«  1  »

 

Gemeinderat, 52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 95

 

Bekenntnis Ihrerseits, wie gesagt, ob diese Situation, so wie sie hier vorliegt, wünschenswert ist, und keinerlei konkrete Aussicht für jene paar tausend Menschen, die vor wenigen Tagen demonstrierten, ob sich auch tatsächlich etwas ändern wird. (Bgm Dr Michael Häupl: Aber geh, das ist doch ein Schmus! Und 100 000 Menschen stehen heute in einem anderen Beruf!)

 

Und jetzt machen Sie Zwischenrufe. (Bgm Dr Michael Häupl: Nein, ich mach eh keine mehr!) Aber einmal mehr, ich halte fest, Sie haben nur darauf verwiesen, dass es Gespräche gibt. Sie wissen und wir wissen, dass es diese Gespräche schon seit Längerem gibt. Sie wissen und wir wissen, dass hier die Geduld der Betroffenen so ziemlich am Ende ist, weil sie tagtäglich mit Situationen konfrontiert sind, die für sie nicht angenehm sind, und ich glaube auch nicht, dass irgendjemand von uns, so wie wir hier sitzen, Lust hätte, in überfüllten Kindergärten zu arbeiten unter den Bedingungen, wie sie derzeit vorherrschen. Ich glaube daher sehr wohl, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.

 

Und vielleicht ein Letztes noch so gleich zu Beginn: Ich halte es für einen Fehler, sich, wann immer es eng wird, wann immer der Schuh drückt, hinter der Sozialpartnerschaft zu verstecken (GR Karlheinz Hora: Wo denn?) und darauf zu verweisen, dass es Gespräche gibt und dass diese Gespräche irgendwann einmal Früchte tragen werden. (GR Karlheinz Hora: Wenn es nach Ihnen ginge, wäre die Sozialpartnerschaft längst abgeschafft! – GR Franz Ekkamp: Vorschläge! Haben Sie einen Vorschlag?)

 

Ja, ich habe einen Gegenvorschlag, lieber Kollege. Ich habe einen Gegenvorschlag, und dieser mein Gegenvorschlag wird in Form eines Antrages heute eingebracht durch den Herrn GR Martin Margulies, und der wird ganz klar vorschlagen, wie das Problem zu lösen ist, wenn man es denn tatsächlich lösen möchte. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Denn ich sehe nichts und keinen Grund, der uns daran hindert, hier – noch einmal – einen Schritt zu setzen und angemessener zu entlohnen in diesem Bereich (GR Karlheinz Hora: Sagen Sie genau, wo!), weil wir wissen, dass die Art und Weise, wie hier gearbeitet wird, Kollege Hora, und auch die Art und Weise, wie wenig hier bezahlt wird, bedeutet, dass immer weniger junge Frauen sich für diesen Beruf entscheiden können (Bgm Dr Michael Häupl: Was einfach nicht wahr ist! – GR Karlheinz Hora: Das stimmt aber nicht!) beziehungsweise eine Ausbildung abschließen, aber dann diesen Beruf nicht auch tatsächlich ausüben. (GR Karlheinz Hora: Der Abschluss mit Matura hat die Möglichkeit geschaffen, dass auch andere Bildungswege beschritten werden!)

 

Sie wissen und wir wissen, dass wir derzeit auch damit ein Problem haben, dass wir nicht ausreichend junge Frauen bekommen. Ich spreche hier bewusst von Frauen, denn es handelt sich hauptsächlich um Frauen, die schlussendlich diesen Beruf erlernen, wie gesagt, was mich ja auch nicht wundert, denn angesichts der Rahmenbedingungen, der konkreten Arbeitsbedingungen und auch der Entlohnung, die darauf wartet, ist es, wie gesagt, eher wenig verwunderlich, dass sich nach wie vor wenige junge Männer für diesen Beruf entscheiden.

 

Nichtsdestotrotz lassen Sie mich mit ein paar konkreten Zahlen kommen. Wir haben deshalb nach dem Schema gefragt, weil wir sicher sein wollten, dass die Zahlen, die uns zur Verfügung stehen, auch tatsächlich die richtigen sind. Also im ersten Jahr verdienen Kindergartenpädagoginnen 1 655 EUR brutto. Lassen Sie sich das einmal auf der Zunge zergehen! Brutto! Es handelt sich um Bruttobeträge. Und nein, dieser Betrag ist nicht ausreichend. Er ist nicht ausreichend, wenn man eine derart wichtige Aufgabe für die Stadt zu vollbringen hat. Man hat kleinen Wienerinnen und Wienern sehr, sehr wichtige Dinge beizubringen in ihren ersten Schritten.

 

Eigentlich stelle ich jetzt mit einer gewissen Verwunderung fest, dass offensichtlich das Thema, ich weiß nicht, zur Hyperventilation führt hier vorne (In Richtung VBgm Dr Michael Ludwig und GR Ernst Woller, die angeregt miteinander reden.) bei den Herren. Haben Sie ein Problem? Was genau ist Ihr Problem? (GR Karlheinz Hora: Dass Sie vieles nicht verstehen wollen!) Warum können Sie nicht ganz einfach fünf Minuten, zehn Minuten stillsitzen und einfach nur zuhören. Zuhören! (Neuerlicher Zwischenruf von GR Karlheinz Hora.)

 

Wenn Sie nicht der Meinung sind, können Sie jederzeit das Wort ergreifen und können dann von hier aus sagen, was wir alles falsch sagen, was wir im Übrigen alles angeblich erfunden haben, von dem Sie aber genauso wissen, dass es so stimmt, weil Sie ja genauso Kontakt haben zu den Berufsvertreterinnen und -vertretern, weil ich ja davon ausgehe, dass wahrscheinlich auch der eine oder andere von Ihnen bei der Demo gewesen sein wird vor wenigen Tagen, und weil ich nichtsdestotrotz davon ausgehe, dass dieses Thema ein Thema ist, meine Damen und Herren, das uns allen sehr, sehr wichtig ist.

 

Jetzt lassen Sie mich Ihnen ganz einfach ein paar Punkte aufzählen, was wir uns in dieser Stadt vorgenommen haben. Zumindest in diesem Bereich werden Sie mir sicher nicht widersprechen.

 

Die Stadt hat sich ja doch dem Ziel verschrieben, möglichst einen nahezu hundertprozentigen – sozusagen jetzt als Vision – Deckungsgrad zu erreichen bei der Kinderbetreuung. Stimmt das oder stimmt das nicht? Wir wollen doch erreichen, dass in Wien jedes Kind nach Möglichkeit den Kindergarten besucht und nach Möglichkeit nicht nur im letzten Jahr, sondern vielleicht zwei Jahre lang, drei Jahre lang. Stimmt das oder stimmt das nicht? Das ist so. Gut.

 

Wir wissen doch auch, dass Sie, um dieses Ziel zu erreichen, einiges investieren müssen an Ausbautätigkeit, die ja zum Teil bereits erfolgt. Wir wissen aber auch, dass es zum einen an Hand dieser Pläne, die man sich gegeben hat, und darüber hinaus auch wegen des kostenlosen und verpflichtenden Kindergartens so ist, dass wir derzeit mit einem Ansturm auf die Kindergärten konfrontiert sind, der ja auch bedeutet, dass hier und dort die Gruppengröße von 25 Kindern nicht eingehalten werden

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular