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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 113

 

gemacht haben im vergangenen halben Jahr. Denn man soll ja nicht unterschätzen, dass wir verschiedene Initiativen gesetzt haben, sei es, was die bauliche Weiterentwicklung des Jüdischen Museums anbelangt, sei es, dass wir versuchen, nicht nur das ewig lange Problem der Sophiensäle zu lösen, sondern dass wir das auch kulturell bespielen wollen, dass wir uns die verschiedenen Neubesetzungen sehr gut auch gemeinsam überlegt haben, ob das nun der Filmfonds war, ob das die Nachbesetzung der Wiener Festwochen ist, aber auch, dass wir auf dem Gebiet beispielsweise der Erweiterung der Restitutionsbestimmungen tatsächlich auch schon einiges erledigen konnten, was im Koalitionsabkommen steht. Ich glaube, dass das eine sehr gute, konstruktive Zusammenarbeit ist. Wir haben uns noch sehr, sehr viel vorgenommen, und ich denke, dass wir das in den nächsten Monaten, jedenfalls in dieser Legislaturperiode auch abarbeiten werden und können.

 

Im Übrigen, weil hier immer wieder gesagt wurde, insbesondere bei der Opposition, man hätte sie nicht gesehen bei den verschiedenen Kulturveranstaltungen: Ich glaube, dass das nicht das Primäre ist. Wir werden da sozusagen keine Anwesenheitslisten ausstellen und Stricherllisten führen. Auch ich wäre oftmals froh, wenn ich einmal zu Hause bleiben könnte und ein gutes Buch lesen könnte, weil das ja zumindest genauso wichtig ist wie die Anwesenheit bei Kulturveranstaltungen. Ich denke mir nur, wir sollten über das nicht vergessen, dass wir durchaus auch gemeinsam für die Kultur in dieser Stadt verantwortlich sind. Also ich freue mich, wenn ich Sie sehe, wo immer Sie sind, und freue mich umso mehr, weil ich mir dann denke, dass es da auch eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung gibt mit dem, was in der Stadt Wien stattfindet. Und je mehr Sie sich da auch einbringen können, desto lieber ist es mir.

 

Zum einem der vielen, vielen Dinge, die gefallen sind - ich kann aus Zeitgründen nicht auf alles antworten, aber eines möchte ich schon sagen:

 

Lieber GR Ebinger! Sie wissen, in vielen Dingen schätze ich Sie auch als sozusagen Kooperationspartner - er ist gar nicht da; o ja, da hinten steht er -, aber, offen gesprochen, Sie waren auch schon sehr viel inhaltsreicher und besser. Sich lustig zu machen über verschiedene Initiativen, die sehr ernst gemeint sind und die auch in einem oftmals sehr berührenden Ausmaß viel bringen, wie zum Beispiel die KulturlotsInnen, wo wir versuchen, mit durchaus beschränkten finanziellen Mitteln, aber, wie wir meinen, zunehmend erfolgreich, Menschen zur Kultur zu bringen, die diesen Zugang vielleicht, aus welchen Gründen auch immer, nicht haben - sei es aus materiellen Gründen, sei es aus Informationsgründen, sei es aus sozialen Gründen -, und sich dann vielleicht auch noch in einem Nebenschlenker lustig zu machen, dass eine der KollegInnen in Karenz ist, das halte ich für tief, für nicht einmal Ihrer würdig. Ich meine, dass man gewisse Dinge durchaus auch inhaltlich diskutieren kann, nur: Sich schlicht und einfach nur darüber lustig zu machen, ist dem Ernst des Anliegens, das die KulturlotsInnen und viele, viele andere Initiativen verfolgen, aus meiner Sicht nicht angemessen und ist nicht angebracht.

 

Ich möchte auch noch ein, zwei Worte sagen zu Bereichen, die auch zu meiner Geschäftsgruppe gehören, die nicht weniger wichtig sind als die - unter Anführungszeichen - glamourösen Bereiche wie Theater und Musik, die aber natürlich ungeheuer viel für das kulturelle Bewusstsein und die Identität der Stadt leisten.

 

Das ist einerseits die Bibliothek und das ist andererseits auch das Archiv, beides im großen Sinne sozusagen die Gedächtnisspeicher der Stadt, wo ganz, ganz viel von hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgearbeitet, archiviert, wissenschaftlich bearbeitet wird. Die Bibliothek hat nicht nur, was die Handschriften, die Bücher, die Druckschriften anbelangt, sondern eine der bedeutendsten Musiksammlungen, die mit großer Kenntnis gepflegt wird, die weiterentwickelt wird, die erweitert wird, aber auch etwa die Plakatsammlung, die weltweit berühmt ist.

 

Jetzt können Sie sagen: Na ja, das war immer schon so da, und das ist auch ein Stillstand! - Ich sage Ihnen, das ist Tag für Tag eine wesentliche Arbeit, die geleistet wird; genauso wie im Archiv, wo hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Tag für Tag auch dieses Gedächtnis der Stadt weiterentwickeln. Das ist vielleicht nicht jeden Tag wahnsinnig spektakulär, aber es ist im Ergebnis spektakulär, und ab und zu können wir dann der Öffentlichkeit auch Dinge präsentieren. Ich glaube, dass diese kontinuierliche Arbeit, auch das Bekenntnis zu diesen Einrichtungen - zu einem Archiv, zu einer Bibliothek, zu einer städtischen Bibliothek - etwas ganz, ganz Wesentliches ist.

 

Das gilt natürlich auch für den Bereich des Museums. Dieses Museum, das sich in den letzten Jahren ganz erstaunlich entwickelt hat, war vorher zwar den Kennerinnen und Kennern bekannt, aber jetzt ist es einer sehr viel größeren Besucherschar bekannt. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Wir haben im Übrigen auch – wenn Sie das lustig finden – eine große Steigerung von jungen Besucherinnen und Besuchern, nicht zuletzt durch die Tatsache, dass wir den freien Eintritt für Jugendliche in den Museen der Stadt ermöglicht haben. Ein großer Bereich, wie zum Bespiel das Museum auf Abruf, ist überhaupt bei freiem Eintritt zu besuchen.

 

Und diese tolle Entwicklung des Museums, die Aufarbeitung der Alltagskultur, die Tatsache, dass wir hier in Wien auch ein Museum haben, das nicht nur die Geschichte der Herrschenden, nicht nur die Kunst- und Kulturgeschichte der Hochkultur wiedergibt, sondern auf eine sehr, sehr interessante Weise tatsächlich die Wiener Alltagskultur erzählt, wo es möglich ist, Wien tatsächlich auf die Spur zu kommen und nicht nur sozusagen die gehobenen Kunstobjekte zu sehen, berechtigt natürlich auch zu dem Vorhaben, das jedenfalls ein mittelfristiges, aber bedeutendes Vorhaben der Wiener Kulturpolitik ist, nämlich dieses Museum nicht nur inhaltlich neu zu positionieren, sondern ihm auch die Möglichkeit zu geben, in einem neuen Haus neue Zuschauer zu gewinnen, sich auch entsprechend zu präsentieren und damit auch die sehr lebendige Kulturszene in Wien zu repräsentieren.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte

 

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