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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 89

 

Unbeschadet der Anstrengungen, die jetzt gemacht werden - und die ich anerkenne - handelt es sich, was die Kinder- und Jugendpsychiatrie betrifft, um einen besonderen Notstand im Notstand. Es gibt hier einen Mangel - du hast es selber gesagt - und der Mangel wurde nicht zuletzt in der Untersuchungskommission von allen Experten und Expertinnen besonders in diesem Bereich betont, zuletzt von Frau Dr Michaela Moritz von „Gesundheit Österreich", die expressis verbis die schlechte kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in Wien problematisiert hat.

 

Es geht nicht nur um die psychiatrische Versorgung im engeren Sinn, sondern auch um die psychotherapeutische Versorgung, die in Wien absolut unzureichend ist, wo monate- bis jahrelange Wartezeiten zu verzeichnen sind, wie es Rektor Pritz in der Untersuchungskommission wiederholt - und wir wissen das alle - thematisiert hat. Und ein Jahr auf eine Therapie warten, heißt für ein Kind, man kann sich die Hoffnung aufstecken, denn ein Jahr ist im Leben eines Kindes eine viel zu lange Zeit, um auf Therapie warten zu können.

 

Nach wie vor sind aber, und das ist jetzt meine Frage, Frau Stadträtin, Kinder und Jugendliche in den Akutstationen im OWS und in anderen psychiatrischen Regionalabteilungen untergebracht. ExpertInnen in der Untersuchungskommission haben bestätigt, dass der Umstand, dass man gemischtgeschlechtliche Sanitärräume benutzen muss - insbesondere bei sexuell traumatisierten Patientinnen - und dass man überhaupt als Minderjähriger in einer erwachsenen Akutstation sein muss, kontraproduktiv ist und sogar den Heilungsverlauf hemmen beziehungsweise ins Negative verkehren kann.

 

Meine Frage jetzt: Wann hat es endlich ein Ende mit diesen beschämenden Zuständen, wann werden die Eltern davon ausgehen können, wenn sie ein krankes Kind haben, dass es fachgerecht und ausschließlich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie versorgt wird?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte schön.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sie haben, bevor Sie Ihre Frage gestellt haben, eine Einleitung gemacht, auf die ich kurz eingehen möchte, weil dazu Frau Dr Moritz einen Punkt gesagt hat, der ja weder unbekannt noch geheim noch sonst etwas ist, sonst würden ja diese Maßnahmen hier nicht gesetzt werden. Und auf die Frage des Kollegen Ebinger habe ich jetzt ja auch ausgeführt, wo die den Ausgang haben, nämlich im Psychiatriebericht des Jahres 2004, dessen Anregungen jetzt auch Schritt für Schritt umgesetzt werden. Frau Dr Moritz hat ja auch, so wurde mir berichtet, mit großer Deutlichkeit und Eindringlichkeit festgestellt, dass der Personalschlüssel in allen Bereichen in Wien einer ist, der über dem Durchschnitt des österreichischen Personalschlüssels in der Psychiatrie liegt, und so auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Da wir zu wenige kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungsplätze haben, ist ja auch die Entscheidung gefallen und von mir im Februar des heurigen Jahres bekannt gegeben worden, dass im Krankenhaus Wien Nord eine dritte kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung errichtet werden wird, und dass damit auch nach dem ÖBIG-Plan davon auszugehen ist, dass hier das Auslangen gefunden werden kann.

 

Selbstverständlich ist es auch so - obwohl in Wien 25 Prozent aller Kinder- und Jugendpsychiater und -psychiaterinnen, im niedergelassenen Bereich tätig sind -, dass das zu wenig ist. Das ist gar keine Frage, Tatsache ist aber auch, dass zum Beispiel das Institut für Erziehungshilfe der MA 11 eine einmalige Einrichtung ist, die es sonst in ganz Österreich überhaupt nirgends gibt, und darüber hinaus der Versorgungsstand auch im Bereich der Psychotherapie für Kinder nicht ein solcher ist, dass man sagen kann, da braucht man jetzt nicht mehr weiterarbeiten, sondern man muss schon überlegen, dass unser Problem ist, dass wir in Wien leben und nicht im Vergleich.

 

Also, vergleichen Sie das mit anderen Bundesländern, dann werden Sie feststellen, dass wir hier in allen Bereichen noch etwas zu tun haben, so hier auch in Wien. Es ist uns durch den kinder- und jugendpsychiatrischen Liaisondienst gelungen, zwischen dem Psychosozialen Dienst und der MA 11, hier eine gute Entlastung zu erreichen. Vor allem geht es um die Richtschnur für die Patientinnen und Patienten, aber auch – und das ist ebenso wichtig – für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen der MA 11.

 

Was die Frage der Unterbringung von Jugendlichen in der Erwachsenenpsychiatrie betrifft, ist hier meine Position auch nicht neu, und auch bereits bekannt: Es ist nicht wünschenswert und ist schlecht, und es ist unbedingt darauf zu achten, dass das ältere Jugendliche sind, wir sehen aber jetzt schon auf Grund der Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Rosenhügel von eben bisher 17 auf 28 Betten mit dem 1. Mai des heurigen Jahres, dass die Zahlen im heurigen Jahr schon sehr deutlich unter denen noch des letzten Jahres sein werden, und da ich grundsätzlich immer nur das verspreche, was ich auch halten kann, gehe ich davon aus, dass wir mit der Errichtung der 3. Kinder- und Jugendpsychiatrischen Abteilung das nie wieder haben werden. Bis dahin kann es in Einzelfällen vorkommen, durch die Erweiterung von 17 auf 28 merken wir aber hier schon eine deutliche Entspannung auch dadurch, dass es jetzt eine sehr gute Kooperation zwischen der Klinik und der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Rosenhügel gibt, wo jetzt bis Ende Mai auch evaluiert wird. Es gibt die Vereinbarung mit der Wiener Rettung, dass immer jene Station angefahren wird, die schneller zu erreichen ist. Wie die Aufteilung ist, wird dann evaluiert.

 

Das heißt, es gibt hier auch keine Zuständigkeits- und Kompetenzstreitigkeiten mehr, die in der Vergangenheit, ich sage jetzt einmal, für die Betroffenen, vor allem für die Eltern, unerträglich waren. Also es hat hier sehr deutliche Verbesserungen im heurigen Jahr durch die Planung des letzten Jahres auf Basis des Berichtes 2004 gegeben.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke schön. Die 3. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Praniess-Kastner. Bitte schön.

 

GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der

 

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