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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 69 von 113

 

men! – der fehlenden Details, der fehlenden Aufschlüsselungen, was, wie ich schon gestern in einem anderem Zusammenhang gesagt habe, im Wesen der Kameralistik liegt, und wegen zu wenig vorausschauender Ansätze: Die Transferzahlungen sind in einzelnen Teilbereichen doch wesentlich höher, als man offensichtlich gedacht hat. Ferner stimmt meine Fraktion wegen der Überschreitungen im Rechnungsabschluss und wegen der Subventionen, die letzten Endes beinhaltet sind, nicht zu.

 

Um jetzt nur ein konkretes Projekt zu nennen, spreche ich auch, wie schon manche Vorredner, das Wien Museum an. Dazu gibt es den schönen Pressedienst des Herrn GR Woller vom 18. Juni, in welchem Sie von der Neupositionierung des Wien Museums – wann, wo und mit welchem Inhalt – gesprochen beziehungsweise geschrieben haben. Diese Fragen wurden heute ohnehin schon gestellt, aber bisher nicht beantwortet.

 

Ich möchte jetzt aber doch eine Antwort geben, weil ich glaube, diese geben zu müssen. Frau Kollegin Ludwig-Faymann hat mich auf die Idee gebracht, diese Antwort jetzt zu geben: Sie haben gefragt – entschuldigen Sie, wenn ich das jetzt schmissig sage! –: Was wollt ihr eigentlich? Wofür steht ihr eigentlich? (Zwischenruf von GRin Kathrin Gaal.) Ja, ja! Ich sage das nur so schmissig!

 

Ich möchte daher einige allgemeine Betrachtungen zur Kulturpolitik aus meiner Sicht, zur Kulturpolitik im Allgemeinen und zur Wiener Kulturpolitik im Besonderen anstellen. – Ich gestehe selbstverständlich grundsätzlich zu, dass Kunst, künstlerische Ausformungen und Darstellungen als kultureller Ausdruck vollkommen unbeschränkt sind. Das möchte ich ganz deutlich festgestellt haben.

 

Ich stelle aber auch fest, dass die Betrachtungsweise von Kunst und so weiter und so weiter und so weiter nicht unbedingt immer gleich sein muss, sondern dass man an Einzelnes jeweils auch mit einer verschiedenen Betrachtungsweise herangehen kann. Ich gestehe das jedem Menschen zu. Ich erwarte mir aber auch, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass man mir mein Kunstverständnis zugesteht! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Mir persönlich ist es wichtig, eine kulturelle Identität zu haben und in einer kulturellen Identität zu leben, die bewahrt wird, und zu dieser gehört zum Beispiel auch die Tradition und ganz wesentlich auch die Sprache, womit ich jetzt die Muttersprache und alle kulturellen Werte meine, die letzten Endes aus ihr geschöpft werden. Und meine Muttersprache ist durch den Zufall der Geburt halt Deutsch.

 

Natürlich können Kultur und Kunst sehr vielfältig sein, sie können auch sehr vielsprachig sein oder aber auch sprachlos sein, sie werden jedoch immer in irgendeiner Form ausdrucksvoll sein. Das ist schon klar. Aber: Geborgenheit, Verständnis und Zugehörigkeit kann ich am ehesten in meiner eigenen Tradition und in meiner eigenen Sprache entwickeln. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Meine Damen und Herren! Ich für mich selber – und jetzt habe ich eh schon 100 Mal gesagt, dass ich für mich selber spreche – brauche sozusagen ein Leitbild, um damit mir selber und auch meinen Kindern und zukünftigen Generationen Halt, kulturellen Sinn und kulturelle Zugehörigkeit zu haben, zu geben und zu gewähren.

 

Daraus folgt jetzt natürlich einiges: Ich stehe für die Pflege und Entwicklung meiner eigenen Sprache. Diese hat für mein Kunst- und Kulturverständnis einen ganz besonders zentralen Stellenwert, und ich meine, dass man den Erhalt und die Pflege des kulturellen Erbes in Österreich ganz besonders fördern soll.

 

Kollege Troch! Wo immer Sie gerade sein mögen: Es geht nicht nur um das imperiale kulturelle Erbe, es gibt auch ein anderes! Meine Damen und Herren! In diesem Zusammenhang möchte ich bemerken: Ich schließe natürlich ganz dezidiert die Zeit des unseligen Nationalsozialismus aus. Ich habe das jetzt festgestellt, und ich möchte nicht noch fünf Mal danach gefragt werden, ob ich das eh ausschließe. Selbstverständlich schließe ich diese Zeit aus!

 

Es ist auch relativ belanglos, ob es sich dabei um das handelt, was man gemeinhin als Hochkultur – wobei man darüber streiten kann, ob es so etwas überhaupt gibt – oder als Volkskultur beziehungsweise Volkskulturen bezeichnet. Das ist beim Erhalt und bei der Pflege des kulturellen Erbes relativ belanglos.

 

Daher – und das ist jetzt schon die dritte Schlussfolgerung hintereinander – sehe ich die vordringliche Aufgabe in unserem Fall der Stadt Wien in der Bewahrung dieser Form des Erbes in all seinen Bereichen von Musik über Film, Tanz und so weiter. Und selbstverständlich, meine Damen und Herren, schließe ich auch die Kulturen und die Förderung der Kulturen anerkannter Volksgruppen beziehungsweise Minderheiten in Österreich ein.

 

Herr StR Mailath-Pokorny hat in einem Pressedienst der SPÖ vor einem Monat, am 28.5.2011, gemeint – Zitat: „Wien befindet sich auf einer Entwicklung von der Kulturhauptstadt zur Hauptstadt der Kulturen.“ – Ich weiß nicht, ob das wirklich der richtige Weg ist! Und ich weiß nicht, ob man vermehrt Kulturförderung für nichtösterreichische Kultur geben sollte! Diese kann meiner Meinung nach durchaus gegeben werden, darf aber keinerlei Priorität genießen!

 

Wir dürfen natürlich beim Bewahren nicht stehen bleiben. Wir müssen auch für eine Entwicklung von Sprache und Kultur in all ihren Facetten und Ausdrucksformen et cetera stehen. Wir müssen Begabungen und Talente fördern. Kreative Personen sind ganz einfach zu fördern und zu unterstützen, und sie sind nicht nur zu fördern, sondern sie sind auch zu suchen und dann zu ermutigen.

 

Ich komme ohnehin schon zum Schluss, damit es wirklich kurz bleibt. – Ich darf noch einmal Herrn StR Mailath-Pokorny zitieren. Das ist jetzt ein bisserl ein älteres Zitat, es stammt aus dem vergangenen Wahlkampf. Der Herr Stadtrat hat damals festgestellt und – ich möchte das jetzt einmal so interpretieren – ein bisserl beklagt, dass Kunst in Wahlzeiten so gut wie gar keine Rolle spiele, dass das Interesse an der kulturpolitischen Diskussion oder Debatte schwinde und dass es auch

 

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