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Gemeinderat, 8. Sitzung vom 30.05.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 4 von 59

 

nicht sinnvoll. Und ich zitiere aus seinem offenen Brief: „Jeder, der die Behauptungen nicht glaubt, ist eingeladen, am Vormittag einen Spaziergang durch die Ambulanzen und die verschiedenen Kliniken, besonders im AKH, vorzunehmen, am Abend beziehungsweise am Wochenende die Notfallambulanz zu besuchen und tagtäglich zwischen 14 und 17 Uhr über die gähnende Leere in den Ambulanzen, Spezialeinrichtungen, Operationssälen, et cetera zu staunen. Und da spreche ich noch gar nicht von den aus Personalmangel stillgelegten Bereichen und den manchmal wegen Erkrankungen akuten Schließtagen in den Routineoperationssälen.“

 

Frau Stadträtin, was sagen Sie zu dieser sehr massiven Kritik, die übrigens auch von der Wiener ÖVP, aber auch von den anderen Oppositionsparteien ja schon seit Jahren gebracht wird? Stimmt das, beziehungsweise welche Maßnahmen werden Sie setzen, dass das geändert wird?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ja, Prof Husslein ist ein begnadeter Briefschreiber, weil er oft Briefe schreibt, und hat offenbar auch viel Zeit, seitenlange Mails und offene Briefe oft mehrmals in der Woche zu schreiben. In dem Brief steht noch viel mehr, einiges auch, was ich unterstreiche, nämlich dass auf Grund der zum Teil nicht vorhandenen Versorgungswirksamkeit des niedergelassenen Bereichs Ambulanzen voll sind, weil insbesondere von Freitag Nachmittag bis Montag Früh auch für ganz kleine Erkrankungen der niedergelassene Bereich nicht da ist. Ich weiß nicht, inwieweit der Herr Prof Husslein wirklich Einblick in die Spitäler hat, wo die Ärztinnen und Ärzte Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer der Gemeinde Wien sind, weil die nämlich während ihrer Arbeitszeit auch wirklich immer am Arbeitsplatz sein müssen, wir mittlerweile bei weit über 50 Prozent der operativen Fächer, wie Sie wissen, im Akutbereich überall von 0 bis 24 Uhr an 365 oder 366 Tagen, je nachdem, ob ein Schaltjahr ist oder nicht, im Vollbetrieb sind, bei elektiven Eingriffen den ganzen Tag bei weit über 50 Prozent der Fächer auch operieren.

 

Wenn das im AKH so ist, wie das der Herr Prof Husslein beschreibt, dann würde ich vorschlagen, ist es ein ganz wichtiger Schritt, dass sich die Institutsvorstände dort einmal zusammentun, diese Problematik darlegen und miteinander besprechen, warum sie dann und wann nicht da sind, zum Beispiel auch am Vormittag. Dann, glaube ich, wäre das ein guter Schritt in die richtige Richtung.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Und die 4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dr Pilz gestellt. Bitte schön.

 

9.10.42

GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Danke, Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin!

 

Es ist unbestritten und es stellt ja auch niemand in Abrede, dass die Ambulanzen im AKH wirklich oft sehr, sehr voll sind. Ich habe das selbst nach einem Unfall erlebt, dass man zwar wartet, aber dann hervorragend versorgt wird. Aber man hat den Eindruck, dass viele Menschen einfach deshalb ins AKH gehen oder auch in die anderen KAV-Spitäler, weil wenn man in den niedergelassenen Bereich geht, entweder eh überwiesen wird oder dann zu Zeiten, wo man eine Notfallversorgung braucht, keine Versorgung bekommt.

 

Muss man mit der Ärztekammer da andere Töne anschlagen oder wie kann man sich das vorstellen, dass die endlich diese Dinge auch machen, die ihnen zustehen und zukommen, nämlich die Versorgung im niedergelassenen Bereich zu verstärken?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ich denke, ein ganz wichtiger Punkt dabei ist einfach die bessere Abstimmung und gemeinsame Planung des ambulanten und stationären Bereichs, nicht nur bei der Frage sozusagen der Mengen, sondern auch bei der Frage der Öffnungszeiten, denn den Patientinnen und Patienten kann man aus meiner Sicht keinen Vorwurf machen, wenn sie mit kleinen Erkrankungen in die Spitäler, in die Spitalsambulanzen gehen, weil der niedergelassene Bereich diese Versorgungswirksamkeit einfach nicht hat. Daher muss es hier auf jeden Fall zu einer Ausweitung, aber auch zu einer Qualitätssicherung im niedergelassenen Bereich in einem noch verstärkteren Ausmaß kommen. Wir werden jetzt einmal gerade auch in Wien sehen, wozu die Ärzte-GesmbHs führen, weil ja der Hintergrund - und das ist ja ein Gesetz, das ja noch relativ frisch ist, also daher muss sich das auch erst etablieren – und die Idee dahinter ist, dass sich eben mehrere Ärzte und Ärztinnen zusammentun, weil das, was gegen die Versorgungswirksamkeit spricht, ist das traditionelle Einzelkämpfertum des niedergelassenen Arztes, denn einer allein kann halt auch nicht die Öffnungszeiten haben. Daher setze ich hier sehr auf Gruppenpraxen und auf verstärkte Ärzte-GesmbHs, die dann diese Öffnungszeiten auch haben müssen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Spitäler hier auch entlastet werden. Deshalb halte ich es auch für so unabdingbar notwendig, dass man die jetzt anlaufenden Gespräche zur Gesundheitsreform auf Bundesebene sinnvollerweise nur ambulant und stationär gemeinsam führen kann und zwar nicht, um von den Fragen abzulenken, was man möglicherweise oder sicher im Spital auch verbessern kann, sondern weil das kommunizierende Gefäße sind. Wenn man so tut, als hätten die miteinander nichts zu tun, kann man kein Problem lösen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung der 1. Frage.

 

9.12.00†Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely - Frage|

Die 2. Frage (FSP - 02184-2011/0001 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Dr Frigo gestellt und ist gleichfalls an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet. (Der lakonische Satz "Wir haben kein Bett frei!" wird immer wieder zu Patientinnen ohne konkreten Hinweis auf eine Alternative gesagt. Wieso gibt es kein zentrales Bettenregister aus dem hervorgeht, welches KAV-Spital aktuell über Betten verfügt?)

 

Bitte, Frau Stadträtin!

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Danke, Herr Vorsitzender!

 

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