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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 71 von 126

 

Film- und Kinoförderung ist in Wien eine Baustelle.

 

Kommen wir zu den Bezirksbudgets, Ansatz Kultur. Mir ist schon klar, dass der Herr Stadtrat hier nicht direkt verantwortlich zu machen ist. Aber wir reden hier auch über die Rechnungsabschlüsse der Bezirke. Man muss sich hier nämlich fragen, was den einzelnen Bezirken die Kultur wert ist. Während große Bezirke 0,5 Prozent ihres Budgets dafür ausgeben, gibt zum Beispiel der 8. Bezirk 7,5 Prozent des Budgets aus und kommt damit nicht aus. Und es hat sich jetzt immer öfter eingebürgert, dass einzelne Bezirke zum Herrn Stadtrat kommen und sagen, sie brauchen Geld. Na ja, weil das Bezirksbudget eben nicht mehr reicht oder weil sie selbst nämlich nicht Geld vorgesorgt haben in ihren Bezirkskulturansätzen! Und ich frage mich natürlich schon, ob es von der Stadt Wien gewünscht wird, dass man zentral subventioniert. Hier fehlt mir ebenso eine klare Linie im Ressort des Herrn Stadtrats. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Abschließend zur auch schon oft diskutierten KULTUR:PLAKAT GmbH. Die SPÖ-Wien ist über den Verein Verband Wiener Arbeiterheime und die AWH BeteiligungsGmbH zu 40 Prozent an der Progress BeteiligungsGmbH beteiligt. Diese hält 33 Prozent der Gewista Werbegesellschaft mbH, und die Gewista hält wiederum 70 Prozent an der KULTUR:PLAKAT GmbH. Damit verdient die SPÖ-Wien über ihren Verein Verband Wiener Arbeiterheime direkt an jedem Kulturplakat. Kollege Marco Schreuder hat an dieser Stelle die Plakate für eine Erotikmesse kritisiert. Man kann ja bei Erotik diskutieren, ob das Kunst ist, aber ein Plakat zum Vortrag, wie man 10 Milliarden EUR in Russland investieren und verlieren kann, kann ich beim besten Willen nicht als Kulturplakat erkennen.

 

Meine Damen und Herren! Sie sehen, es gibt unzählige Baustellen im Ressort von StR Mailath-Pokorny. Klare Konzepte vermissen wir. Und mehr Geld kann auch nicht die alleinige Antwort auf die Wiener Kulturpolitik sein. Wir lehnen deshalb auch das Budget ab. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Floigl. Ich erteile es ihr.

 

GRin Veronika Floigl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Es freut mich sehr, dass ich heute zu einer vielseitigen und erfolgreichen Entwicklung von Kunst und Kultur sprechen darf. Während in ganz Europa die Kulturbudgets zum Teil dramatisch gekürzt werden, geht Wien hier bewusst einen anderen Weg. Hervorzuheben ist, dass es unter der Amtsführung von Herrn Amtsf StR Dr Mailath-Pokorny eine beachtliche Steigerung des Kulturbudgets gab und - das haben wir heute schon gehört - dass der Anteil von Kultur und Wissenschaft am Gesamtbudget mittlerweile über 2 Prozent beträgt. Und das ist wahrlich erfreulich!

 

Wien als Kulturmetropole: Wien war immer schon eine führende Kulturmetropole in Europa - vor allem bekannt und geschätzt für Musik, für Oper, für Theater. Erfreulich, dass nun Wien auch eine führende Stadt der bildenden Kunst geworden ist. Sie werden es ja in den Medien verfolgt haben, dass Wien wieder als eine der führenden Städte der Welt mit höchster Lebensqualität ausgezeichnet wurde. Das, glaube ich, haben wir heute schon einige Male gehört. Kunst und Kultur leisten dabei einen wesentlichen Anteil. Viele Kunstinteressierte aus dem In- und aus dem Ausland kommen nach Wien, um diese vielfältige Kulturstadt kennen zu lernen und zu genießen. Dies bedeutet für Wien auch einen wertvollen wirtschaftlichen Faktor, sozusagen einen kommerziellen Return an kulturellem Investment.

 

Besonders wichtig in den letzten Jahren war uns Kunst im öffentlichen Raum. Im Jahre 2004 wurde der Fonds KÖR durch die Geschäftsgruppen Kultur, Stadtentwicklung und Wohnen gegründet. Sein Ziel ist, mehr Kunst im öffentlichen Raum zu realisieren, die Anhebung der Qualität von Kunst im öffentlichen Raum und die Dokumentation und die Vermittlung. Durch die im Jahre 2007 erfolgte Umwandlung in eine GesmbH wird mit der neuen Organisationsstruktur eine effiziente Umsetzung und Internationalisierung angestrebt. Kunst soll als integraler Bestandteil urbaner Entwicklung selbstverständlich sein.

 

Aktuelle Zielvorstellungen sind: Kunst kann auch außerhalb von Museen, von Ausstellungshallen, von Galerien erlebt werden, quasi im Spazierengehen durch die Stadt begegnen die Menschen zeitgenössischer Kunst. Kunstwerke im öffentlichen Raum sollen zu einer Auseinandersetzung mit moderner Kunst anregen, für dieses Thema sensibilisieren und den Dialog fördern.

 

Kunstprojekte tragen viel zur qualitativen Gestaltung des öffentlichen Raumes bei, erhöhen die Lebensqualität der Menschen und sind wichtige Impulsgeber bei der Stadtentwicklung. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wichtig ist Kunst im Wohnbereich: Wo Menschen leben, lebt die Kunst, und die Kunst muss auch öffentlich erlebbar sein. Die neu für die drei Jahre von 2007 bis 2010 bestellte Jury von KÖR ist international besetzt und entscheidet über Projekte im öffentlichen Raum. Als Projektkoordinatorin wurde Ricky Renier ebenfalls für drei Jahre bestellt. Ricky Renier hatte sich in den letzten Jahren einen herausragenden Ruf in der Kunstwelt erobert. Sie zeichnet sich durch großartige Fachkenntnisse, vor allem im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum, aus.

 

Ricky Renier ist sowohl mit der internationalen Kunstwelt als auch mit der lokalen Kulturszene bestens vertraut. Ein Ziel ist auch die Vernetzung mit anderen Städten, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen wie die Stadt Wien - so die Stadt München, die Stadt Hamburg. Das sozusagen Hinausschauen über den Tellerrand bringt eine Erweiterung des eigenen Horizonts.

 

KÖR schafft temporäre und permanente Projekte. Als Beispiele möchte ich nur ganz kurz einige davon aufzählen. Von den temporären Projekten sind anzuführen:

 

Das Marko Lulic Projekt am Mexikoplatz, diese überdimensionalen Zahlen - Sie werden sie ja sicherlich schon gesehen haben –, das ist das „Mahnmal gegen den Mythos des ersten Opfers". Ein weiteres Projekt war

 

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