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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 3 von 126

 

(Beginn um 9 Uhr.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich wünsche einen schönen guten Morgen!

 

Die 35. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet.

 

Entschuldigt für diese Sitzung während des gesamten Tages sind GRin Mag Korun, GR Niedermühlbichler und GR Stark. Ansonsten gibt es eine Anzahl von für einige Zeit Entschuldigten, die ich, glaube ich, nicht vorlesen muss.

 

Bevor wir in die Tagesordnung eingehen, bitte ich Sie, sich von den Plätzen zu erheben. (Geschieht.)

 

Am 13. Juni 2008 erhielten wir die für uns sehr traurige Nachricht, dass Frau Vizebürgermeisterin a D und Bundesministerin a D Gertrude Fröhlich-Sandner verstorben ist.

 

Gertrude Fröhlich-Sandner wurde am 25. April 1926 geboren und erhielt an der Lehrerbildungsanstalt die Ausbildung zur Volksschullehrerin. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin begann sie bereits 1946 als Erzieherin bei den Wiener Kinderfreunden. Ihre damals schon sehr ausgeprägte Begeisterung für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen führte dazu, dass sie sehr bald mit wichtigen Funktionen in der Zentrale der Wiener Kinderfreunde beauftragt wurde.

 

1959 wurde sie als Mandatarin des 6. Bezirks in den Wiener Gemeinderat gewählt. Ab 20. Dezember 1965 war sie Stadträtin für Kultur, Schulverwaltung und Sport. Ab 14. Dezember 1979 bis 10. September 1984 war sie Stadträtin für Bildung, Jugend und Familie. Von Juni 1969 bis September 1984 war sie auch Vizebürgermeisterin beziehungsweise Landeshauptmann-Stellvertreterin.

 

Zu den Schwerpunkten ihrer Tätigkeit als Stadträtin zählten unter anderem – es wäre viel zu umfangreich, alles aufzuzählen – der Bau zahlreicher Schulen, vor allem im Berufsschulbereich, die Förderung der Erwachsenenbildung durch die Errichtung eines Netzes von Bildungsstätten beziehungsweise den Ausbau der städtischen Büchereien, der Bau von Jugendzentren und das verstärkte Bemühen im außerschulischen Jugendbereich, das heißt, Schaffung von Streetworkern, sozialtherapeutische Wohngemeinschaften beziehungsweise Umgestaltung der städtischen Heime von damals Schlafsälen zu familienähnlichen Kleingruppen.

 

Durch ihr großes Engagement für Kinder im Besonderen wurden auch die Kindergärten in dieser Stadt sehr, sehr stark ausgebaut, und es konnte von einer Vollversorgung mit Kindergartenplätzen in Wien gesprochen werden.

 

Die Einführung des Kindertelefons, der Beginn der Errichtung von Sportanlagen und von Sporthallen fiel gleichfalls in ihre Ära. Ich möchte hier nur das Radrennstadion oder das Hanappi-Stadion erwähnen.

 

In ihre Zeit fällt auch der Beginn der Altstadtsanierung. Das heißt, es wurden damals – wie auch heute – Schutzzonen errichtet, es wurde der Altstadterhaltungsbeitrag eingeführt, aber auch die Erhaltung sowie die Errichtung neuer Theater fanden in dieser ihrer Ära statt.

 

Besonders erwähnen möchte ich auch ihren unermüdlichen Dialog mit der Jugend. Ihr intensiver Kontakt zur so genannten 68er-Szene ist unvergesslich. Aus diesen Diskussionen heraus entstanden Einrichtungen wie zum Beispiel die Arena, das Amerlinghaus oder die Rosa Lila Villa.

 

Am 10. September 1984 wurde Gertrude Fröhlich-Sandner als Bundesministerin für Familie, Jugend und Konsumentenschutz in die Bundesregierung berufen. Diese Funktion übte sie bis zu ihrer Pensionierung am 21. Jänner 1987 aus. In dieser Zeit wurden unter anderem Familienberatungseinrichtungen ausgebaut, das Kindertelefon, das sich in Wien so bewährt hat, wurde auf ganz Österreich ausgeweitet, die Familienbeihilfe für arbeitslose Jugendliche eingeführt, ebenso ein Härteausgleich für in Not geratene Familien.

 

Für die hervorragenden Tätigkeiten und Leistungen erhielt Gertrude Fröhlich-Sandner eine Vielzahl von Ehrungen. Beispielhaft darf ich erwähnen: das Große Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien, das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, das Große Verdienstkreuz mit dem Stern der Bundesrepublik Deutschland, und 1993 wurde sie in Anerkennung für ihre wunderbaren Arbeiten für Wien und die WienerInnen zur Ehrenbürgerin der Stadt Wien ernannt.

 

Am vergangenen Freitag erfolgte im Anschluss an die Trauerfeier die Beisetzung in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof.

 

Wir wollen Gertrude Fröhlich-Sandner in Würdigung ihrer besonderen Leistungen für Wien, aber auch in Würdigung ihrer außergewöhnlichen Persönlichkeit ein ehrendes Andenken bewahren.

 

(Die Anwesenden verharren in einer stillen Trauerminute.)

 

Ich danke vielmals.

 

Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern eine vom Klub der Wiener Freiheitlichen und vier des Grünen Klubs im Rathaus eingelangt sind.

 

Die Postnummer 1 der Tagesordnung betrifft den Rechnungsabschluss der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2007.

 

Für die Beratung und Erledigung des Rechnungsabschlusses schlage ich folgende Vorgangsweise vor: Nach einem einleitenden Referat von Frau Vizebürgermeisterin amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke Mag Brauner folgt die allgemeine Beratung des Rechnungsabschlusses und im Anschluss daran die Debatte über die Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke. Voraussichtlich am Dienstag dieser Woche wird nach dem Schlusswort der Berichterstatterin über die Anträge zum Rechnungsabschluss und zum Inventar abgestimmt werden.

 

Wird gegen diesen Vorschlag ein Einwand erhoben. – Das ist nicht der Fall.

 

Daher bitte ich die Berichterstatterin, Frau VBgmin

 

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