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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 57 von 113

 

grünen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat aber sagen: Das ist alles nicht so! – Das erinnert mich wieder an Nestroy, der übrigens 1801 ... (Zwischenruf von GR Mag Klaus Werner-Lobo.) Ja! Den Ausspruch „Das wird geprüft!“ kennen wir schon von der SPÖ! Nestroy ist übrigens 1801 geboren, also 210 ... (GRin Martina Ludwig-Faymann: Das wurde einstimmig beschlossen!)

 

Ich weiß schon, dass wir das mit beschlossen haben! Es ist aber trotzdem skurril, dass die GRÜNEN im Nationalrat etwas aufdecken und im Gemeinderat zudecken oder nicht ganz so aufdecken! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

 

Ich meine, es gibt ja auch jede Menge Kontrollamtsberichte!

 

Nestroy, der übrigens den 210. Geburtstag hat, hat auch hierauf eine Antwort. Er hat einmal gesagt: Jetzt bin ich wirklich neugierig, wer stärker ist, ich oder ich?! (GR Mag Klaus Werner-Lobo: Er sagt: I oder i!) Nein! Er sagt: Ich oder ich! Ich habe zuerst nachgeschaut. Das wird vielleicht auch irgendwo falsch zitiert, aber lassen wir es einmal dabei.

 

Jetzt zu dem Programm unseres Herrn StR Mailath-Pokorny. Wie gesagt: Ich kenne es noch nicht offiziell, weil es erst um 17 Uhr mehr oder weniger freigegeben wird. Aber ich könnte mir vorstellen, dass darin etwas von der Erleichterung des Zuganges zu Kunst und Kultur steht. Diese Hubbühne beim Theater an der Wien wird sicherlich als Leistung erwähnt, desgleichen der Umbau des Bühnenbereiches und kleine Umbauten im Ensemble und Theater am Spittelberg und natürlich das Jüdische Museum.

 

All das ist okay, das meiste haben wir eh auch mitgetragen, die Hubbühne aber nicht, weil es da um das Gesamtbudget der Vereinigten Bühnen gegangen ist. Weiters wird von einer Renovierung der jüdischen Ehrengräber sowie von den Projekten „Go for Culture“ und „Cash for Culture“ die Rede sein.

 

Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass vielleicht auch die KulturlotsInnen erwähnt sind. Ich habe diese schon das letzte Mal erwähnt, möchte das aber trotzdem noch einmal ganz kurz sagen, weil es auch ein lustiger Akt ist. Das wird natürlich dann immer lustiger, wenn das in einem Bericht, den wir klarerweise noch nicht zitieren dürfen, als große kulturelle Leistung erwähnt sein sollte.

 

Ich habe mir den Akt genauer angeschaut, und in diesem Akt wird groß geschrieben, dass bisher 7 000 ArbeitnehmerInnen zu 380 Kulturveranstaltungen vermittelt wurden, und zwar von Anfang an, also in zwei Jahren. Kollege Troch muss jetzt mitschreiben, weil er dann versuchen wird, das wieder zu entkräften. Das wird er sicherlich tun! Und das ist ja das Neuartige an Herrn Werner-Lobo, dass er irgendetwas zugibt, denn wir sind ja nur gewohnt, dass sowieso alles mit einem Heiligenschein glorifiziert wird und es nichts gibt, was irgendwie zu Kritik Anlass geben könnte.

 

Zum Mitschreiben: 7 000 ArbeitnehmerInnen sind seit Beginn dieses Projektes KulturlotsInnen bis jetzt vermittelt worden. Und monatlich besuchen über 700 Personen die Homepage. Bitte nicht verwechseln: Sie besuchen die Homepage, nicht die Kulturveranstaltung! Und künftig sollen weitere Betriebsräte und Personalvertreter für das Projekt gewonnen werden. – Das ist der erste interessante Punkt! Die Personalvertreter sind nicht einmal überzeugt, dass sie da mitmachen sollen! Betroffen ist eine halbe Million Menschen, 340 000 ÖGB-Mitglieder in Wien und zirka 200 000 weitere Arbeitnehmer. (GR Dr Harald Troch: Nicht nur ÖGB-Mitglieder in Wien!) Das steht aber so im Akt! Dann müsst ihr einen anderen Akt schreiben! Im Akt steht ausdrücklich, dass 500 000 Menschen betroffen sind.

 

Es gibt ein flächendeckendes Netz von Betriebsräten, Personalvertretern und Jugendvertrauensräten in ganz Wien, nämlich 18 000, das sind sozusagen die Multiplikatoren. Ein weiterer Multiplikator sind die Gewerkschaftsmedien „Solidarität“ mit 1,2 Millionen Lesern und die Zeitschrift „Cult & Card“ mit 100 000 Lesern.

 

Was heißt das? – Das heißt, meine sehr geehrte Damen und Herren, dass mit den Subventionen, die die KulturlotsInnen bis jetzt bekommen haben, 7 000 Personen veranlasst wurden, eine Kulturveranstaltung zu besuchen. Gleichzeitig gibt es 18 000 Multiplikatoren. Das heißt: Nicht einmal jeder dritte Multiplikator besucht das selbst, wenn man davon ausgeht, dass kein anderer außer den Multiplikatoren davon Gebrauch macht! Wie soll ich mir das jetzt vorstellen? – Wenn das eine so tolle Sache ist, dass etwas beispielsweise in einen Bericht um 17 Uhr als besondere kulturelle Leistung gelobt wird und dann nicht einmal die Multiplikatoren selbst hingehen, sondern notige 7 000 Leute, also 3 500 im Jahr, was überhaupt nur ein Sechstel der Multiplikatoren ist, dann kann ich das schwerlich als Erfolg hinstellen!

 

Wir haben auch gestern gesagt: Unsere grundsätzlich negative Meinung resultiert daraus, dass das irgendwie die Vergewerkschaftlichung der Kultur ist. Da sagt dann der Betriebsrat zu denjenigen wenigen, die sich dafür wirklich interessieren: Also weißt du, für dich ist das nichts! Du schaffst maximal den „Tanz der Vampire“ oder „Ich war noch niemals in New York“, aber irgendein Tanzfestival oder so etwas schaust du dir lieber nicht an!

 

Das ist unsere grundsätzliche Kritik. Aber offensichtlich funktioniert das System ja eh nicht, denn wenn man nicht einmal die Multiplikatoren dazu bringen kann, dass jeder einmal selber zu einer Veranstaltung geht, dann kann man das schwerlich als Erfolg darstellen! Und wenn man sich das anschaut, dann kann man noch etwas feststellen. Herr Kollege Troch! Ich muss ein bisschen langsamer werden, weil er so langsam schreibt! Von den zwei KulturlotsInnen ist jetzt allerdings eine in Karenz. Da wird der Erfolg wahrscheinlich noch einmal halbiert werden! – Man würde ja nichts sagen, wenn das nicht in diesen Bericht, der jetzt irgendwann gleich in den Medien erscheinen wird, als besonderes Projekt aufgezeigt werden würde!

 

Uns ist das, was hier geboten wird, jedenfalls zu wenig. Wir wünschen uns auch einen Streit. Ich wünsche mir nichts mehr, als mit Enthusiasmus über jeden Kulturpunkt mit der Regierung – wie auch immer – eine Diskussion zu führen! Ich mag auch die Worte von Klaus Werner-Lobo. Der Begriff Mehrheimische ist nett! Ich bin

 

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