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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 36 von 46

 

Man soll sich - und das habe ich gestern schon erwähnt - auch mit der Rückvergütung der Mehrwertsteuer auseinandersetzen. Inwieweit diese jetzt von der Film Commission gemacht wird oder von der neuen GmbH gemacht wird, ist, wie schon gesagt, nicht klar.

 

Bei der Zusatzsubvention für das Stadtkino schauen wir uns das auch an. Ich habe schon gesagt, dass wir dafür eintreten, denn das Stadtkino betreibt bekanntlich zwei Kinos und einen Filmverleih. Im Vorjahr haben wir diesen Betrieb entschuldet. Ich hoffe, dass man in Zukunft dieses Stadtkino mit seinen zwei Kinos und dem Filmverleih wirtschaftlicher führen wird können, denn der Kontrollamtsbericht sagt einfach, wie man darin sieht: weil der Filmverleih nicht wirtschaftlich zu führen ist. - Wenn man so argumentiert, dann, muss ich schon sagen, muss man sich auch überlegen, ob man diesen Filmverleih weiterführt.

 

Wir haben den Antrag auch bewusst gemacht, denn: Der Eigentümer des Stadtkinos ist die Viennale, und warum soll nicht die Viennale in mehreren Spielstätten und nicht nur in den fünf privilegierten Spielstätten stattfinden? Wir haben eine ganze Reihe von Arthouse-Kinos, von geförderten Kinos, und es ist durchaus sinnvoll, wenn man dieses Festival auf mehrere Kinos aufteilt und nicht nur in diesen fünf … (GR Marco Schreuder: Das entscheiden nicht wir!) Durchaus, ja, aber: Es ist ja nichts anderes als die Bitte an den Herrn Stadtrat, sich mit dem Leiter der Viennale auseinanderzusetzen und mit ihm in diesem Sinn positiv zu verhandeln. - Durchaus denkbar, nicht wahr?

 

Darum haben wir einen Antrag betreffend die Einbeziehung aller geförderten Kinos in die Viennale eingebracht und ersuchen den Herrn amtsführenden Stadtrat, alle Kinos, die eine Förderung aus der öffentlichen Hand erhalten, mit in die Abwicklung des Filmfestivals einzubeziehen.

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft verlangt.

 

Damit bin ich eigentlich schon am Schluss meiner Ausführungen. Ich möchte wiederholen, dass wir hoffen, dass die neue Vienna Film Commission auf einem guten Weg ist. Derzeit ist sie ja quasi in Gründung. Wir werden, glaube ich, alle sehen, wie sie wirklich funktioniert. Im Alltag wird sich dann herausstellen, ob der Gesellschaftsvertrag so eingehalten wird, wie wir ihn ursprünglich gesehen haben.

 

Beim Stadtkino, glaube ich, muss man auch überlegen, ob wirtschaftliches Handeln nicht doch im Sinne der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sinnvoll ist. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau GRin Dr Vitouch hat sich zum Wort gemeldet. - Bitte schön.

 

GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!

 

Ich möchte vielleicht gleich einmal auf diesen ÖVP-Antrag eingehen. Ich habe Herrn Ing Mag Dworak bisher immer als Pragmatiker kennen gelernt. Jetzt habe ich den Eindruck, dass eine gewisse Weltfremdheit eingezogen ist, denn: Dem Stadtkino und seinen Geschäftsführern Hans Hurch und Eva Rotter vorzuschreiben, welche Programme in allen Wiener Kinos jetzt im Rahmen der Viennale laufen sollten, oder zum Beispiel dem Kepler Kino jetzt irgendeinen Viennale Festival Arthouse Film aufs Auge zu drücken - das kann ich mir eigentlich wirklich nicht vorstellen. Ich halte diesen Antrag irgendwo für absurd. Das wäre so, als würde man zum Beispiel verlangen, dass während der Zeit der Wiener Festwochen in allen Wiener Theatern Festwochen-Produktionen stattfinden, und den Geschäftsführer der Festwochen Wolfgang Wais dazu verdonnern, anderen Theatern sein Programm zu oktroyieren. - Es ist absurd! Ich verstehe den Antrag, ehrlich gesagt, nicht.

 

Aber kommen wir zurück zum Schwerpunkt Kultur. Sehr erfreulich, dass das Filmpaket zusätzliche 4,25 Millionen EUR bekommen hat und inzwischen den nicht geringen Betrag von 16,25 Millionen EUR zur Verfügung hat. Im Vergleich dazu: Das Österreichische Filminstitut hat gerade eine Zusage bekommen, 20 Millionen EUR für den Film zu erhalten, bundesweit. Es liegt jedenfalls im Trend, auf die Kunstform des 20. und 21. Jahrhunderts zu setzen.

 

Was viele dabei übersehen, ist, dass Kino beides ist, Kunst und Kommerz, dass Kino ein umkämpfter Markt mit einem enormen Verdrängungswettbewerb ist. Wenn wir uns anschauen, wie viele Filme in diesem Jahr produziert wurden, so waren es aus der EU, dem europäischen Raum, 921 Filme, und nur ein Bruchteil davon läuft in den Kinos, während „Made in USA" 620 Filme auf den Markt gepusht wurden. - Wir brauchen Filme mit eigener Handschrift, mit Lokalkolorit, mit Qualität, mit Identität, mit Authentizität, und wir müssen gleichzeitig Wien als Filmstandort optimieren, wir müssen eine breite Akzeptanz schaffen, wir müssen eine gemeinsame Strategie auch im Hinblick auf die künftige Digitalisierung fahren, sonst wird es den europäischen Film sehr bald nicht mehr geben.

 

Da komme ich auch schon auf die Wiener Kinoförderung zu sprechen. Die Kinoförderung, die im nächsten Jahr auf 400 000 EUR erhöht wird, kann den Erhalt der vielfältigen Wiener Kinolandschaft zwar nicht auf ewige Zeiten garantieren, aber sie ist ein wichtiges Signal an die Betreiber und Betreiberinnen. Es werden europäische Autorenfilme gezeigt, es werden Originalfassungen, Kinder- und Jugendfilme, Arthouse-Kino gezeigt, und die Prämien gehen zu drei Vierteln an Kinos, die diese künstlerischen Kriterien erfüllen. Ein Viertel geht an kinokulturelle Projekte, also zum Beispiel Babykino, oder „Kino und Kuchen", oder im Top Kino das Israelische Filmfestival, im Votivkino das „Cinema celebrations".

 

Und: Wien leistet sich eine kommunale Kinoförderung - mit dem Stadtkino. Und ich denke, dass mit seinem neuen Geschäftsführer Claus Philipp dieses Kino, das seit 1981 existiert, noch mehr den Film als Medium künstlerischen Ausdrucks positionieren kann und dass ein niederschwelliger Zugang für viele Besucher, die

 

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