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Gemeinderat, 34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 44 von 91

 

„Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die anerkannte Institution Szene Wien als eigenständige Spiel- und Aufführungsstätte mit dem bisherigen inhaltlichen Aufführungskonzept erhalten bleibt. Das bisherige international anerkannte Team sowie die bisherige Geschäftsführung der Szene Wien sollen erhalten bleiben.

 

In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)

 

Jetzt möchte ich nur noch ein paar Worte zu dem Alibi-Argument Auslastung sagen. Ich nehme nur das Kontrollamt her, das selber den ausgezeichneten Ruf in der Musikszene von der Szene Wien gelobt hat und den nicht zu unterschätzenden Beitrag für die heimische Jugendkultur. Wortwörtlich sagt das Kontrollamt, dass die Szene Wien für einen defizitären Kulturbetrieb eine nicht allzu hohe Summe, nämlich 600 000 EUR, überschreitet. Daraus resultiert, dass die Szene Wien wegen der Nachwuchsförderung stark auf Newcomer-Gruppen setzte und so bewusst das Risiko eines geringen Zuschauerinteresses in Kauf nimmt. Dass das Betriebsergebnis auf diese Art zwangsläufig negativ sei, so schreibt das Kontrollamt, ist klar.

 

Es hat 25 Jahre keinen Einwand gegen die Szene Wien gegeben, und nun soll alles anders sein, nur weil jemand einen neuen Veranstaltungsort braucht und dementsprechende Kontakte hat. Es ist erstaunlich, wie leicht es in Wien zu Lösungen kommt, wenn man die richtigen Freunde hat. Ich schließe mit einem Zitat aus Ciceros erster Rede gegen Catilina: „O tempora, o mores!" – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Baxant. – Bitte schön. (GR Harry Kopietz: Jetzt kann ich mich wieder vor Anrufen nicht retten, Frau Kollegin!)

 

GR Petr Baxant (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Kurz zu meiner Kollegin, Frau GRin Ringler. Sie haben von Wiedergutmachung gesprochen. Wiedergutmachung suggeriert, dass irgendwo Schaden entstanden wäre. (GRin Mag Marie Ringler: Ja, das ist so!) Ich behaupte, es ist absolut kein Schaden entstanden. Ich sehe eine ganz klar persönlich motivierte Kampagne, die sowohl von Ihnen wie auch von der ÖVP unterstützt wird. Das ist zwar Ihr gutes Recht, nur sehe ich bis jetzt absolut keinen Schaden, und ich bin mir sicher, dass auch kein Schaden entstanden ist. (Ein Besucher auf der Galerie ruft etwas in den Saal. – GRin Mag Marie Ringler, zur Galerie weisend: Fragen Sie da oben nach!)

 

Wer behauptet, dass es in Wien an Vielfalt, Diversität, Fortschritt, einem Miteinander zwischen Künstlerinnen und Künstlern, KulturarbeiterInnen und Kulturverantwortlichen mangelt, der hat entweder keine Ahnung, der kennt sich in der Stadt nicht aus, oder er fährt bewusst eine politische Kampagne.

 

Meine Damen und Herren! Jawohl, die Szene bleibt, und ich bin mir sicher, sie bleibt und wird noch besser. Das neue Betreiberteam wird das Bewährte weiterführen, aber auch Neues implementieren, und das ist mir als jungem Wiener Kulturpolitiker wichtig. Die Aufregung – egal, ob sie politisch motiviert, zum Teil populistisch geführt wurde – muss natürlich ernst genommen werden, aber es muss Einhalt geboten werden, wenn übertrieben wird, und meiner Meinung nach wird derzeit übertrieben.

 

Noch einmal: Die Szene bleibt. Es ändern sich lediglich das Betreiberteam und die Wirtschaftlichkeit. (GRin Mag Marie Ringler: Ich sage Ihnen was: In zwei Jahren schaut das ganz anders aus!)

 

Kurz zur Wirtschaftlichkeit. Bisher beträgt die Veranstaltungsauslastung in der Szene 44 Prozent, Publikumsauslastung sage und schreibe 19,5 Prozent. (Zwischenruf von GR Marco Schreuder.) Ich habe Informationen eingeholt. Das ist natürlich das Recht eines jeden Gemeinderates, einer jeden Gemeinderätin. Sie hätten auch die Möglichkeit gehabt, sich zu informieren. Bisher sind im Zeitraum September bis Dezember 87 Veranstaltungen geplant. Das bedeutet eine Auslastung von mindestens 80 Prozent. 87 Veranstaltungen sind jetzt unter Dach und Fach.

 

Frau Ringler, jetzt zu Ihren Zahlen. Ich weiß nicht, woher Sie die haben. Das Planet Music hat bisher doppelt so viel Publikum gehabt wie die Szene Wien. Sie haben gemeint, es ist eine große Katastrophe ausgebrochen und es wird jetzt in der Szene Wien absolut nichts mehr stattfinden. Genau das Gegenteil ist der Fall. Es werden über 250 heimischen Gruppen Auftrittsmöglichkeiten gegeben und nicht, wie falsch kolportiert wurde, gegen Gagen oder Eintrittsbeteiligungen, ohne Pflichtkäufe von Karten, wie falsch kolportiert wurde.

 

Sämtliche Genres werden angeboten und abgeglichen, nämlich Worldmusic samt allen Subgenres wie Reggae, Afro, Gipsy et cetera und darüber hinaus jetzt noch Rap, Rock, HipHop, Alternative, Indie, Metal und so weiter.

 

Außerdem werden – das ist mir auch ganz wichtig, und das sollte Ihnen auch ganz wichtig sein – verstärkt künstlerisch tätige Frauen auf die Bühne gebracht. So wie es bisher nicht der Fall war. (Zwischenruf von der Galerie.) Gut. Danke schön.

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm (unterbrechend): Ich ersuche darum, sich auf der Galerie jeder Äußerung zu enthalten.

 

GR Petr Baxant (fortsetzend): Weiters haben Sie Persönlichkeiten angeführt, angeblich gäbe es so viele, die sich an dieser Sache beteiligen. Ich kenne schon einige, die mir mitgeteilt haben, dass sie da eigentlich einer falschen Sache aufgesessen sind und die jetzt eigentlich dann wieder ihre Unterstützung zurückziehen werden. Aber Persönlichkeiten, die nicht besorgt sind und mit dem neuen BetreiberInnenteam absolut keine Probleme haben, sind zum Beispiel Heli Deinboeck, ehemaliger Obmann des Vereins Wiener Szene und österreichischer Dialekt- und Weltmusiker; oder Wickerl Adam von der Hallucination Company; Thomas Rabitsch, Producer von Falco, allen bekannt; Hansi Lang, Karl Ratzer oder Leute von Drahdiwaberl. Ich nenne weiter Paul Peter Skrepek, Musiker und Vorsitzender der

 

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