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Gemeinderat, 7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 52

 

den Boden und die Schutzwirkung des Waldes aufgrund der naturnahen Bewirtschaftung ist auch ein sehr, sehr wesentlicher Faktor.

 

Für diese Quellschutzmaßnahmen geben wir jedes Jahr 15 bis 18 Millionen EUR aus und das sind Maßnahmen, die sich unmittelbar auf den Schutz des Bodens, der Quellen und vor allem zur Verhinderung der Quelltrübung beziehen. Über die Jahrzehnte wurde auch die Strategie des Flächenankaufs im Sinne des Quellschutzes verfolgt. Ich glaube, dass das auch ein sehr, sehr wichtiger Punkt ist, dass die Stadt Wien sich wirklich sehr, sehr intensiv bemüht hat, sich dort Flächen zu sichern. 2003 haben wir 4,5 ha im Quellschutzgebiet in Neuberg an der Mürz und 11,4 ha in Reichenau gekauft. Im Jahr 2004, die bisher wirklich größten Ankäufe, größten Brocken der letzten Zeit, 183 ha im Gußwerk und 120 ha in Payerbach-Reichenau. Wir führen selbstverständlich auch weiter Verhandlungen bezüglich der Flächen.

 

Was bedeutet nun die naturnahe Waldwirtschaft? Das ist mit Sicherheit einmal ein aktiver Waldbau, das heißt, unser Ziel ist es, Schutz der Quellen durch strukturreiche gemischte und gesunde Wälder. Es ist sehr wichtig, dass die Altersstruktur nicht einheitlich ist. Kahlschläge sind selbstverständlich für eine solche Bewirtschaftungsweise ungeeignet. Daher gibt es auf Wiens Flächen ein Kahlschlagverbot. Wir versuchen, durch die Entnahme von Einzelbäumen und Baumgruppen strukturierte Wälder zu schaffen, die sehr, sehr wichtig für die Qualität unseres Wassers sind, wie ich vorhin schon ausgeführt habe.

 

Jungwaldpflege, Durchforstungen, die Pflege der Kronen, aber natürlich auch Waldverjüngung werden groß geschrieben. Ich glaube, wir können sehr, sehr stolz sein zu sagen, dass das Wiener Forstamt eigentlich wirklich zu 100 Prozent auf Naturverjüngung setzt im Gegensatz zu vielen anderen. Es gibt ein Chemikalienverbot und ein Verbot für Kunstdünger. Nachhaltigkeit ist die oberste Prämisse. Ich glaube auch, dass das etwas ist, auf das wir wirklich sehr, sehr stolz sein können, dass wir in den Quellschutzwäldern jetzt nicht wirtschaftliche Aspekte voranstellen müssen und dass hier nicht die Gewinnmaximierung die oberste Maxime ist, sondern ganz im Gegenteil.

 

Ganz im Gegenteil: Unsere oberste Priorität in den Quellschutzwäldern ist die Erhaltung der guten Qualität unseres Trinkwassers. Dafür brauchen wir selbstverständlich auch gut ausgebildetes Personal und eigene Facharbeitskräfte. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Fremdfirmen oft nicht das entsprechende Wissen und auch die Ortskenntnis haben, und deswegen ist es uns sehr wichtig, dass wir uns stark auf eigene Mannschaften und Frauschaften verlassen können. Wir brauchen eine gute Datengrundlage und angepasste Wildbestände.

 

Betreffend die Zukunft kann ich sagen, dass wir an dieser Wirtschaftsweise auf jeden Fall festhalten werden, weil wir damit, wie ich glaube, in den letzten Jahrzehnten sehr, sehr gut gefahren sind. Wir werden von vielen anderen Millionenstädten um unsere gute Wasserqualität und um die gute Versorgungslage für die Stadt Wien wirklich beneidet.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Frau Stadträtin.

 

Die 1. Zusatzfrage kommt von Frau GRin Matiasek.

 

GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Die Bewirtschaftung der Quellschutzwälder ist, wie Sie selbst ausgeführt haben, natürlich untrennbar mit unserem guten und von uns allen sehr geschätzten Wiener Hochquellwasser verbunden. Wir haben davon, Gott sei Dank, sehr viel, was vielleicht jetzt in einer Zeit, in der Hochwasser droht, für manche nicht so angenehm klingt. Trotzdem: Wir haben erfreulicherweise so viel Wasser, dass wir es auch dort verwenden, wo man eigentlich Nutz- und Brauchwasser einsetzen könnte; ich denke jetzt etwa an die Straßenreinigung bis hin zu den Klospülungen.

 

Dennoch wird die Bevölkerung über der Donau – das war oft auch schon Thema in den letzten Sitzungen des Umweltausschusses, wenn es um den Hochwasserschutz ging – mit Trinkwasser per Brunnen beziehungsweise Brunnenfiltrat versorgt. Daher meine Frage: Ist nicht zu überlegen, doch endlich auf Grund unserer hervorragenden mengenmäßigen Versorgungslage an Hochquellwasser auch für die Wiener Bevölkerung jenseits der Donau, die ja dasselbe für ihr Wasser zahlt, entsprechende Leitungen zu bauen, um sie flächendeckend mit Hochquellwasser zu versorgen?

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!

 

Dieses Vorurteil höre ich oft, wenn ich im 21. und 22. Bezirk unterwegs bin. Aber ich kann Sie beruhigen! Ganz Wien wird mit Hochquellwasser versorgt, auch der 21. und 22. Bezirk! Schauen Sie sich die Statistik der Wasserwerke an, die jedes Jahr herausgebracht wird: Etwa 4 bis 5 Prozent des Wasseraufkommens kommen nicht aus den Hochquellwasserleitungen. Das variiert pro Jahr ein wenig: 2003, als es sehr heiß war, ist die Menge ein bisschen anders gewesen als 2004, als wir sehr starke Regenfälle hatten. Ich glaube aber, dass es auch für Sie einsichtig ist, dass das viel weniger ist, als der 21. und 22. Bezirk gemeinsam verbrauchen. Diese 4 bis 5 Prozent werden außerdem nicht nur in diesen beiden Bezirken, sondern auch überall sonst in Wien verwendet.

 

Ich kann Ihnen das Buch gerne einmal zukommen lassen; die Wasserwerke geben es jedes Jahr heraus. Dort finden Sie eine Erklärung, warum wir beim Hochwasserschutz so darauf dringen, dass diese Brunnen in der Lobau erhalten bleiben: Wir brauchen nämlich in Notfällen eine Versorgung für die Stadt, einen Plan B.

 

Wir ziehen dafür immer wieder gerne den Reaktorunfall in Tschernobyl als Beispiel heran: Damals konnten wir auf Grund des nuklearen und strahlenverseuchten Regens, der abgegangen ist, das Wasser aus den Oberflächenquellen der Hochquellwasserleitungen nicht verwenden und mussten Wien über die

 

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