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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 88

 

derzeit sämtliche personelle und räumliche Voraussetzungen fehlen. Wir wissen, die Betreuungsquote der Drei- bis Fünfjährigen in Wien liegt bei rund 85 Prozent, bei den Ein- bis Dreijährigen bei rund 23 Prozent. Aber wenn man die Forderungen nach einem Gratiskindergarten ernst nimmt, dann müsste doch für jedes Kind ein Kindergarten- oder ein Krippenplatz vorhanden sein. Wir werden schauen, ob das im Herbst seitens des roten Wien auch wirklich zur Verfügung gestellt wird. Es geht nämlich um die Schaffung und den Ausbau hoher Qualitätsstandards in den Wiener Kindergärten. Es geht darum, dass alle, die es wollen, diesen Gratiskindergartenplatz zur Verfügung gestellt bekommen. Es geht wieder um die Zukunft unserer Kinder hier in Wien. Deswegen glauben wir von den Freiheitlichen, dass wenig durchdachte politische Ankündigungen hier alles andere als hilfreich sind.

 

Wir bringen daher einen Beschlussantrag seitens der GRe Veronika Matiasek, Mag Wolfgang Jung und Johann Gudenus ein, wo wir auch die sofortige Abstimmung beantragen, nämlich für eine kräftige Aufstockung der finanziellen Mittel für die Adaptierung und Schaffung von Kindertagesheimen, also für die Aufnahme von Personal in den Wiener Kindergärten in Höhe von mindestens 20 Millionen EUR jährlich, Anstellung von weiteren mindestens 500 Kindergartenpädagogen, Aufstockung von Kindertagesheimen und -gruppen, sodass jedes in einem Kindertagesheim zu betreuende Kind einen Platz erhält und die Regelung, bei der auch die Betreuung durch Tagesmütter kostenlos angeboten werden kann. Wir verlangen die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie haben noch im März genau diesen Antrag abgelehnt. Wir werden einmal sehen, ob Sie das heute etwas ernster meinen. Wir sagen trotzdem, der kostenlose Kindergarten ist begrüßenswert, weil damit eben unsere langjährige Forderung erfüllt wird, dass die Drei- bis Sechsjährigen einen kostenlosen Kindergartenplatz erhalten. Wir sagen natürlich auch Ja zu einer kostenlosen Krippenbetreuung für alle Kinder unter drei Jahren, aber wir sagen dazu - und das konnte man gestern auch im „Kurier“ lesen -, dass die Kinder natürlich davon nur profitieren, wenn die Betreuung kindergerecht ist.

 

Da gibt es eine Studie des Österreichischen Instituts für Familie, dass der Betreuungsschlüssel natürlich sehr wichtig ist. Die Expertin Frau Leibovici-Mühlberger sagt, dass dieser Schlüssel eins zu fünf betragen müsste, also eine Betreuerin für fünf Kinder. Aber Österreich und vor allem Wien ist davon weit entfernt. Andere Studien haben ergeben, dass mehr als 30 Stunden Fremdbetreuung für Kleinkinder in diesem Alter nicht gerade förderlich sind, was den Spiegel des Stresshormons Cortisol betrifft. Dieser soll da nämlich sehr stark ansteigen. Daher stehen wir Freiheitliche nicht nur aus diesen Gründen, aber vor allem aus diesen Gründen diesem Ansinnen schon kritisch gegenüber. Wir sind nämlich der Meinung, dass hier auch eine Wahlfreiheit geboten werden sollte. Wir sagen, dass Kinder zu ihren Eltern gehören und deswegen sollten auch die Eltern unterstützt werden, die zu Hause bleiben und sich entscheiden, ihre Kinder in diesem Alter zu Hause groß zu ziehen. Deswegen ist es uns Freiheitliche ein großes Anliegen, dass wir es den Familien ermöglichen, die Kinder im familiären Umfeld zu erziehen und diese Familien sollen finanziell auch nicht benachteiligt werden. Uns scheint diese gratis Betreuung der unter-drei-jährigen Kinder auch etwas bedenklich und dass hier natürlich eine massive finanzielle Benachteiligung besteht, wenn Eltern sich entscheiden, zu Hause zu erziehen und dass die außerhäusliche Fremdbetreuung von Kleinstkindern unter drei Jahren natürlich in einer höchst sensiblen Entwicklungsphase passiert. In diesem Lebensabschnitt sind Kinder eben noch keine sozialen Wesen und befinden sich in der so genannten Bindungsphase.

 

Für uns Freiheitliche steht hier das Kindeswohl natürlich im Vordergrund und wir sagen, dass diese Maßnahme nur dann sinnvoll ist und im Sinne der Familien, wenn gleichzeitig alle Eltern, die unter Verzicht auf ein zweites Einkommen ihre Kinder selbst betreuen, in gleicher Weise unterstützt werden. Da sollte man hier schon auch Ideen überlegen, wie man das bewerkstelligen kann, weil sich eben auch die überwältigende Mehrheit der österreichischen Mütter, mehr als 80 Prozent oder sogar mehr als 90 Prozent, keinen kostenlosen Krippenplatz wünschen, sondern sie wünschen sich eine bescheidene finanzielle Unterstützung, um in den ersten Lebensjahren ganz bei ihren Kindern sein zu können. (Aufregung bei StRin Dr Monika Vana.) Da gibt es Studien, Frau Kollegin Vana, das können Sie nachlesen, dann werden Sie es auch wissen. (StRin Dr Monika Vana: Ja, ja!) Deswegen fordern wir hier auch umzudenken und vielleicht darüber nachzudenken, wie wir diese Familien, die ihre Kinder zu Hause erziehen wollen, die ihre Kinder zu Hause großziehen wollen, finanziell unterstützen können.

 

Wir fordern daher, dass die Gemeinde Wien ihre Mittel eben nicht nur für eine verstärkte Privilegierung dieser kleinen Gruppe der Nutzer von Kinderkrippen verwendet, sondern die Mittel auch dem Ziel gewidmet werden, den vielen Müttern, die dazu bereit sind, eine dreijährige Babypause zu ermöglichen und durchzuführen, damit diese unterstützt werden. (GRin Mag Waltraut Antonov: Gilt das für die Migrantinnen auch, dass sie ihre Kinder zu Hause erziehen sollen?) Ja, zu diesem Ansinnen komme ich gleich, liebe Frau Kollegin, wenn Sie mich ausreden lassen. Man sollte ja darüber nachdenken, dass wir diese 226 EUR Kleinkinderzuschuss auch den Familien zugute kommen lassen, die bereit sind, ihre Kinder zu Hause groß zu ziehen, Kinder, die unter drei Jahre alt sind und diese Entscheidung obliegt eben den Eltern. Da sollte eine Erleichterung der Wahlfreiheit auch gegeben sein. Eine Schätzung und Belohnung der Erziehungsarbeit sollten hier seitens der Gemeinde Wien stattfinden. Das ist auch ganz wichtig und das gehört eben gefördert. Das wäre echte Familienförderung. Wir werden schauen, dass wir hier ein Konzept entwickeln und in Zukunft auch vorlegen.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die frühkindliche

 

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