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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 22.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 110

 

zunehmen wird. Das ist eine ganz große Frage und tun wir nicht so, als gäbe es die Lösung. Ich orte hier ein hohes Maß an Zustimmung, an Verständnis für diese Fragen. Das müssen wir in den Griff kriegen. Denn wenn der Herr Stadtrat und die Koalition in der Tat sagen, wir müssen auf die Kosten schauen, das ist der zweite Punkt, auf den ich eingehen will, sind die Frage der Bodenkosten elementar für eine Stadt. Das habe ich einmal vorweg gesagt, weil in der Tat es nicht einfach ist. Wir haben ein gutes Instrument, das ist der Bodenfonds, aber wir sollten weiter darüber ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Wohnfonds!) Wohnfonds, also ich tu jetzt nur den Bodenteil ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds!) Hat er früher geheißen, danke schön, danke!

 

Ein zweiter Punkt ist die Frage der Kosten. Und da möchte ich auf eine auch große Entwicklung hinweisen. Ich habe auch neulich die Möglichkeit gehabt, das ausführlich in einer Diskussion mit dem Herrn Stadtrat zu erörtern. In sehr viel stärkeren Maße als noch vor 20, 30 Jahren ändern sich heute Familienverhältnisse. Das ist eine Entwicklung, wo nichts darauf hindeutet, dass sich das ändert und auch die angesprochene Entwicklung vom Kollegen Walter, die demographische Entwicklung, die ich nicht primär als Problem, sondern ... Ich finde das klass, dass Menschen älter werden. Ich finde das klass, dass Menschen mit 70 und mit 80 noch einen Gesundheitszustand haben, der früher 40-, 50-Jährigen vorbehalten war, dass Menschen mit 60 und 70 noch Unternehmen gründen, reisen, vital sind, eine vierte und fünfte Lebensphase haben. Auch angesichts dieser Entwicklung, aber auch angesichts der Globalisierung von Köpfen - ich sage nur als Stichwort, Universitätsstadt Wien, wo Gott sei Dank zunehmend Menschen aus der ganzen Welt nach Wien studieren gehen, so wie sehr viele Studierende, die in Wien geboren sind, in Europa und außerhalb Europas studieren. Also wir haben zunehmende Wanderungsentwicklungen, auch temporäre. Vor dem Grund sollten wir in der Frage der Grundrissgestaltung, in der Frage des Neubaues an mehr Flexibilität denken. Ich sage Ihnen jetzt ein Beispiel, wo sich hier in der Tat die soziale Frage stellt. Wenn man sich eine Wohnung nimmt, so ist das ein bissel wie mit dem Wetter: Wenn es draußen regnet, nimmt man Regelschirme, wenn die Sonne scheint, denkt man sich, es bleibt so. Man sucht eine Wohnung. Im Regelfall werden Wohnungen gesucht, wenn Kinder unterwegs oder Kinder schon da sind und dann wird für drei, vier, fünf Personen eine Wohnung gesucht.

 

Das ändert sich aber, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Das ändert sich, bitte 50 Prozent der Ehen in Wien werden geschieden. Es gibt Patchwork-Familien, es gibt eine steigende Anzahl von Alleinlebenden. Da wäre es doch interessant, über Wohnungsgrundrisse zu verfügen, die die Teilbarkeitsmöglichkeiten erhöht. Ich halte es für eine der spannendsten Fragen im Bereich der vom Herrn Stadtrat völlig richtig angesprochenen Kosten. Wenn wir daran denken, wie wir die Kosten im Neubau senken, müssen wir an die Zinsen denken und müssen wir an die Bodenpreise denken. Aber können wir auch daran denken, dass man möglicherweise als Familie in eine Wohnung mit 80 m², 85 m², 75 m² zieht, die aber ganz schnell teilbar ist, wenn es die Lebenssituation erfordert, dass man, gewählt oder nicht gewählt, alleine lebt und um auch zu ermöglichen im Alter, wenn Pflegesituationen auftreten, diese verstärkt auch im häuslichen Rahmen zu machen. Ich glaube, und das vielleicht als Anregung auch in Richtung des Wohnfonds, wenn wir den einen oder anderen Wettbewerb machen, sollten wir vielleicht schauen, verstärkt noch diesen Trend, der ja bereits aufgegriffen wird, die Teilbarkeit zu machen mit dieser Satzform, und ich habe den Linzer Univ-Prof Roland Gnaiger im Kopf, der sagt, es wäre doch spannend, wenn es ausschließlich nur mehr 40-m²-, 50-m²- und 55m²-Wohnungen gäbe. Nicht, dass alle Leute auf 55 m² wohnen müssen, aber wenn man einen größere Wohnung hat, dass man von Anfang an, sei es horizontal oder sei es auch vertikal, kleinere Wohnungen zu einer Wohnung zusammenlegt, die sich aber sozusagen im Laufe der Entwicklung verändert. Also großer Trend Flexibilisierung, nicht dass es immer geht, aber die Möglichkeit ist, sie aufrechtzuerhalten.

 

So und jetzt komme ich zu den vom Kollegen Walter sehr kritisierten Mietzinsobergrenzen. Es ist ja nicht so, dass in Wien mit Zinshäusern kein Geschäft gemacht wurde, und Geschäft meine ich jetzt im neutralen Sinne und nicht kritisch. Da wurden beträchtliche Vermögenswerte angeschafft. Der Kapitalmarkt ist da voll drinnen. Ich hab’ jetzt kein Taferl mit, wo ich Ihnen die Preisentwicklung zeige, wo ich sage, das ist die allgemeine Entwicklung des Verbraucherpreisindexes und demgegenüber die Kosten von Zinshäusern. Das ist das Gleiche wie beim Boden. Da werden Preise gezahlt, die jegliche Norm sprengen. Aber eines muss uns klar sein: Am Schluss zahlt das jemand! Wenn ein Haus, das vor 12 Jahren um 300 000 EUR am Markt war, heute 3 Millionen kostet und mehr, dann muss uns eines klar sein, wer am Schluss sozusagen die Rendite des Zinshauses bringt, wenn man nicht zaubern kann. Manche glauben, zaubern zu können. Aber letztendlich zahlen das die Mieterinnen und Mieter. (GR Mag Alexander Neuhuber: Na wieso denn?) Ja wieso denn? (GR Mag Alexander Neuhuber: Wieso denn?) Entschuldigung, also da kenn’ ich mich zum Glück in der Branche in bisschen aus. Da wird früher von den 4 Prozent, ... 4,5 Prozent, jetzt nimmt man eh schon 3 Prozent, 2,5 Prozent in Kauf, aber letztlich (Aufregung bei GR Mag Alexander Neuhuber.), wer bringt denn die Rendite auf ein Haus? Das sind letztlich die Menschen, die da drinnen wohnen. Letztendlich sind es die Mieten und die steigen beträchtlich. Und hier zu sagen (Weitere Aufregung bei GR Mag Alexander Neuhuber.), in dem Ausmaß, wo man natürlich die Erlöse frei gibt, steigen sozusagen die Werte der Häuser, also hier in einem vernünftigen Maß zu sagen, ja, das ist ein regulierter Markt. Wie du nicht ein Auto auf den Markt bringen kannst, das nicht zertifiziert ist, hat der Staat aus sozialen Gründen, und da ist Wien, da ist Österreich mit dem Mietrecht sehr, sehr gut gefahren, einen

 

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