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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 99

 

einzementierte, tot geborene Baby, das die Kunsthalle uns präsentiert hat, oder auch die türkischen Fahnen auf der Kunsthalle. Wenn wir also sehen, was die Mutter macht, dann können wir uns in etwa vorstellen, was in Zukunft über die Tochter passieren wird.

 

Wir lehnen jedenfalls mit voller Überzeugung diesen Akt ab. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Mag Ringler. Ich erteile es ihr.

 

GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Auch wir lehnen diesen Akt ab, aber aus anderen Gründen als die FPÖ. Im Gegenteil, wir finden das etwas despektierlich als rosa Wasserbecken bezeichnete Mahnmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus für ein sehr gelungenes Kunstwerk und warten schon seit vielen Monaten auf die Eröffnung. Wir freuen uns schon darauf, wir wollen gerne der Eröffnung beiwohnen und diesen wichtigen Schritt, den diese Stadt hier auch setzt, nämlich in der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus, auch gerne feiern. Insofern ist unsere Frage wohl eher die, wann es denn endlich so weit ist.

 

Unsere Ablehnung dieser Kunst im öffentlichen Raum GesmbH hat andere Gründe, und sie liegen wohl auch in erster Linie darin begründet, wie bei der Umwandlung vorgegangen wurde und wo diese GesmbH jetzt angesiedelt wurde. Diese Umwandlung geschah in einer ziemlichen Nacht-und-Nebel-Aktion, von der selbst die zuständigen Mitarbeiter nur aus den Medien erfahren haben - eine Vorgangsweise, die offensichtlich Schule macht in dieser Stadt, die wir aber für mehr als unhöflich halten. Auch wenn man mit Mitarbeitern unter Umständen nicht zufrieden ist oder wenn man Kritik an ihnen hat, so lehrt doch jedes Anfängerbuch im Management, dass man erstens mit ihnen reden sollte und zweitens einmal, auch wenn man sie dann tatsächlich nicht mehr beschäftigen will, es wohl der gute Ton gebietet, es ihnen mitzuteilen, bevor sie es in der Zeitung lesen müssen.

 

Wir halten also diese Vorgangsweise für mehr als problematisch und finden auch, dass die Ansiedelung dieser neuen GesmbH bei der Kunsthalle Wien durchaus Anlass zu einiger Sorge gibt. Warum, lassen Sie mich kurz präzisieren.

 

Wir schätzen die Kunsthalle Wien als Einrichtung; wir glauben, dass dort viel Wichtiges für die zeitgenössische Kunst geleistet wird. Wir glauben auch, dass der Leiter, Gerald Matt, hier Wichtiges beizutragen hat und beigetragen hat. Wir glauben aber auch, dass es gerade für eine Institution, die sich als Förderinstitution der Stadt Wien versteht, wichtig ist, in einer gewissen Äquidistanz zu anderen Institutionen, die in einem ähnlichen Feld agieren, auch zu aktiv zu sein. Denn wir wollen ja nicht mehr vom Gleichen, sondern wir wollen Vielfalt, wir wollen Unterschiedliches, wir wollen Neues.

 

So gesehen war die alte Konstruktion - auch wenn sie von uns durchaus auch kritisiert worden ist, weil sie ebenfalls ein paar kleine Fehler hatte - doch die wünschenswertere Variante. Denn jetzt ist diese GesmbH angesiedelt direkt im Einflussbereich des Chefs der Kunsthalle Wien, Gerald Matt, die kaufmännische Leiterin Bettina Leidl ist ebenfalls dort vertreten, und damit, so befürchten wir, wird die Unabhängigkeit dieser eigentlich als Förderinstitution konzipierten GesmbH sehr grundsätzlich in Frage gestellt.

 

Denn die Kunsthalle Wien macht ja auch selbst schon seit vielen Jahren Aktionen im öffentlichen Raum, durchaus erfolgreich und auch interessant und spannend, wie wir alle immer wieder auch selbst sehen können. Aber wir glauben, dass es wichtig ist, diese unterschiedlichen Herangehensweisen auch voneinander zu trennen und sicherzustellen, dass hier unabhängig entschieden werden kann von einer starken Jury mit einem interessanten, internationalen Background und dass wir nicht in eine Falle geraten, in der dann quasi, sagen wir, gewissermaßen sehr verführerisch für die Kunsthalle deren Interessen und deren Projekte über diesen Fonds gefördert werden, statt eine Bandbreite an Vielfalt in dieser Stadt zu ermöglichen.

 

Wir glauben also, dass nicht nur die Vorgehensweise eine höchst unhöfliche war, die auch einer Sozialdemokratischen Partei wahrhaftig nicht würdig ist, sondern wir glauben auch, dass die neue Konstruktion eine problematische ist. Wir lassen uns gerne eines Besseren belehren, weil wir ja grundsätzlich diese Initiative für sehr gut, sehr wichtig und sehr richtig halten, und hoffen sehr, dass die Jury ihre Unabhängigkeit gegenüber der Kunsthalle beweisen wird und dass es nicht zu einem Selbstbedienungsladen für Gerald Matt wird.

 

Noch haben wir keinen Anhaltspunkt, dass unsere Befürchtungen wahr werden, und wir hoffen, es bleibt auch so. In jedem Fall wünschen wir uns von der MA 7 und vom Stadtrat, dass sie Sorge tragen, dass das nicht passiert. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Wolf. Ich erteile es ihm.

 

GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrte Damen und Herren!

 

Wir sind für Kunst im öffentlichen Raum und sind auch dafür, dass diese finanziert wird. Man kann dem Satz der Kuratorin Ricky Renier durchaus zustimmen: Es gilt, für den Bereich Kunst im öffentlichen Raum Plätze in der Stadt aufzuspüren und sie mit Kunst aufzuladen.

 

Selbst über den Kunstplatz Karlsplatz kann man diskutieren, wiewohl das nie ein Platz sein, sondern immer eine Gegend bleiben wird, wie es Otto Wagner vor vielen Jahren formuliert hat. Wenn man sich den so genannten Kunstplatz ... (GR Ernst Woller: Er kennt den heutigen nicht! Er kennt den Platz heute nicht!) Na ja, ich will gerade ausführen, dass sich offenbar nichts geändert hat. Und wenn man sich die sozusagen durch Verkehrsadern zerschnittene Gegend anschaut, dann ist sie für einen Kunstplatz möglicherweise nicht geeignet. Aber ich sage nicht, dass das nicht durchaus ein Versuch sein kann, hier die Stadt - und ich greife das auf, was die

 

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