Gemeinderat,
51. Sitzung vom 24.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 83
wieder darauf, dass antizyklische Maßnahmen äußerst notwendig sind und
keinesfalls jetzt schon, wo manche behaupten, es gäbe sozusagen Licht am Ende
des Tunnels, zurückgenommen werden sollen – ähnlich dem Zitat, das ich Ihnen
gerade gesagt habe.
Genau das ist Basis des Kampfes der Stadt Wien gegen die Krise. Wir
haben ein großes Konjunkturpaket geschnürt, ein Konjunkturpaket, das auch
wirkt. Es haben vielleicht alle gesehen: Es war vor wenigen Tagen eine große
Beilage der Industriellenvereinigung. Ich habe mich sehr gefreut, dass der
Präsident der Wiener Industriellenvereinigung sich positiv über das Wiener
Konjunkturpaket geäußert hat und gemeint hat, dass wir im Prinzip auf dem richtigen
Weg sind und die richtigen Maßnahmen eingeschlagen haben.
Ich darf vielleicht ein wenig korrigieren: Es ist natürlich keinesfalls
so, dass die Finanzierung all dieser Maßnahmen und auch des Regelbudgets dieser
Stadt sich ausschließlich nur durch Fremdverschuldung finanziert, sondern – und
ich sage das, glaube ich zumindest, auch bei allen Gelegenheiten, wenn ich
darüber diskutiere – es ist so, dass wir einerseits die Maßnahmen, die
notwendig sind, durch Rücklagenauflösung finanzieren, andererseits durch einen
sehr präzisen und sehr effizienten Budgetvollzug.
Das ist ein Prinzip, dem wir uns ja immer unterwerfen und das wir
natürlich jetzt ganz besonders beachten, nicht dadurch, dass wir sagen – wie es
in anderen Bereichen diskutiert wird –, wir werden jetzt radikal den Spargürtel
anlegen und Menschen kündigen. Das tun wir sicher nicht in dieser Stadt. Denn
abgesehen davon, dass sich das unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für die
tolle Arbeit, die sie machen, ganz sicher nicht verdient haben, ist es auch
wirtschaftspolitisch falsch. Auf der einen Seite viel Geld in die Hand zu
nehmen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, und gleichzeitig selber aus dem
eigenen Bereich Leute freizusetzen, macht wenig Sinn.
Das heißt, wir werden sicher in dieser Stadt niemanden entlassen. Was
wir allerdings sehr wohl machen – das machen wir seit vielen Jahren und jetzt
ganz besonders präzise –, ist, dass wir unsere Effizienz steigern, dass wir mit
gleichbleibendem Personalstand sehr viel mehr Aufgaben bewältigen und noch sehr
viel effizienter sind.
Man unterstellt mir dann wieder, ich würde uns selber loben, aber ich
stehe dazu, dass ich unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen lobe, weil sie es sich
verdient haben. Es ist aber gar nicht so, dass wir uns selber loben. Ich darf
den Staatsschuldenausschuss zitieren, der ja nun wirklich nicht in dem Verdacht
steht, ein Instrument der Stadt Wien zu sein. Der Staatsschuldenausschuss hat
eindeutig festgestellt, dass in der Frage der Entwicklung von New Public
Management und entsprechender Effizienzkriterien das Land Wien in dem Fall von
allen Bundesländern am besten und am effizientesten unterwegs ist.
Aber natürlich – und dazu bekenne ich mich – ist neben all diesen
Maßnahmen Fremdmittelaufnahme notwendig. Wir haben verschiedene Ebenen, auf
denen wir arbeiten – Effizienzsteigerung, Rücklagenauflösung, jawohl –, aber
wir werden auch Fremdmittel aufnehmen müssen, um dieses Niveau der Arbeit der
Stadt halten zu können und um gleichzeitig mit unseren antizyklischen Maßnahmen
zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise und damit zur Sicherung der Arbeitsplätze –
das ist mir das Allerwichtigste in dieser Stadt – auch fortfahren zu können.
Wie gesagt, die Maßnahmen wirken auch. Ich habe Ihnen einige Beispiele
genannt. Auch wenn wir uns die Steigerung der Arbeitslosigkeit anschauen, so
sehen wir, dass sie in Wien geringer ist als in anderen Bundesländern. Um
gleich Ihr Argument vorwegzunehmen, ja, die Arbeitslosigkeit ist immer noch
höher: Wir wissen, und ich hoffe, Sie wissen es mittlerweile auch – ich sage es
jedenfalls bei jeder Gelegenheit –, dass wir 200 000 Nichtwiener und
Nichtwienerinnen mit Arbeitsplätzen versorgen.
Das heißt, wir haben einen Mix an Maßnahmen, aber ein Teil der
Maßnahmen, die notwendig sind, sind auch Fremdmittelaufnahmen. Ich bekenne mich
dazu. Es ist notwendig, um weiter in dieser Stadt gegen die Wirtschaftskrise
für die Wiener Wirtschaft – vor allem für die Klein- und Mittelbetriebe – und
für jeden Arbeitsplatz kämpfen zu können.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. – Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Tschirf gestellt.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vizebürgermeisterin!
Es ist keine Frage, dass es einen Konsens in ganz Europa gibt, dass man
anders als 1929 und danach auf die Weltwirtschaftskrise reagiert. Daher sind
entsprechend antizyklische Maßnahmen dringend notwendig, und dazu stehen wir
auch.
Gleichzeitig wird aber – und ich zitierte den Herrn Bundeskanzler –
darüber gesprochen, dass am Ende des Tages natürlich auch die Frage des
Wiederzurückzahlens stehen wird. Eines der Themen ist natürlich eine effiziente
öffentliche Verwaltung.
Bundeskanzler Faymann spricht von einem Einsparungspotenzial in der
öffentlichen Verwaltung des Bundes von 3,5 Milliarden EUR. Wie hoch sehen
Sie solches in Wien?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau
Vizebürgermeisterin.
VBgmin Mag Renate Brauner: Zum einen muss man
sagen, dass wir in Wien in vielen Bereichen der Effizienz unserer Verwaltung
schon sehr gut unterwegs sind. Ich habe Ihnen vorher schon gesagt, das Lob des
Staatsschuldenausschusses ist ja kein Zufall. Ehrlich gesagt glaube ich: Wenn
der Staatsschuldenausschuss, der uns normalerweise sehr kritisch beäugt, uns
positiv erwähnt, dann heißt das schon sehr viel!
Es ist ja auch so, dass in vielen Bereichen – zum
Beispiel beim Thema E-Government – Wien wirklich Vorbild ist. Unsere Experten
und Expertinnen werden in ganz Europa eingeladen, um das, was wir tun, als Best
Practice zu präsentieren. Wir haben vor Kurzem – ich
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