zwischenrufer bitten, auch gesittet zu sprechen.

 

GR Mag Wolfgang Jung (fortsetzend): Ich lese vor, was in der Studie steht, Herr Vorsitzender. Ich weiß nicht, ob der Verfasser der Studie ungesittet war. Also, legten in der Schule eine auffällig schwierige Wesensart an den Tag. Je länger sie in Krippen erzogen wurden, desto stärker die Verhaltensauffälligkeiten, Streiten, Gewalttätigkeiten, Lügen, Sachbeschädigung, Grausamkeiten. Im Alter von 15 Jahren kamen dann Straftaten dazu, wie Drogenmissbrauch und Diebstahl. Das hört sich verdächtig nach manchen Problemen an, die wir heute in unserer Jugend haben. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Warum werden alle so lange betreut?) Bemerkenswert, und jetzt hören Sie bitte zu, ist, dass es dabei gar nicht auf die Qualität der Kinderkrippe ankam. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Nehmen Sie das ernst!) Auch Kinder, die sehr gute Betreuungseinrichtungen besucht hatten, verhielten sich stark verhaltensauffällig. Das zeigt etwas ganz anderes. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Sonst nicht, aber bei den Freiheitlichen!) - Sie können es halt nicht vertragen, wenn Sie einmal eine Studie unter die Nase gehalten bekommen, die nicht gerade die Mercer-Studie ist, Herr Kollege! Also, nachgewiesen wurde vor allem, dass unterzweijährige Kinder nach fünf Monaten Krippenaufenthalt unter hohem Stress litten. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Was soll denn das?) - Schreien Sie sich einmal aus! (GRin Martina Ludwig-Faymann: Seit wann beschäftigen Sie sich eigentlich mit Familienpolitik?) - Weil ich Kinder habe und weil ich mir Sorgen um die Entwicklung der Kinder in dem Staat mache, Frau Kollegin! Das erlauben Sie mir vielleicht noch! (Beifall bei der FPÖ. - GRin Martina Ludwig-Faymann: Wie lange waren Sie bei Ihren Kindern?)

 

Also, geht es jetzt? Geht es wieder? Oder geht es noch, muss ich Sie fragen, Frau Kollegin? (GRin Martina Ludwig-Faymann: Waren Sie zu Hause? Haben Sie sich um Ihre Kinder gekümmert?) - Nein, überhaupt nicht! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Überhaupt nicht? Gott sei Dank für die Kinder!) Also, meine Kinder sind Gott sei Dank alle etwas geworden, waren keine Süchtler oder Sonstiges. Ich bin sehr zufrieden und glücklich mit ihnen. Ich habe gestern mit ihnen Geburtstag gefeiert.

 

Jetzt komme ich zu dem zurück, was ich Ihnen abschließend noch zum Nachdenken mitgebe. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wie lange waren Sie zu Hause? - GR Godwin Schuster: Wer ist der Autor dieser Studie?) - Wollen Sie bestreiten, dass meine Kinder in Ordnung sind? (GRin Martina Ludwig-Faymann: Nein!) - Dann halten Sie sich zurück! (GRin Martina Ludwig-Faymann: Wir wollten nur wissen, sie lange Sie bei Ihren Kindern zu Hause waren! - GR Godwin Schuster: Wer ist der Autor dieser Studie? Das wollte ich wissen!) - Ich habe Ihnen den Arzt, der das bringt, vorher zitiert. Sie haben nicht zugehört! (GR Godwin Schuster: Das ist aber keine Studie!) - Die „Frankfurter Allgemeine“ ist nicht irgendeine Zeitung, Herr Kollege! Das ist immerhin das angesehenste Blatt im deutschen Sprachraum.

 

Jetzt komme ich zu dem, was ich Ihnen abschließend sagen wollte, nämlich Worte von Astrid Lindgren, die wahrscheinlich wohl die bekannteste Kinderbuchautorin der Welt ist, auch von den Sozialdemokraten anerkannt. Sie war schließlich auch Mitglied der schwedischen Sozialdemokraten und Beraterin der schwedischen Regierung, Frau Kollegin. Sie sagt Folgendes in ihren Erinnerungen: „Vor ungefähr zehn Jahren“ - das war 1980 – „wurden in Schweden nur wenige Kinder geboren. Zu der Zeit war unser Staatsminister Ingvar Carlsson noch Zukunftsminister. Eines Tages rief er zehn sogenannte Kinderexperten an - ich war darunter -

 

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