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Gemeinderat, 29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 65 von 117

 

Ländern, dass man in massivem Ausmaß Polizei braucht, um diese Leute wegzutreiben - die auch ihr Recht haben, in der Öffentlichkeit nicht nur vorzukommen, sondern sich dort auch aufzuhalten und zu bewegen.

 

Dritter Punkt: Das Verkehrskonzept, das uns da vorgestellt worden ist oder werden hätte sollen, ist ein ganz eigenartiges. Schaut man sich an, was den Bürgern und Bürgerinnen in den einzelnen Bezirken präsentiert wird, so stellt man fest, dass den Leuten da versprochen wird, dass zum Beispiel die Ghegastraße oder die Landgutgasse verkehrsberuhigt wird. Sie wird aber nicht verkehrsberuhigt, wie man sieht, wenn man genau schaut, es ist auch keine Verkehrsberuhigungszone oder Fußgängerzone, sondern ganz im Gegenteil: Der Verkehr wird in den genannten Gassen im 10. Bezirk und auch im 3. Bezirk mindestens um 20 Prozent ansteigen! - Warum erzählt man also den Leuten so etwas?

 

Wie schaut das Verkehrskonzept aus? - Am Südgürtel wird der Verkehr massiv ansteigen. Wir erwarten uns aber von solch einem Projekt nicht eine Zunahme des motorisierten Individualverkehrs, sondern zumindest eine Stabilisierung, wenn nicht eine Abnahme. - Es braucht also ein ordentliches Verkehrskonzept, aber dieses gibt es nicht.

 

Letzter Punkt - noch einmal -: Fürchten Sie sich nicht vor der Bürgerbeteiligung, sie kann ein Projekt nur besser machen! - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Hora. Ich erteile es ihm.

 

GR Karlheinz Hora (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!

 

Ich bin ganz kurzfristig als der „Überraschungsgast" gekommen, weil ich versuchen werde, jetzt von dieser Stelle aus Kollegen Hoch etwas aufzuklären. Kollege Hoch sagt immer wieder, dass er dem Bahnhof positiv gegenübersteht – das hat es ja schon öfters gegeben -, aber es gibt kein Ja, sondern es heißt immer: Na ja, da hätte man ja, und da könnte man ein bisserl, und da sollte man ein bisserl!, und irgendetwas passt nicht.

 

Kollege Hoch! Was ich bei Ihnen nicht verstehe, das betrifft die Frage, die wir zwei schon einmal besprochen haben, nämlich: Welche Funktion hat ein Hauptbahnhof? - Ein Hauptbahnhof in dieser Art ist neu für Wien: Es gibt durchgängige Züge. Das hatten wir bisher nicht! Bisher war die Situation so, wenn ich in die Geschichte reingreifen würde: Sieben Endbahnhöfe in Wien, die mussten durch Straßenbahnverbindungen verbunden werden. - Da gab es in früherer Zeit sogar in der Nacht die Linie 12 und die Linie 14, die die Bahnhöfe verbunden haben; die gibt es jetzt nicht mehr. - Jetzt habe ich eine Stelle, das heißt, ich habe eine ganz andere Situation: Die Züge kommen aus vier Himmelsrichtungen. Da können die Passagiere dieser Züge sogar drinnen sitzen bleiben und weiterfahren. Sie werden es kaum glauben! - Das ist eine neue Situation, das ist eine ganz andere Situation.

 

Sie kommen mit Zahlen, die ganz einfach nicht stimmen. Ein Zug hat - wenn ich jetzt einen ICE-T, der nach Innsbruck fährt, als Beispiel nehme - eine Kapazität von 430 Personen; das ist relativ klein. Der alte ICE hat 680 Personen. Machen wir also eine Milchmädchenrechnung und sagen wir, ein Zug hat 1 000 Passagiere - wenn er ganz lang ist, hat er das. Das heißt, 4 000 Personen pro Richtung. Sie erzählen mir da etwas von 170 000 Personen, die dort aussteigen werden. - Das ist eine ganz andere Situation! Da wird es viele geben, die durchfahren!

 

Das Nächste: Sie kommen mir sicher jetzt als Nächstes damit, dass Sie sagen: Aber da sind ja die Schnellbahnen, die enden jetzt alle am Ostbahnhof, und dann kommen die Leute; und auch früher sind die Regionalzüge aus Wiener Neustadt alle dort stehen geblieben, die Leute sind ausgestiegen und sind ausgeschwärmt! - Ich hoffe, dass Sie schon mitbekommen haben, dass sich gerade von der Südstrecke her die Situation komplett geändert hat: dass die Züge derzeit über die Stammstrecke durchfahren - und das auch in Zukunft tun werden -, dass die Menschen, die aus dem Umland nach Wien kommen, nicht mehr alle beim Südbahnhof aussteigen müssen, sondern das Angebot der hochrangigen Verkehrsmittel, der U-Bahnen in Meidling, in Wien-Mitte, in Floridsdorf, am Praterstern et cetera annehmen können. Sie werden, wenn Sie sich das Konzept ganz genau angeschaut haben, beim Bahnhof auch gesehen haben, dass es da einen eigenen Schnellbahn-Bahnsteig für die zukünftigen Züge aus dem Osten und aus dem Norden von Wien gibt, die auch durchgebunden sind. Das sind auch keine Endbahnsteige! Das heißt, auch diese Züge werden nicht mehr am Ostbahnhof enden, sondern werden über diesen Bahnhof durchgebunden und können daher auch den Passagieren, unseren Pendlern, unseren Wienern die Möglichkeit geben, direkt zu ihrem nächsten hochrangigen Verkehrsmittel zu fahren.

 

Eines verstehe ich überhaupt nicht: In der Stadtentwicklungskommission ist lange Zeit diskutiert worden: Wie lang ist der Weg von der U1 herauf zum Bahnsteig? - Das wurde Ihnen beantwortet: 250 m. - Die Bahnsteiglänge ist 400 m. Das heißt also, der Weg von der U1 bis zum Bahnsteig herauf ist kürzer als der Weg, den einer vom Anfang bis zum Ende des Zuges gehen muss.

 

Ich glaube daher, dass die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln in diesem Gebiet gut ist und dass die U1-Anbindung mit dieser neuen Zugangsmöglichkeit, durch die Tatsache, dass dort die Schnellbahnen durchgebunden sind, hervorragend genutzt werden wird. Auch die Straßenbahnlinie D wird weiter dort andienen. Es wird aber auch die Möglichkeit geben, mehrere Buslinien, die schon vorhanden sind, zum Hauptbahnhof hinzulenken. In der letzten Stadtentwicklungskommission - da waren Sie, glaube ich, auch dabei - haben Sie wortwörtlich gehört: Die Buslinien werden alle auf der vorderen Seite beim Haupteingang angebunden werden, auch die Regionalbuslinien, solange das dort noch notwendig ist; in späterer Folge kann man ja sicher auch die Regionalbuslinien nach außen legen.

 

Daher verstehe ich also das ganze Jammern nicht. Ich vertrete den Standpunkt - wir haben schon öfter über diese Situation diskutiert -, dass der Hauptbahnhof Wien

 

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