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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 26.01.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 63 von 81

 

Mit der Neuübernahme und Neuorientierung, mit der Installation von Herrn Kopietz als Präsident und Frau Geschäftsführerin Zemlyak wurde versucht, eine Neuausrichtung der Bezirksfestwochen auf die Schiene zu bringen, was nur bedingt funktioniert hat. Abgesehen davon, dass man jetzt dazu gezwungen ist, eine Veranstaltung an einem bestimmten Tag zu machen - am 1. zum Beispiel im 1. Bezirk, am 2. im 2. Bezirk, was natürlich auch extrem wetterabhängig ist: wenn das Wetter schlecht ist, dann fällt der Bezirk eigentlich um die gesamte Veranstaltung um -, ist es mittlerweile auch so, dass programmatisch vorgegeben ist, was man zu spielen hat. Der Einfluss der Bezirke ist eigentlich aus den ehemaligen Bezirksfestwochen geschwunden.

 

Wir als ÖVP wünschen uns, dass der Bezirkseinfluss wieder zurückkehrt, dass die Förderungen auf die Bezirke aufgeteilt werden, dass natürlich unter einem Dach agiert wird, aber dass die Bezirke viel mehr Autonomie haben. Ja, es ist sinnvoll, ein Jahresmotto zu vergeben, aber jeder Bezirk soll neben den sonstigen kulturellen Förderungen mit diesen ihm zur Verfügung gestellten Mitteln ein eigenes Programm zu einem selbst gewählten Zeitpunkt veranstalten können.

 

Deswegen stellen wir heute den Antrag, die derzeitigen Kosten des Festivals in Höhe von 1 Million EUR mit der Auflage einer Zweckbindung für kulturelle Aufgaben auf die Bezirke aufzuteilen und den Bezirken das Geld direkt zukommen zu lassen. Und zwar wären das durchschnittlich 43 400 EUR pro Bezirk statt jetzt rund 3 000 EUR pro Bezirk. - In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Ausschuss der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Wünscht noch jemand das Wort? Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller - das war auf der Kippe. Ich erteile es ihm.

 

15.49.20

GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Wir werden der zweiten Rate der Förderung des Volksbildungswerks zustimmen, weil das Volksbildungswerk ein ganz wichtiger Träger der Bezirks- und Basiskultur in Wien ist. Es ist der Dachverband von 300 Kulturvereinen, die von mehreren tausend ehrenamtlichen Funktionären aus allen politischen Parteien getragen werden. Es ist dies ein ganz wesentlicher Teil der Wiener Bezirks- und Basiskultur. Diese 300 Kulturvereine werden über das Volksbildungswerk unter anderem mit dieser Subvention gefördert. Sie werden unterstützt in rechtlicher Hinsicht, in werblicher Hinsicht, aber insbesondere auch, was Schulung und Ausbildung ihrer Funktionäre betrifft, unter anderem durch eine neue Vereinsakademie.

 

Das Wiener Volksbildungswerk verwaltet auch 1 Million EUR Kulturbudget aus 12 Wiener Bezirken und hat andere wichtigen Aufgaben für die Wien-Kultur übernommen wie „Cash for Culture" und „Go for Culture", bespielt die einzige Stegreifbühne Wiens, die Tschauner-Bühne, und macht eine Fülle von eigenverantwortlichen Produktionen.

 

Was heute hier besonders im Mittelpunkt der Diskussion steht, sind die Bezirksfestwochen. Das Volksbildungswerk hat seit 30 Jahren, seit der Zeit des Kulturstadtrats Helmut Zilk, die Intendanz für die Bezirksfestwochen, und nach 20, nach 25 Jahren kam es zu einem Intendantenwechsel. Das ist nun in jeder Kulturinstitution eigentlich ganz normal, und man muss wirklich sagen, dass es dem Wiener Volksbildungswerk, der Basis.Kultur.Wien, wie sie sich jetzt nennt, mit dem Festival „Wir sind Wien. Festival der Bezirke." gelungen ist, die Bezirksfestwochen neu zu erfinden, den Bezirksfestwochen ein neues Profil zu geben, mit viel mehr Qualität, viel mehr Vielfalt auch im Programm und wesentlich höherer Professionalität.

 

Frau Leeb, ich kenne das alte System aus 22 Jahren Gemeinderatstätigkeit. Es war tatsächlich so, dass die Bezirksvorsteher früher aus einem Bauchladen des Franz Strohmer gewählt haben, wo sie eben gesagt haben: Das schaut gut aus, das schaut gut aus, das stellen wir zusammen. Es ist dann daraus ein Sammelsurium von 2 000 oder 2 500 Veranstaltungen geworden, da gab es gute Veranstaltungen, es gab aber auch sehr viele nicht sehr qualitätsvolle Veranstaltungen. Ich habe immer wieder versucht, die Veranstaltungen auch zu besuchen, und ich kann mich erinnern, dass viele der Veranstaltungen ganz schlecht besucht waren, weil sie schlecht beworben worden waren, und dass sie teilweise nicht zustandegekommen sind.

 

Diese Vielzahl von Programm hat in Wirklichkeit wenig Beachtung gefunden, weil es auch nicht profiliert war. Es ist jetzt gelungen, mit dem Festival der Bezirke, mit dem neuen Konzept der Basis.Kultur.Wien eine wesentlich größere Öffentlichkeit zu erreichen. Ich habe hier den Pressespiegel dieses Festivals vom letzten Jahr, er ist wirklich beeindruckend. Durch die vermehrte Öffentlichkeit dieses Festivals, durch die größere Qualität, durch das größere Profil ist es dem Volksbildungswerk auch gelungen, zusätzlich zu den Förderungen der Stadt Wien 250 000 EUR an Sponsorgeldern zu lukrieren.

 

Diese Förderung beträgt tatsächlich 420 000 EUR im Jahr. Der Antrag der ÖVP ist tatsächlich fehlerhaft, und ich rede jetzt nicht von Rechtschreibfehlern - also „das" in diesem Zusammenhang schreibt man mit einem s, Frau Leeb -, sondern es ist auch falsch gerechnet, weil natürlich nicht von 1 Million EUR auszugehen ist, da dies nicht das Budget des Festivals ist. Das reale Budget des Festivals der Bezirke beträgt 420 000 EUR - offensichtlich sieht die ÖVP hier irgendetwas doppelt -, und daher stimmt auch die Rechnung nicht. Wenn man 420 000 EUR wirklich aufteilen würde, dann wären es pro Bezirk 18 000 EUR, und damit kann man tatsächlich nicht wirklich viel Qualitätsvolles machen.

 

Die Basis.Kultur.Wien macht mit 420 000 EUR Förderung durch die Stadt Wien beim Festival der Bezirke ein großartiges Programm: ein großes Eröffnungsfest am letzten Maitag auf dem Karlsplatz, 23 Bezirksfeste vom 1. bis zum 23. Juni, zusätzlich 23 Atelierführungen - jedes Jahr - in jedem Bezirk ein wechselnder Künstler, der präsentiert wird -, einen neuen Musikmarkt, der die 13 Wiener Märkte zusätzlich belebt, eine Amateurkunst

 

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