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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 28.06.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 126

 

lich zu diesen 47 Millionen EUR jede Menge Geld in die Sanierung dieses Hauses stecken müssen.

 

Dass die Vereinigten Bühnen uns ein Dorn im Auge sind, hat vor allem auch etwas mit der fehlenden Transparenz zu tun. Und auch wenn der schon gar nicht mehr ganz so neue Geschäftsführer, Herr Drozda, sich immer wieder auch bemüht, in die Vereinigten Bühnen ein Stück zusätzliche Professionalisierung und Veränderung reinzubringen, so können wir nicht umhin, uns darüber zu ärgern, dass das Berichtswesen der Vereinigten Bühnen Wien sehr problematisch ist. Und deshalb bringen wir auch dieses Jahr wieder einen Antrag zu den Vereinigten Bühnen ein, der da lautet:

 

„Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die Vereinigten Bühnen ab sofort hinsichtlich aller ihrer Geschäftsfälle dem Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft vierteljährlich einen schriftlichen Bericht zur wirtschaftlichen Lage, zur künstlerischen Arbeit und zukünftiger Planung vorzulegen haben und dieser mit den Mitgliedern des Ausschusses diskutiert wird.

 

In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung."

 

Auch in der letzten Sitzung des Kulturausschusses habe ich mir die Frage erlaubt, wie hoch jetzt eigentlich im letzten Jahr das Budgetdefizit der Vereinigten Bühnen war und es würde mich nicht wundern, wenn wir bis zum 10.10.2010 keine Antwort auf diese Frage bekommen. Es könnte nämlich sein, dass diese Zahl so erschreckend hoch ist, dass die SPÖ alles daran setzen wird sicherzustellen, dass wir von der Opposition nur ja nicht herausfinden, wie viele Millionen Euro letztes Jahr an Verlusten aufgelaufen sind. Und die Frage, die uns natürlich beschäftigen wird, ist: Ist es gerade so viel gewesen, dass es sich noch ausgeht, es mit den Rücklagen abzudecken, oder ist es schon so viel gewesen, dass wir zusätzliche Subventionen zuschießen werden müssen? Die Vereinigten Bühnen sind da, wenn Sie so wollen, symbolhaft für die Art und Weise, wie die SPÖ in dieser Stadt regiert, wie sie alleine regiert und wie sie beim größten Subventionsnehmer der Stadt Wien im Kulturbereich nicht bereit ist, Transparenz herzustellen und auch ein diskursives Klima über die weitere Entwicklung dieses wesentlichen Hauses für die Stadt zu führen. Denn die Fragen, die sich im Bereich der Vereinigten Bühnen stellen, sind ja nicht nur die Fragen von Budgetdefiziten, die natürlich schöne Schlagzeilen machen, sondern die vielleicht noch viel wesentlicheren Fragen der weiteren künstlerischen Ausgestaltung. Kann es gelingen, zwei Musical-Bühnen parallel wirklich zu führen? Wird es in Zukunft notwendig sein, diese zwei Bühnen zu haben? Braucht es vielleicht hier Adaptierungen und Veränderungen? Wie ist die künstlerische Ausrichtung im Musical-Bereich?

 

Dass das Theater an der Wien unbestrittenermaßen hervorragende Arbeit im Opernbereich leistet, ist offensichtlich. Aber nichtsdestotrotz, die gesamten Vereinigten Bühnen und ihre Ausrichtung sind in den nächsten Jahren auf dem Prüfstand und ich denke, es wird eine der wesentlichen Diskussionen sein, die es in den nächsten Jahren zu führen gibt, wohin sie steuern werden. Und da ist es nicht hilfreich und es ist auch nicht demokratisch und es ist auch nicht sinnvoll, dass wesentliche Zahlenwerke der Vereinigten Bühnen uns als Entscheidende in diesen Fragen nicht zugänglich sind.

 

Ich habe in diesen Stunden, seit wir den Kunst- und Kulturbericht zugestellt bekommen haben, darin ein bisschen geblättert und gleich bei der zweiten Seite ist eines doch recht augenscheinlich für mich geworden. Wenn Sie sich nämlich das Kapitel zur Musikförderung vor Augen halten. In diesem Kapitel der Musikförderung wird gelobt, dass im letzten Jahr acht Todestage gefeiert wurden. Und man sagt ja oft, dass die Stadt Wien ein bisschen in der Vergangenheit lebt und dass wir gerne auf unsere Friedhöfe gehen und dass wir die Toten immer mehr zu schätzen wissen als die Lebenden. Aber es ist doch vielmehr Aufgabe der Kultur in dieser Stadt, die Lebenden zu fördern, die Zeitgenössischen und das Gegenwärtige. Wenn man sich die Musikförderungen so vor Augen hält, dann fällt mir mit Ausnahme des Popfestes, das wir erst in diesem Jahr erstmals fördern, und des Mika wenig ins Auge, was wirklich zeitgenössische populäre Musik betrifft. Und das halten wir für ausgesprochen problematisch und auch für den Ruf der Musikstadt Wien in der Zukunft für ausgesprochen hinderlich.

 

Das bringt mich auf einen weiteren sehr wesentlichen Punkt in diesem Feld in der Musik, nämlich die Musikschulen. Mein Vorredner hat das angesprochen. Die Musikschulen sind in Wien in einem erbärmlichen Zustand. Es gibt viel zu wenig Ausbildungsplätze für viel zu viele interessierte Kinder. Und immer mehr und immer mehr habe ich den Eindruck, dass es fast schon etwas sozialdemokratisch Dünkelhaftes ist, dass man die Musikschulen nicht mehr fördert, denn es könnte sich ja hier um Gottes willen um das falsche Klientel handeln. Diese Überlegung muss wohl dem falschen Vorurteil entspringen, dass die Kinder, die Musik lernen wollen, ausschließlich die Kinder von ÖVP- oder FPÖ- oder Grün-Wählern wären, aber keinesfalls von sozialdemokratischen Wählerinnen und Wählern. Anders kann ich mir die Blockadepolitik der SPÖ bei den Musikschulen in den letzten Jahren überhaupt nicht mehr erklären. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, wieso wir immer noch so wenige Musikschulplätze in dieser Stadt haben. Es ist nicht nachvollziehbar und es ist schädlich, es ist schädlich. Es ist schädlich für den Ruf der Musikhauptstadt Wien, denn woher kommt der Nachwuchs unserer hoch gelobten Orchester und woher kommt der Nachwuchs in der Populärmusikkultur, wenn nicht auch von Volksschülerinnen und Volksschülern, die Blockflöte lernen, die Gitarre lernen, Schlagzeug lernen, Spaß haben am Musikmachen, und die vielleicht, Gott behüte, gar nicht so hypertalentiert sind, wie das eine Musikschule so gerne hätte, sondern vielleicht einfach nur Spaß daran haben, aber weil sie Spaß haben, am Ende die besseren Musikerinnen und Musiker sind als die, die mit sechs Jahren das absolute Gehör vorzuweisen haben.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Im Bereich der Musikschulen ist unverständlicherweise in den letzten Jahren nichts passiert. Deshalb bringen wir wiederholt den Antrag auf Verdoppelung der Plätze an den Wiener

 

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