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Gemeinderat, 7. Sitzung vom 31.03.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 10 von 52

 

ihre Zuwendungen um ein Erhebliches reduziert und das, wohlgemerkt, ohne es vorher anzukündigen oder auch nur das Gespräch zu suchen. So kam es, dass die Finanzierungen, die bis zum Jahr 2000 mit jeweils in etwa 5,3 Millionen EUR Bund, 5,3 Millionen EUR Stadt anzusetzen waren, ab dem Jahr 2000 so ausgesehen haben, dass die Stadt ihren Beitrag auf etwa 5,7 Millionen EUR erhöht hat und der Bund seinen Beitrag auf 4,6 Millionen EUR reduziert hat. Dieses Minus von knapp 700 000 EUR, damals 10 Millionen ATS, schlägt sich natürlich zu Buche. Und wenn das Jahr für Jahr stattfindet, dann kann man sich vorstellen, dass das Volkstheater auf Dauer natürlich untersubventioniert ist. Das ist das eine.

 

Das Zweite ist, dass das Volkstheater jedenfalls noch vor meiner Zeit als amtsführender Stadtrat in eine Stiftung umgewandelt wurde. Damals gab es diesbezüglich auch die Zustimmung des zuständigen amtsführenden Stadtrates für Kultur Dr Peter Marboe, wie erinnerlich, von der ÖVP. Es wurde eine Stiftung eingerichtet, die klaglos funktioniert hat. Jedenfalls habe ich bisher keine anderen Rückmeldungen erhalten. In dieser Stiftung sind selbstverständlich auch Vertreterinnen und Vertreter des Bundes drinnen. Also auch das stimmt nicht, was der Staatssekretär in einem Zeitungsinterview sagt. Es gibt eine persönliche Vertreterin beispielsweise im Stiftungsbeirat. Und die Herren Taus und Hochleitner sind ja auch nicht gerade Unbekannte, weder im Wirtschaftsleben noch sind sie unbedingt der SPÖ zuzurechnen, um das einmal so zu sagen, was bei einem ehemaligen ÖVP-Parteiobmann überhaupt ja auch ein bisserl komisch wäre.

 

Darüber hinaus muss auch auf eines hingewiesen werden: Der Herr Staatssekretär hat selbstverständlich größten Wert darauf gelegt, bei den wichtigen Entscheidungen, also zum Beispiel bei den Personalentscheidungen über die künstlerische Leitung, insbesondere über die Bestellung des Herrn Schottenberg, gleichberechtigt beteiligt zu sein. Das haben wir selbstverständlich auch so gemacht. Ich halte es daher für, gelinde gesagt, inkonsequent, zuerst bei allen Entscheidungen mit dabei zu sein, auch bei den Organentscheidungen mit dabei zu sein, selbstverständlich Vertreter des Bundes in den Gremien zu haben, und dann zu sagen: Wir haben damit nichts zu tun und im Übrigen zahlen wir nur ein Drittel. Also es ist leider symptomatisch, es ist nicht ein Einzelfall oder der einzige Fall, wie hier vorgegangen wird. Aber ich halte es für symptomatisch, wie hier bei den Kultureinrichtungen in der Bundeshauptstadt von Seiten des Bundes vorgegangen wird.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Stadtrat.

 

Die 3. Zusatzfrage, Herr Mag Stefan.

 

GR Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Das Volkstheater hat uns ja schon mehrfach beschäftigt. In erster Linie ist es immer wieder darum gegangen, dass Michael Schottenberg hauptsächlich die Provokation liebt, den roten Stern aufs Volkstheater setzt, den Sie als 5 V bezeichnen - aber da könnte man ja philosophieren, wie sich andere Symbole vielleicht zusammen setzen -, und sich nicht an Gesetze halten will, den Denkmalschutz nicht beachtet und so weiter. Jetzt stellt sich offensichtlich ein künstlerisches Debakel ein. Wenn die Besucherzahlen so dermaßen zurück gehen, ein wirtschaftliches noch zusätzlich.

 

Meine Frage: Bereuen Sie es mittlerweile, Schottenberg zum Direktor gemacht zu haben?

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich kann das sehr leicht beantworten: Nein. Das ist auch der Inhalt meiner Antwort. Ich sage Ihnen nur darüber hinaus: Selbstverständlich wäre ich als Kulturstadtrat schlecht beraten, wenn ich mich jeweils nach kürzestfristigen Stimmungen richten würde. Michael Schottenberg ist ein ausgewiesener Theatermann und hat in dieser Stadt seit langem wirklich hervorragendes Theater gemacht. Es haben alle, ich glaube auch Sie, am Beginn, als Michael Schottenberg Direktor wurde, dem mehr oder weniger freudig zugestimmt. Es gab jedenfalls keine Kritik daran. Michael Schottenberg hat einen eigenen Kurs, eine eigene Linie in das Theater gebracht. Dass Ihnen die vielleicht nicht so zusteht und dass Sie die nicht so freudig annehmen, ist Ihnen unbenommen. Wir, glaube ich, stimmen aber darüber überein, dass es nicht darum geht, dass man Theater macht, das einer politischen Gruppierung passt oder nicht. Er hat einen gewissen Kurs eingeschlagen und fährt mit einigen Produktionen hervorragend, mit anderen weniger gut. Also Sie können von mir sicher erwarten, dass ich einen von mir mitausgewählten Direktor jedenfalls so lange unterstütze, als das künstlerisch auch angebracht ist. Ich wäre schlecht beraten, und es gab ja schon einmal ein Beispiel, das nicht ich zu verantworten hatte, dass man einen Direktor nach wenigen Monaten in die Wüste geschickt hat. Diesem Beispiel wollen wir sicher nicht nachfolgen, nein.

 

Ich halte die künstlerische Linie, die Direktor Schottenberg eingeschlagen hat, für gut, für interessant. Man braucht, wie wir alle wissen, gerade nach einem ersten Jahr in einem Theater-neu - und die Beispiele sind zahlreich vom Burgtheater über die Josefstadt, über viele andere Theater in dieser Stadt - den langen Atem. Und den ihm zu geben, bin ich sicher hier und werde das auch unterstützen.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke!

 

Nächste Zusatzfrage, Frau GRin Mag Ringler, bitte.

 

GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat, im Vorfeld der Bestellung oder rund um die Bestellung des Herrn Schottenberg war es ja so, dass Sie damals dem Herrn Schottenberg quasi als Einstandsgeschenk eine nicht ganz unbeträchtliche Summe von 700 000 EUR zur Renovierung des Foyers und zur Instandsetzung des Hundsturms als weitere Spielstätte mit auf den Weg gegeben haben.

 

Jetzt entnehme ich diesen durchaus besorgniserregenden Presseberichterstattungen, die wir allenthalben zum Thema Volkstheater lesen können, dass der Herr Schottenberg als erste Maßnahme seiner Kürzungen, die notwendig sind, weil er nun diese Schulden hat, den

 

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