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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 26.01.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 81

 

bessere Gesundheit aus. Das muss gesagt werden, und zwar nicht deshalb, weil wir jetzt in der Regierung sind, sondern weil es sich tatsächlich so verhält. Effizienz und Qualität stehen nicht in ursächlichem Zusammenhang mit mehr Personal, wiewohl natürlich – an diesem Punkt habe ich immer Kritik geübt und werde ich auch weiterhin Kritik üben – durch Überversorgung eine Mangelversorgung zu beheben ist. Es ist also die Frage der richtigen Verteilung der Ressourcen, des Personals und der Möglichkeiten zu stellen. Ein immer Mehr macht jedoch nicht notwendigerweise mehr Gesundheit. Man hat bei den untersuchten Staaten nämlich festgestellt: Jene, die effizienter und gesundheitspolitisch bewusster agieren, erzielen mit weniger Investition bessere Ergebnisse, weil sie richtig planen und in die richtigen Bereiche investieren.

 

Nachdem die impliziten Gesundheitsfelder wie Bildung und Ökonomie wichtig sind, ist es völlig klar, dass wir uns viel an Ausgaben ersparen, wenn wir in Bildung investieren und die Ungleichheit verringern. Dann können wir nämlich auch hinsichtlich der Lebenserwartung, der Kindersterblichkeit, der Depressionsraten et cetera bessere Ergebnisse erzielen.

 

Das heißt: Nehmen wir uns vor – und die GRÜNEN stehen für diese Politik –, die Probleme der niedrigen Einkommen zu bekämpfen. Das ergibt eine positive Entwicklung und bessere Ergebnisse auch für die Gesundheit, als wenn man die Diskrepanz zwischen den Spitzeneinkommen und den Niedrigverdienern weiter wachsen lässt.

 

Die Ungleichheiten in Österreich sind auch in einem Bereich sehr hoch, der mir persönlich sehr am Herzen liegt, nämlich betreffend Gender-Politik. Der Umstand, dass Frauen nach wie vor wesentlich weniger verdienen und schlechtere Karriereaussichten haben, hat Auswirkungen auf die Gesundheit, und zwar interessanterweise nicht nur auf die Gesundheit der Frauen, sondern auf die Gesundheit beider Geschlechter. Auch das muss einem bewusst sein! In traditionellen Gesellschaften nach dem Muster: Du bleibst daheim, und ich strudle mich in der Arbeit ab, werden beide schneller krank als in Gesellschaften, in denen es zwischen den Geschlechtern gerechter zugeht.

 

Fazit: Eine Politik der Symptombekämpfung, gemäß welcher man sagt, dass man halt noch mehr in die Krankheitsbehandlung, statt in die Gesundheitsförderung, in die Bildung und in den Abbau von Ungleichheit investiert, wird uns nicht sehr weit bringen. Wir müssen das Übel an der Wurzel packen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen empowered sind, dass sie sich selbst um ihre Gesundheit in dem Ausmaß kümmern können, wie sie möchten, indem sie gebildet sind, indem sie durch ihre ökonomischen Lebensbedingungen auch seelische, zeitliche und finanzielle Ressourcen haben, um sich um ihre Gesundheit zu kümmern.

 

Kampagnen wie jene der ehemaligen Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, den inneren Schweinehund zu bekämpfen, sind zwar ganz herzig, sie verfolgen aber eine Politik nach dem Muster „Blame the victim!“, dass also diejenigen beschuldigt werden, die eh schon schwer mit ihrem Leben zurechtkommen. Ich erinnere mich noch an Bilder, auf welchen Frauen mit großen Aktenbergen und Stöckelschuhen abgebildet waren und gebeten wurden, zu Fuß die Treppe hinaufzugehen, statt den Lift zu nehmen. – Ich stelle mir jetzt die Billa-Regalbetreuerin vor, zwar ohne Stöckelschuhe, aber mit zwei Säcken und einem Kind, die ist froh, wenn es einen Lift gibt. Natürlich ist auch für diese Frauen Gesundheitsbewusstsein und Bewegung wichtig, aber das kann nicht in der Form gefördert werden, dass man sagt: Geh halt die Treppen rauf! Vielmehr müssen Ressourcen freigemacht werden, damit sich Menschen um ihre Gesundheit kümmern können.

 

In diesem Sinne ist es ein erster und wichtiger Anfang, dass man sagt: Niemand, der nicht versichert ist, soll diskriminiert werden, indem er einen schlechteren Zugang zu den Spitälern hat. An dieser Stelle können wir aber nicht stehen bleiben! Wir müssen auch die anderen Player ins Boot holen, vor allem auch den niedergelassenen Bereich in der Gesundheitsversorgung. Investieren wir aber auch in Bildung und in den Abbau von Ungleichheit! Das wird man uns im Hinblick auf die Gesundheit der Menschen später danken! – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Zum Wort gemeldet ist nunmehr Herr StR Lasar. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.40.46

StR David Lasar|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Lassen Sie mich vorweg etwa sagen: Frau Dr Pilz! Sie sind nichts anderes als eine wirkliche Enttäuschung! Sie haben heute kein einziges Wort über den AKH-Skandal gesprochen! Sie sind doch im Ausschuss! Ich erkenne Sie nicht! Sind Sie es wirklich? Was hat Ihnen die SPÖ geboten, dass Sie nicht ein Wort ... (GRin Dr Sigrid Pilz: Passen Sie auf, was Sie sagen!)

 

Ich passe sehr genau auf, was ich sage, und darum sage ich es Ihnen auch! Was hat man Ihnen geboten? – Eine Regierungsbeteiligung. Aber das kann doch einen Menschen nicht so verändern, dass er nicht ein Wort der Kritik anbringt! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

 

Sie können jetzt doch nicht den AKH-Skandal verschweigen! Nicht ein Wort dazu ist von Ihnen gekommen. Frau Dr Pilz! Ich sage es Ihnen ehrlich: Ich habe Sie immer sehr geschätzt, aber Sie sind jetzt mehr als eine wirkliche Enttäuschung für mich persönlich! (GR Mag Wolfgang Jung: Ein Jubelperser!) Das möchte ich Ihnen sagen. Ich kann Sie wirklich nicht verstehen!

 

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich nun zum heutigen Thema etwas sagen. Wenn wir heute über das AKH oder über den KAV etwas sagen, dann möchte ich vorweg sagen: Ich danke den Ärzte, den Schwestern, den Pflegern und dem Reinigungspersonal, die täglich dort ihr Bestes geben und ständig auch am Limit arbeiten, 24 Stunden am Tag im Einsatz sind, um Kranken und Schwerstverletzten jeden Tag wirklich Hilfe zu geben, persönlich für ihr Engagement!

 

Das gegenwärtige Management im AKH ist zu verurteilen, denn es macht es den Leuten nicht leicht, die ich erwähnt habe, die dort Arbeit wirklich unter schwersten

 

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