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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 32 von 88

 

Kinder nicht nur im September drei Jahre werden, sondern auch während des Jahres.

 

Die ersten Schwierigkeiten begannen schon mit der Definition. Es war längere Zeit überhaupt nicht klar, wer denn jetzt überhaupt in den Genuss vom gebührenfreien Kindergarten kommt. Dann war eine Zeit lang nicht klar, welche Privatkindergärten miteinbezogen werden. Ich bin jetzt sehr froh darüber, dass alle gemeinnützigen Kindergartenträger miteinbezogen werden, auch die Kindergruppen und die Tagesmütter. Aber jetzt wurde das im Februar verkündet und jetzt stehen wir vor der Situation, dass quasi etwas, was in Ruhe geplant gehört hätte, im Schnelltaktverfahren gelöst werden muss. Immerhin geht es dabei, laut Statistik Austria, um 800 Vereine. Sie reden immer von 200 Vereinen. Ich habe gerade in der Statistik Austria nachgelesen und da stehen 800 gemeinnützige Kinderbetreuungsvereine drinnen. Sie wollen jetzt in den nächsten drei bis vier Monaten alles unter Dach und Fach bringen und zigtausende Eltern - wir reden da von über 50 000 - sollen informiert, administriert, ein ganzes neues System aufgestellt werden und bis dato - jetzt haben wir ja schon Mai - ist zwar in der Vorbereitung viel passiert, aber noch immer nichts in der Umsetzung und das soll ja im September alles laufen. Also es sind noch drei bis vier Monate Zeit, damit es im September wirklich laufen kann.

 

Das hätte man meiner Meinung nach viel besser, auch in Ruhe, vorbereiten können. Allerdings gebe ich zu, dann wäre Ihr politischer Knalleffekt nicht so groß gewesen.

 

Dann gibt es auch noch viele Fragen zur Qualität in der frühkindlichen Bildung. Auch hier liegt noch viel Arbeit vor uns. Zum Beispiel habe ich vor mehr als zwei Jahren hier an dieser Stelle die Einführung des Wiener Bildungsplanes für alle Kindergärten gefordert. Darüber wurde viel gesprochen, es herrscht auch Einigkeit, aber bis dato gibt es noch immer keine Umsetzung in dieser Richtung. Sollte es tatsächlich im Herbst umgesetzt werden, gibt es auch noch keine Überlegungen dazu, wie dann diese Umsetzung in den Kindergärten garantiert wird. Also wir haben dann einen gebührenfreien Kindergarten, aber noch immer keinen garantierten Bildungsplan in unseren Kindergärten. Im Angesicht eines gebührenfreien Kindergartens wäre es noch viel wichtiger, einen einheitlichen Bildungsplan zu haben. Da rennt uns auch die Zeit davon.

 

Dann kommen wir zum wichtigsten Fakt, der vorbereitet hätte werden müssen. Das ist die Frage, man kann einen gebührenfreien Kindergarten und den Ausbau des Kindergartens nicht forcieren, wenn es nicht genügend gut ausgebildetes Personal dafür gibt. Jede Institution - da können Sie sich in ganz Wien umhören - muss sehr große Anstrengungen vollbringen, um überhaupt gut ausgebildetes pädagogisches Personal zu finden. Derzeit profitiert Wien noch vom Überschuss. Da ist es mir ein ganz großes Anliegen, dass auch der Herr Kollege Wutzlhofer zuhört, denn wir leben in Wien nach wie vor davon, dass es einen Überschuss gibt, vor allen Dingen an KindergartenpädagogInnen in der Steiermark und im Burgenland und auch noch immer in Niederösterreich und diese KindergartenpädagogInnen aus den Bundesländern tragen dazu bei, dass wir noch immer nicht nur leere Gruppen haben. Durch den Ausbau, der vor uns steht und der einfach passieren wird, heißt das aber, dass die in die Bundesländer abwandern werden, zumindest ein großer Teil davon, und dass es zu noch mehr Engpässen kommt. Noch dazu, wenn wir jetzt weitere Plätze schaffen, was gut und wichtig und richtig ist, dann kann das nur Hand in Hand mit einer intensiven Ausbildung von KindergartenpädagogInnen auf allen Ebenen gehen.

 

Natürlich trägt da auch das Gehalt einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei. Da hat Wien, und das ist ein Stück Realität, einfach Konkurrenz durch die Nachbarländer, weniger durch das Burgenland, die zahlen weniger als Wien, aber sehr wohl durch Niederösterreich, das immerhin um 500 EUR mehr Einstiegsgehalt als Wien zahlt. Das ist eine Konkurrenz zu Wien. Das kann man nicht wegleugnen.

 

Das ist auch eine Nachhilfestunde an den Herrn Gudenus. Lieber Herr Gudenus, vielleicht hören Sie zu! Er hört nicht zu, das ist für ihn nicht wichtig! Der Kindergartenmindestlohntarif in Wien ist 1 751 EUR und nicht 1 600 EUR, allerdings gilt das nur für die gemeinnützigen und privaten Träger. Für die Stadt gilt der Mindestlohntarif nicht.

 

Das Problem der Personalknappheit haben wir schon vor mehreren Monaten und Jahren vorausgesehen. Ich kann mich erinnern, im Vorjahr hatte ich eine Diskussion mit Frau Laska dazu. Der Herr Kollege Wutzlhofer sagt immer, dass die Bildungsanstalt für KindergartenpädagogInnen 450, glaube ich, sagen Sie immer, KindergartenpädagogInnen ausbildet. (GR Mag Jürgen Wutzlhofer: Es gibt 430 BewerberInnen!) – 430 BewerberInnen heuer. Das ist gut, nur bilden Sie die für Ihre eigenen Standorte aus, nur für die städtischen Kindergärten. Sehr geehrter Herr Oxonitsch, die Stadt Wien hat aber auch die Verantwortung für die anderen Kindergärten! Es reicht nicht, nur KindergartenpädagogInnen für die städtischen Kindergärten auszubilden. Es ist notwendig, auch andere Ausbildungsoffensiven zu unterstützen, zum Beispiel an den Kollegs. (Zwischenruf von GR Ernst Nevrivy.) - Ich höre Sie nicht, Sie reden so leise! - Wenn wir in den nächsten Jahren nicht intensivste Anstrengungen unternehmen, werden wir die Kindergartengruppen nicht besetzen können. Dann haben wir vielleicht die Kindergartenplätze, aber nicht die PädagogInnen, die dort arbeiten können. Dann helfen uns unsere ganze Gebührenfreiheit und die Qualitätsstandards, die wir dann setzen würden, nicht.

 

Es ist gut durch die Offensive des Bundes, das sind Bundesmittel, die zum Ausbau der Kindergartenplätze geführt haben. Über 2 000 Plätze werden geschaffen. Aber es sind - und das ist der einzige Punkt, wo ich mit dem Herrn Gudenus übereinstimme - immer noch zu wenige. Es fehlen noch einmal doppelt so viele, um nur den realen Bedarf abzudecken. Und der Bedarf wird steigen, einerseits wird er durch die Gebührenfreiheit,

 

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