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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 125

 

Debatte deshalb kurz halten und bitte Sie auch um Verständnis dafür, weil zur Stunde auch eine Gedenkveranstaltung für die verstorbene Galeristin Grita Insam stattfindet und ich dort noch teilnehmen möchte und auch die Stadt Wien repräsentieren will. Lassen Sie mich zu dem vorliegenden Rechnungsabschluss vielleicht nur das Folgende sagen: Die trockenen Zahlen, glaube ich, sprechen zunächst einmal schon sehr für sich. Wir haben einen Rechnungsabschluss von über 237 Millionen EUR. Das ist gegenüber dem Voranschlag eine Steigerung von fast 12 Millionen EUR oder 5,24 Prozent. Das bedeutet, dass um diesen Betrag mehr für die Kultur in Wien ausgegeben wurde, als wir veranschlagt haben, und ich meine, dass diese, wenn man so will, Ungenauigkeit der Kultur in dieser Stadt sehr zugute gekommen ist. Das muss man vor allem auch im Lichte des Umfeldes sehen. Ich brauche Sie nicht daran zu erinnern, wie sehr in anderen Städten, in anderen Ländern quer durch Europa auf Grund der wirtschaftlichen Situation kulturelle Ausgaben gekürzt werden, sei es nun um ein Viertel in Holland oder, wie ich gerade auch von einem Kollegen erfahren habe, dass in Lissabon die Mittel nicht um 10 Prozent gekürzt wurden, sondern auf 10 Prozent des ursprünglichen Betrages. Und diese Liste ließe sich fortsetzen, was sehr traurig ist, weil offensichtlich die Kultur derjenige Bereich ist, der oftmals bei den Kürzungen aus wirtschaftlichen Gründen zuerst dran kommt. Das ist in Wien definitiv nicht der Fall. Und dass wir auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mehr Geld für die Kultur ausgeben, ist, glaube ich, etwas ganz Richtiges, weil das, was an Geistigem, an Kreativem in dieser Stadt geschaffen wird, auch das ist, was letztendlich tatsächlich von uns übrig bleiben wird.

 

Wir arbeiten gemeinsam, was die Kulturlandschaft anbelangt, an einer nachhaltig vielfältigen Kulturlandschaft in dieser Stadt, an einer spannenden Kulturlandschaft und es gelingt auch gut, und es gelingt auch anerkannterweise, und es gelingt vor allem auch deshalb, weil wir sehr engagierte, sehr beherzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, sei es in der Kulturverwaltung, sei es in den einzelnen Magistratsabteilungen, der Wien Bibliothek, dem Archiv, dem Museum und alle, die da und dort mitarbeiten. Und da möchte ich mich bei allen sehr, sehr herzlich bedanken, auch bei den Kolleginnen und Kollegen in meinem eigenen Büro, die über das Jahr wieder eine sehr gute Arbeit geleistet haben und sich sehr engagiert für die Kultur in dieser Stadt eingesetzt haben.

 

Ich freue mich natürlich auch über eine durchaus kontroversielle Diskussion. Es wäre ja töricht anzunehmen, dass wir hier alle einer Meinung sind. Ich freue mich insbesondere, wenn Kollegen wie zum Beispiel der Kollege Ebinger meine Homepage sehr genau studieren. Das ist ja wunderbar, wenn Sie sich auch auf den Diskurs zwischen Habermas und Niklas Luhmann einlassen, wo die Autopoiesis, die ja, wie Sie richtig gesagt haben, sich auf die selbstreferentiellen Systeme bezieht. Aber auch das Wort bio-konservativ habe ja nicht ich erfunden, sondern auch das bezieht sich auf einen Vortrag, den der Jürgen Habermas hier in Wien gehalten hat. Also ob er sich darüber freut, wenn jemand von den Freiheitlichen sich in die Tiefen der kritischen Theorie und in anderes einlässt, weiß ich nicht, aber es ist ja wunderbar. Im Sinne der Aufklärung und im Sinne der kommunikativen Theorie von Habermas ist es, glaube ich, nie zu spät. Wenn meine Homepage unter anderem auch dazu dient, die Freiheitlichen dazu zu veranlassen, das zu lesen, dann hat das ja schon einen sehr, sehr guten Zweck erfüllt. Also ich freue mich, dass der Herr Kollege Ebinger diesen Diskurs zwischen Habermas und Luhmann offensichtlich auch gelesen hat und ich freue mich auch, wenn die Freiheitlichen Sigmund Freud zitieren. Ich meine, der kann sich nicht mehr wehren.

 

Aber das, worauf Sie das bezogen haben, Frau Kollegin, da muss man schon sagen, die Wiener Festwochen, wenn Sie, und ich weiß nicht, bei wie vielen Produktionen Sie tatsächlich waren, aber wenn Sie dort Nackerte und Blut und ich weiß nicht, was Sie dort alles gesehen haben, dann waren Sie bei anderen Wiener Festwochen, als ich es war. Ich war bei ziemlich vielen Aufführungen der Wiener Festwochen. Und wenn Sie auch meinen, dass eine allseits erwartete und wie ich meine, sehr mutige Produktion einer Erstaufführung eines neuen Stückes von Peter Handke, der nun, ob einem das gefällt oder nicht, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller und darüber hinaus überhaupt ist, und wenn Sie das so heruntermachen, dann würde ich doch bitten, auch im Sinne der Würde des Hauses, aber auch aus Respekt vor der Kunst, vielleicht können Sie sich das auch noch einmal überlegen, weil das in der Tat ein sehr, sehr engagiertes und interessantes und wie ich meine, auch hochqualitatives Theaterstück war. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Ihnen aber unabhängig davon vielleicht nur in ganz kurzen Stichworten und ohne da jetzt auf die einzelnen Kritiken einzugehen, ich glaube auch nicht, dass das notwendig ist, doch Ihre Aufmerksamkeit darauf hinlenken, welche neuen Initiativen und Projekte es in der jüngeren Vergangenheit gegeben hat, nicht nur im Bereich der Musik. Wenn da so etwas abschlägig über das Vorhaben und über die Neukonstruktion der Wiener Kammeroper gesprochen wurde, dann lasse ich Sie vielleicht doch nur ein wenig in die Küche blicken und kann eben wenig aus der Schule plaudern. In der Tat ist die Fortführung der Wiener Kammeroper ein großes Problem gewesen. Das hat verschiedene Ursachen, unter anderem auch jene, dass dort von Bundesseite weniger Geld hineingeflossen ist und bis zum Schluss gar nichts mehr, aber nicht nur, sondern da gab es auch einige Probleme in der Führung. Wir haben uns mit großem Verantwortungsbewusstsein dieses Themas angenommen, auch mit dem klaren Ziel und der klaren Perspektive, dass die Kammeroper als Kammeroper erhalten bleiben soll. Wir haben selbstverständlich auch nach einem starken Partner gesucht, der, ohne dass das den Wiener Steuerzahler mehr Geld kostet, diese

 

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