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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 80 von 140

 

brauchen wir als Basis, um zu einer guten neuen Mittelschule, zu einer Schule der Vielfalt, zu kommen. Ich weiß nicht, wo da das wahnsinnige Schreckgespenst ist! (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Der Achtundsechzigertraum? – Das kann kein Traum von mir sein, denn ich bin 1972 geboren! Trotzdem finde ich diese Idee hervorragend! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Das, was wir uns unter einer gemeinsamen Schule der Vielfalt vorstellen, ist ein schöner Ort für Kinder und Jugendliche, wo sie individuell unterstützt und gefördert, aber natürlich auch gefordert werden. Daher verstehe ich nicht, wo diese interpretierte Leistungsfeindlichkeit bei SPÖ herkommt! Ich weiß es nicht, aber Sie werden es schon wissen! Wir wollen, dass die Schule ein Ort der Freundschaft und der Freude ist, wo man voneinander und miteinander lernt. Die Kinder sollen von den Lehrern lernen, die Lehrer und Lehrerinnen aber auch von den Kindern und Jugendlichen. Das gehört auch dazu. Es sind nämlich nicht immer die Erwachsenen die Gescheiteren, das muss man auch einmal ganz laut hier sagen, und ich bin froh, dass wir das hier in dieser Stadt so sehen, dass man Jugendliche ernst nimmt und auf gleicher Augenhöhe sieht und respektiert. – Das ist die Schule, die wir uns vorstellen, und ich hoffe, dass wir gemeinsam dahin kommen!

 

Natürlich sind alle ganz herzlich eingeladen, das gemeinsam mit uns zu machen. Uns geht es um eine gemeinsame Schule für alle Wiener Kinder, aber auch um eine gemeinsame Schule für alle Kinder in ganz Österreich. Das ist auch ganz wichtig. Die gemeinsame Schule, die wir wollen, betrifft nicht nur Wien, sondern ganz Österreich. Das soll ein Fortschritt für ganz Österreich sein! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Das große Schulpaket wurde auch schon mehrfach erwähnt. Und auch von der Knebelung und Geißelung der Bezirke war die Rede. – Lieber Dr Aigner! Wir kommen aus demselben Bezirk, und ich erinnere mich nicht daran, dass dort eine Schule eingestürzt oder einem Kind irgendetwas auf den Kopf gefallen wäre! Ich weiß nicht, welche Schule du dir angeschaut hast, wo so etwas passiert wäre!

 

Es ist dies ein großes Schulpaket. Es wird viel investiert, und die Schulerhaltung ist in der Dezentralisierung enthalten. Die Bezirke haben sich gut darum gekümmert, manche besser, manche weniger gut. Jetzt werden wir das gemeinsam bestreiten. Ich glaube, ein Investitionspaket von 600 Millionen EUR für die Sanierung, damit die Schulen von außen und die Klassen so schön sind, wie die Pädagogik hochwertig ist, können und wollen wir uns auf jeden Fall gemeinsam leisten! (Beifall bei der SPÖ.)

 

2006 war das Jahr der Gewaltprävention in den Wiener Schulen. Es wurde unglaublich viel geleistet. Es gibt stoßweise Projekte, Ideen und interessante Geschichten, die sich in den Schulen ereignet haben. All das ist gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern vonstatten gegangen, und ich kann es nicht oft genug sagen: Wenn man es nicht gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen macht, dann braucht man es gar nicht zu machen! Das ist unser Leitmotiv, das wir unterstützen: Projekte gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen ausarbeiten und umsetzen. Ich nenne jetzt als Beispiel die Pear-Mediations-Projekte, welche die Jugendlichen selbst gemacht haben. Zig Jugendliche haben daran mitgearbeitet: Sie haben gelernt, selbst Konflikte zu schlichten, sich einzubringen, die Sache auszudiskutieren und zu kalmieren und auf jeden Fall selbst Verantwortung zu ergreifen. – Ich meine, es ist ganz wichtig, dass die Jugendlichen das lernen! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Es geht also um eine gemeinsame neue Mittelschule der Vielfalt für alle Kinder und Jugendlichen, und das in ganz Österreich.

 

Ganz kurz noch zu den Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Rahmenbedingungen in Wien betreffend die Schulen: Es wäre natürlich angebracht, dass man diesbezüglich wirklich eine inhaltliche Debatte führt. Aber ich sehe schon, dass dafür hier nicht wirklich der richtige Ort ist.

 

Grundsätzlich wissen Sie, glaube ich, genau so gut wie ich, dass wir das Modell der PsychogogInnen und BegleitlehrerInnen an unseren Wiener Schulen haben. Dieses ist seit 30 Jahren gut erprobt, und man könnte wirklich fachlich-pädagogisch darüber diskutieren: Was ist das Modell? Sind es LehrerInnen, die auch sozialarbeiterisch an den Schulen arbeiten oder ist es Schulsozialarbeit? Ich stelle das jetzt aber zurück und sage nur: Es geschieht auch jetzt schon viel. Bei dieser Panikmache und diesem Schlechtreden, wie Sie es die ganze Zeit betreiben, kann man aber gar nicht mehr fachlich reden, weil angeblich alles so furchtbar und ein Wahnsinn ist. – Ich sage jetzt nur: Wir haben dieses Modell, und es ist nicht das schlechteste. Über andere fachliche Ansichten kann man aber selbstverständlich diskutieren.

 

Zur Jugendarbeit komme ich natürlich gerne, und es ist bekannt, warum: Ich komme aus der Jugendarbeit. Und ich sage jetzt, auch wenn Sie es nicht gerne hören und es dann als Schönfärberei bezeichnen: Das Modell der außerschulischen Jugendarbeit ist eines der besten in Europa. Das ist unbestritten. Hören Sie sich um! Reisen Sie herum! Lesen Sie diesbezügliche Studien! Informieren Sie sich!

 

Jedenfalls ist unser Modell hervorragend, und zwar unter anderem auch deswegen, weil es ein dichtes Netz ist, das es in allen Bezirken oder fast allen Bezirken Wiens gibt, weil es eine Ergänzung der Schule darstellt und weil man insbesondere auch dort auf die Selbstverantwortung der Jugendlichen setzt und ressourcenorientiert arbeitet. Man sagt dort nicht zu den Jugendlichen: Du kannst dies nicht, und du kannst jenes nicht! – Man macht sie nicht schlecht, und das ist das Besondere hier in Wien: Wir begegnen Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe, wir stärken sie, wir nehmen sie ernst, wir respektieren sie und arbeiten mit ihnen zusammen. Das ist der Clou! Darum muss es gehen! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.)

 

Wenn ich jetzt eine Lehrerin wäre, wie Sie es sich wünschen, dann würde ich Ihnen jetzt sagen: Stellen Sie sich ins Winkerl und schreiben Sie 50 Mal: Ich darf nicht

 

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