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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 56 von 90

 

den Akt durchgelesen hat, findet man einen Subventionsantrag von sage und schreibe 730 000 EUR für 3 Jahre. Ich darf das, ich bin schon ein bissel älter, ein bissel umrechnen. Also in echtem Geld waren das einmal mehr als 10 Millionen Schilling. (GR Mag Thomas Reindl: Sie können es in Reichsmark auch umrechnen!) Herr Kollege? (GR Mag Thomas Reindl: Sie können es auch in Reichsmark umrechnen!) Herr Kollege, das war jetzt ein sehr konstruktiver Beitrag. So alt sind nicht einmal Sie, dass Sie sich daran erinnern können. Und wenn Sie weiter konstruktiv sein wollen, melden Sie sich bitte beim Schriftführer. (GR Prof Harry Kopietz: Können Sie mir in der Zwischenzeit erklären, was ein Unnormalbürger ist?) Das habe ich ja vorher gesagt. Der Normalbürger ... (GR Prof Harry Kopietz: Unnormalbürger!) Ein Unnormalbürger ... (GR Prof Harry Kopietz: Ich kenne keinen Normalbürger! Was ist das?) Nein, da gibt es einen gewöhnlichen und einen außergewöhnlichen Bürger. Der außergewöhnliche Bürger steht unter der Protektion der SPÖ, wird von ihr gefördert und darf sie dafür wählen. Das ist der ungewöhnliche Bürger. (Beifall bei der FPÖ. – GR Prof Harry Kopietz: FPÖler sind das natürlich nicht! – GR Mag Wolfgang Jung: Die kriegen dann das Ehrenzeichen der Stadt Wien!) Nein, weil die FPÖler die FPÖ aus inhaltlichen Gründen wählen und nicht, weil ihnen Wohnungen versprochen werden. In früheren Zeiten, kann ich mich noch erinnern, ist die Parteikassa vom Hausmeister eingehoben worden. Deswegen hatten die Leute Angst, deswegen wählten sie Sie. Es hat ja Zeiten gegeben, da hatten Sie mehr Mitglieder als Wähler. Also lassen Sie mich mit dem unnormalen Bürger in Ruhe und lassen Sie mich meinen Vortrag fortfahren. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wie gesagt, der Verein – ich habe noch sieben Minuten, Sie müssen mich noch ein bisschen ertragen - führt ja zu Recht als besonderes Highlight des Jahres 2010 einen Preis an, den er erhalten hat, nämlich von der Unruhe Privatstiftung, heißt die. Da ist offensichtlich der Name Programm und der Preis ist die SozialMarie. Ich habe mir das sogar auf der Homepage angeschaut. Das leitet sich wirklich von dem wienerischen Wort für Geld ab, das Wort Marie. Es geht, das ist auch ganz klar, wieder einmal um einen Tummelplatz ... (Zwischenrufe von den GRen Mag Thomas Reindl und Mag Wolfgang Jung.) Ja, aber das Wort Marie ist eine durchaus umgangssprachliche Bezeichnung für Marie. Es heißt auch nicht Knödel, sondern Knedl, wenn man es schon richtig aussprechen will. Ich habe halt offensichtlich ein bissel mehr Kontakt mit der Bevölkerung. Aber wie gesagt, bei der SozialMarie sind wir ja in guter Gesellschaft. Da haben wir ja weitere maßgeblich konstruktive Vereine wie der Verein Living Books, der schon Preise gewonnen hat, über die der Kollege Ebinger schon Ausführungen gemacht hat oder auch die Deserteursberatung. Also das ist selbstverständlich wieder einmal einem politischen Spektrum zuzuordnen und daher auch Teil Ihres Vereinsgeflechtes.

 

Da die genialen Leistungen dieses Vereins, die sie in der Vergangenheit erbracht haben, ja weitergeführt werden sollen, darf ich ein paar seiner genialen Leistungen auch noch bringen wie zum Beispiel die Hotline, die im Rahmen des Pilotprojektes „Prostitution hinterm Technischen Museum“ eingerichtet worden ist. Die Hotline war derartig hot, meine Damen und Herren, sie war nämlich von 10 bis 17 Uhr für sage und schreibe sechs Monate besetzt. Und wer weiß, wie viele Anrufe es dort gegeben hat in sechs Monaten? Es waren 277, also heruntergebrochen sind das 46 Telefonate im Monat. Ein unglaublich erfolgreiches Projekt! Man hat das Ohr am Bürger, man hat den direkten Draht offensichtlich, nur leider verwenden ihn die Bürger nicht. Und warum verwenden sie ihn nicht? Weil, wie gesagt, die Hotline von 10 bis 17 Uhr eingerichtet war. Wie gesagt, es geht um Prostitution. Wann findet Prostitution statt? Meistens nachts. (GR Mag Thomas Reindl: 24 Stunden am Tag!) Herr Kollege, also ich sehe Prostituierte nur am Abend. Wann sehen Sie sie? Untertags, ja? (GR Mag Thomas Reindl: 24 Stunden am Tag!) Es kommt auf den ... (GR Mag Thomas Reindl: Fragen Sie den Kabas!) Herr Kollege, a) das war am Abend, b) auf das komm’ ich noch. Und dann haben wir jetzt einmal genug Vergangenes gehört.

 

Wir haben aber jetzt auch, wenn man den Akt durchgearbeitet hat, wahrgenommen, dass ein erhöhter Streetwork-Bedarf bestehen soll, weil wir ja, das wissen wir hier alle, eine Novelle des Prostitutionsgesetzes gehabt haben. Als Zielgruppen werden definiert: Frauen mit Migrationserfahrung. Also wenn man sich die Prostituierten auf den Straßen anschaut, dann ist das eine „No-na-Geschichte“. Da hätte man genauso gut Prostituierte hinschreiben können, weil das ist fast deckungsgleich.

 

Anrainer. Jetzt frage ich mich nach dem genialen Wurf der Frau Stadträtin, die ja dem freiheitlichen Entwurf nicht gefolgt ist, warum Anrainer? In welchem Wohngebiet gibt es die Straßenprostitution noch? Wo haben Sie die Probleme noch mit Anrainern? Die Frau Stadträtin erklärt uns immer, es ist eh alles pipifein und dann haben wir plötzlich die Zielgruppe Anrainer? Also wenn das kein Widerspruch ist! Aber die Kollegin Hebein kommt sicher nachher raus und wird uns das erklären. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Weil der Kollege Troch die Prostitution untertags angesprochen hat, bei der er sich offensichtlich gut auskennt, möchte ich Ihnen nur noch ein kurzes Erlebnis schildern. Weil ich ein Öffi-Benutzer bin - bei den Benzinpreisen geht es ja nicht anders -, war ich mich anmelden für den Wien-Marathon und bin aufs Messegelände gefahren. Wir sind bei der U2-Station ausgestiegen, haben uns angemeldet und sind nachher noch in den Prater gegangen. Wir sind beim WU-Neubau vorbeigegangen. Ich hatte meine zwei kleinen Neffen mit, der eine drei, der zweite sechs. (GR Prof Harry Kopietz: Bei Tag, nehme ich an!) - Die Anmeldung zum Wien-Marathon ist doch untertags, Herr Kollege! Also, sie war am Vormittag, genauer gesagt. (GR Mag Wolfgang Jung: Der Herr Kopietz kennt sich nicht aus!) - Der Kollege kennt sich wahrscheinlich auch bei der Prostitution ganz detailliert aus. (GR Mag Rüdiger Maresch: Sie sind der Experte!) Das habe ich im Übrigen auch nicht bestritten, dass sie 24 Stunden am Tag stattfindet. Ich habe gesagt,

 

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