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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 14.12.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 46 von 91

 

in Österreich leben und hier unterrichten zu dürfen. Der Film ist ja mit einer Reihe von Filmpreisen ausgezeichnet worden. Aber bitte „Das weiße Band“ ist auch keine österreichische Produktion. Es ist eine Koproduktion, an der Österreich eigentlich nur am Rande beteiligt war. In Wirklichkeit ist es ein deutscher Film.

 

Und wenn ich noch eine recht berühmte Person der Moderne nennen darf: Christoph Waltz hat seinen schauspielerischen Aufstieg außerhalb der österreichischen und auch der Wiener Filmförderung gemeistert.

 

Daher Resümee: Es ist an der Zeit, meine Damen und Herren, nicht nur erfolgreiche Filmschaffende für uns zu reklamieren, sondern hier auch selber tätig zu werden und Impulse zu setzen. Und was die Effizienz der Filmförderung anbelangt, der Filmförderung durch Wien, darf ich Sie auf die Gegenäußerung des Rechnungshofes 2010 zur Stellungnahme des Wiener Stadtsenats hinsichtlich der Filmförderung in Österreich verweisen. Die Eingeweihten wissen, wovon ich spreche, und die anderen können es gerne nachlesen.

 

Meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir bitte zum Schluss noch einen dritten allgemeinen Punkt: die grundsätzliche Forderung nach einer verstärkten Förderung von Schrifttum und Sprache. Aber, bitte, nicht nur der Sprachen von Migrantinnen und Migranten, sondern auch des Deutschen! Das ist leider keine Selbstverständlichkeit in unserem Land und schon gar nicht in unserer Stadt. Wenn ich „Förderung des Deutschen" sage, meine ich: außerhalb oberflächlicher Sprachkurse, die aber ohnehin nicht zu unserem Ausschuss gehören.

 

Ich muss Sie ja nicht daran erinnern, dass unsere deutsche Sprache die wohl wichtigste Trägerin unserer Kultur ist und dass wir berufen sind, dieses Erbe nicht nur zu bewahren, sondern auch zu fördern und es progressiv voranzutreiben, auch und gerade in literarischer Hinsicht. Und, Frau Kollegin Straubinger: Bitte, nicht nur oder hauptsächlich kulturellen Austausch zu fördern, sondern auch Deutsch als Deutsch allein zu fördern! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Man hat nämlich gelegentlich schon den Eindruck, dass sich deutschsprachige Künstlerinnen und Künstler noch dafür entschuldigen müssen, dass sie diese Sprache verwenden und dass sie dieser Kultur verhaftet sind. Das haben wir alle miteinander nicht notwendig. Natürlich bewahren wir das auf uns Gekommene, das schon - aber, meine Damen und Herren, setzen wir auch neue Akzente in unserer Kultur! Wir brauchen kein Staatskünstlertum. Was wir brauchen, sind Anreize für eine ehrliche österreichische, wienerische, deutschsprachige Kulturpolitik. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Dafür, meine Damen und Herren, wäre eine Kulturförderung der Stadt Wien eigentlich da, und da könnte sie sich auch wirklich ihre Meriten holen. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Dr Sigrid Pilz: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Bluma gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.

 

14.02.23

GRin Susanne Bluma (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich möchte, bevor wir die Debatte über das Kulturbudget fortsetzen, ganz herzlich die Schülerinnen und Schüler begrüßen, die uns heute einen Besuch abstatten. Ihr habt euch wirklich ein sehr interessantes Thema ausgesucht. Ich freue mich, dass ihr unserer Diskussion beiwohnt. (Allgemeiner Beifall.)

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir über das Kulturbudget reden, dann sollten wir zuerst darüber reden, was Kunst und Kultur in dieser Stadt und für diese Stadt bedeuten. Wien ist eine dynamische, eine moderne Kulturstadt, eine vielseitige und eine weltoffene Stadt, und zu diesem Klima tragen Kunst und Kultur sehr bei. Wien genießt als Kulturmetropole international höchstes Ansehen, und dass das so bleibt, das ist wohl das Anliegen von uns Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitikern über alle Fraktionsgrenzen hinweg.

 

Wir bekennen uns zu einer starken öffentlichen Kulturfinanzierung, und zwar für die Menschen, die in dieser Stadt leben, die in dieser Stadt arbeiten, die in dieser Stadt studieren, aber auch für die Menschen, die diese Stadt besuchen. Zwei Drittel aller Touristinnen und Touristen, die diese Stadt besuchen, kommen wegen der Kunst und der Kultur nach Wien. Jeder Euro, der im Kulturbereich eingesetzt wird, kommt zweieinhalbfach zurück.

 

Kunst und Kultur lohnen sich also: Sie lohnen sich wirtschaftlich, sie lohnen sich monetär, aber sie lohnen sich auch als Investition in die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt.

 

Das Kulturbudget der Stadt Wien ist in den letzten 10 Jahren, in den Jahren von 2001 bis 2011, um 40 Prozent gestiegen. Ja, es ist wahr: Es beträgt 2 Prozent des Gesamtbudgets dieser Stadt. Aber glauben Sie mir, alle anderen Städte beneiden Wien um diesen Anteil am Gesamtbudget!

 

Wien ist die Stadt mit der höchsten Lebensqualität, und Kunst und Kultur tragen wesentlich dazu bei. Kulturpolitik ist immer auch Gesellschaftspolitik, Kulturpolitik ist Bildungs-, Frauen-, Sozial-, Integrations- und Jugendpolitik. Kulturpolitik wendet sich an alle Menschen in dieser Stadt, möchte sie berühren und mit einbeziehen. In Wien sollen alle Menschen Zugang zu Kunst und Kultur haben, das ist uns ganz, ganz wichtig. Auch bildungsferne Schichten, auch Wienerinnen und Wiener mit einem geringen Einkommen sollen Zugang zu Kunst und Kultur haben, und selbstverständlich auch Migrantinnen und Migranten.

 

Dafür bedarf es Maßnahmen, die den Zugang ermöglichen oder erleichtern; ich möchte hier zwei hervorheben. Seit 2010, seit Beginn dieses Jahres, gibt es freien Eintritt für Kinder und Jugendliche in die Museen der Stadt Wien, und der Wiener Kulturpass bietet Kulturangebote. Wir verzeichnen bereits 20 000 Kulturpassinhaberinnen und -inhaber.

 

Kunst und Kultur bilden einen wesentlichen Bestandteil dieser Stadt, dieser ist von Wien einfach nicht zu trennen und eine Bereicherung eines jeden Lebens. Daher ist es uns ganz wichtig, die Partnerschaft zwischen Schulen und Kulturinitiativen weiter auszubauen,

 

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