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Gemeinderat, 64. Sitzung vom 17.09.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 98

 

gute Schule zu finden, weil sich leider bei diesem Thema so wenig bewegt.

 

Jetzt komme ich auch ein kleines bisschen zu den Parteien. Ich möchte der ÖVP sagen, dass ich - und ich sage es jetzt so freundlich, wie es geht - eigentlich für diese Form der Blockade des Systems kein Verständnis mehr habe. Eine Zeit lang habe ich mir gedacht, ja, die meinen das wirklich: Gesamtschule ist so schrecklich, man muss die Kinder davor bewahren. Aber Sie können das heute nicht mehr meinen! Ich halte es für ausgeschlossen, dass Sie diesen Standpunkt tatsächlich noch ambitioniert vertreten, und ich glaube, das wird sich auch ändern.

 

Der SPÖ möchte ich sagen: Leider haben Sie keine Chance genutzt, die sich abseits von dem Gesamtschulthema geboten hätte, um zumindest in Wien die Schule Schritt für Schritt auch ein Stück weit im Interesse der Kinder zu verändern. Da wurden die Chancen einfach nicht genutzt, und das bedauere ich sehr.

 

Weil ich das so sehr bedauere, nehme ich jetzt nur noch einen kleinen Aspekt heraus, abgesehen davon, dass ich von Ihnen verlange, dass Sie die Vorschule zurücknehmen: Aus, Schluss, ein Jahr noch, dann Schluss! Aber das wollte ich jetzt gar nicht sagen (Heiterkeit bei den GRÜNEN), sondern ich will etwas ganz anderes sagen. (GR Heinz Vettermann: Das kennen wir schon! Hat mich nicht überrascht!)

 

Ich möchte gerne in meiner Rede noch einmal darauf hinweisen und Sie bitten, machen Sie etwas daraus: Es haben sich die Naturwissenschaften, die Wissenschaft, die sich mit den Gehirnen der Menschen befasst, auch in den letzten Jahren sehr darum bemüht zu schauen: Was macht dieses Hirn, wenn der Mensch lernt? Oder wie lernt der Mensch eigentlich am besten: Lernt er dann gut, wenn man ihm die Daumenschrauben anlegt, ihm möglichst viel Angst einjagt? Antwort - wir kennen sie alle -: Nein, dann lernt der Mensch nicht gut, oder er lernt das Falsche, nämlich die Angst. Bei der Prüfung weiß er dann nicht mehr, was er gelernt hat, sondern nur, dass er Angst hat, das ist alles, was da ist, und alles ist blockiert, weg, kaputt. Das wissen Sie, und wir versuchen ja auch, daran zu arbeiten.

 

Aber man hat auch herausgefunden, an welchen drei Punkten man es festmachen kann, dass der Mensch besonders gern und gut lernt. Da kann man es in einem Punkt zusammenfassen: Das vergnügte Gehirn lernt am besten! (Beifall bei den GRÜNEN.) Das heißt, wenn Sie es schaffen, vielleicht in den nächsten 19 Jahren diese Gehirne vergnügt sein zu lassen und hüpfen zu lassen vor Spaß und vor Freude, dann werden wir Kinder haben, die viel und gut lernen.

 

Ein zweiter Punkt ist: Wenn Sie es in den kommenden 19 Jahren vielleicht zustande bringen, dafür zu sorgen, dass die Kinder in den Klassen nicht vor Langeweile am liebsten unter die Bank rutschen oder sich in Luft auflösen würden, dass sie vor lauter Langeweile überhaupt nicht mehr die Kraft haben zuzuhören - so wie es vielen von uns in vielen Sitzungen oft gegangen ist, wir erinnern uns an zahlreiche Reden von uns allen, wo man sich ja am liebsten sonst wohin auflösen würde -, wenn Sie dafür sorgen könnten, dass in den kommenden 19 Jahren die Kinder weniger Langeweile und mehr Überraschung, Eigeninitiative, fröhliche Stunden und so weiter erleben könnten, dann hätten wir am Schluss Kinder, die mehr wissen, mehr können, sich selbst mehr beigebracht haben, fröhlichere und vielleicht glücklichere Kinder sind.

 

Wenn Sie dann vielleicht in den nächsten 19 Jahren eines schaffen, nämlich da vorne Lehrerinnen und Lehrer stehen zu haben, die von ihrer eigenen Sache hundertprozentig überzeugt und begeistert sind, dann wird es 1A funktionieren. Es sind die einzigen drei Regeln, die man zu befolgen hat, um eine gute Schule zu machen, und es war mir ein großes Vergnügen, das in meiner letzten Rede noch gesagt zu haben.

 

Jetzt möchte auch ich mich bei den MitarbeiterInnen im Haus bedanken, mit denen ich gut zusammengearbeitet habe, auch bei Ihnen, soweit wir gut zusammengearbeitet haben, und möchte mich auch bei meinem Klub bedanken, der mir die zwei Augenblicke eingebracht hat, die mir in unvergesslicher Erinnerung sein werden. Das war wirklich sehr nett.

 

Das eine Mal war, als ich spät nachts - ich glaube, es muss einmal um zwei in der Nacht gewesen sein - die Ehre hatte, zu einem Geschäftsstück zu reden, das sich irgendwie mit Bauen und der Metallergewerkschaft beschäftigt hat, ich weiß es nicht mehr genau. Es war ein für mich vollkommen abseitiges Thema, und der Hit war, dass ich reden musste, weil sonst niemand von uns da war. Das heißt, ich habe die Ehre gehabt, mit der SP - ich weiß nicht, ob sich noch jemand daran erinnern kann - über dieses Thema reden zu können, und von den GRÜNEN war sonst niemand da.

 

Die andere große Ehre, die ich hatte, war folgende. (Die Rednerin deutet in die Mitte der Sitzreihen.) Wir sind da gesessen, glaube ich, ich schaue in die Richtung, und da hinten sitzt jemand von den GRÜNEN, schaut mich eindringlich an und macht immer so. Ich habe mir gedacht, was heißt so, die macht immer weiter so, und ich habe nicht gewusst, was das heißen soll. Dann hat man mir ein kleines Zetterl hergelegt, und darauf stand: Weiterreden, bis Pilz kommt. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)

 

Das war eine freudige Überraschung, weil ich ziemlich am Ende meiner Rede war. Es hat sich damals drüben im Buffet quasi das Gerücht verbreitet, die GRÜNEN filibustern. Das war nämlich zu dem Zeitpunkt, als Madeleine einmal im Parlament filibustert hat. Aber ich war nicht drauf und dran zu filibustern, sondern mir krampfhaft zu überlegen: Was sage ich jetzt noch? Das habe ich dann gemacht, bis der Pilz gekommen ist. Also vielen Dank an meinen Klub, mir diese schönen Stunden beschert zu haben!

 

Jetzt möchte ich abschließend noch sagen, dass ich die große Freude habe, in der Politik zu bleiben, aber nicht mehr eingeengt zu sein auf ein Thema, das sich kaum von der Stelle bewegt, sondern in eine Region zu kommen und in Hinkunft wieder die Freude zu haben, mit vielen Themen befasst zu sein. Darauf freue ich mich wirklich sehr.

 

Jetzt meinen Dank an alle, die mir bei meiner letzten Rede zugehört haben! Und: Hallo, Mary, vielleicht hast

 

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