Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 80
die Sie in Wirklichkeit als Stadtregierung gar nicht
verdienen würden, aber die Menschen dieser Stadt verdienen es, und die brauchen
nicht die politische Auseinandersetzung, die Sie da immer haben wollen, sondern
die brauchen die Förderungen des Bundes. Und dafür sind wir da und leider nicht
Sie. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Bereich Verkehr war Ihnen in der letzten
Regierungserklärung nämlich eine ganze Seite wert. Das ist das, was dem
Bürgermeister an Erklärungen zum ganzen Bereich Verkehr eingefallen ist. (Der Redner hält ein Blatt Papier in die
Höhe.) Es gibt kein Regierungsprogramm mehr zum Bereich Verkehr, wie es
auch für andere Kapitel kein Regierungsprogramm gibt. Sie haben es sich sehr
einfach gemacht. Sie sagen einfach, Sie machen alles so wie in den vergangenen
Jahren, und haben dabei vergessen, welche Ziele sie sich selbst gesetzt haben.
Sie haben sich das Ziel gesetzt, dass die U-Bahn schneller
ausgebaut werden soll. Was ist die Tatsache? Wir müssen heute daran zweifeln,
dass die U-Bahn rechtzeitig bis zur EM 2008 ausgebaut werden wird, nämlich die
U2.
Sie haben sich vorgenommen, dass Sie nicht nur die
U-Bahnen schneller ausbauen, sondern dass Sie auch die S-Bahnen stärker
ausbauen, dass Sie die Straßenbahnen stärker ausbauen. Was ist die Tatsache?
Wir haben in der vergangenen Periode eineinhalb Jahre darauf gewartet, dass Sie
einen Verkehrsdienstevertrag mit dem Bund abschließen, und ich möchte Sie jetzt
bereits daran erinnern: Vergessen Sie nicht, der nächste ist bald wieder
abzuschließen. Denken Sie daran, dass Sie in die nächsten Verhandlungen gehen
und dass Sie enorm und gut und viel für die Wiener Infrastruktur investieren
und nicht nur einen Satz sagen: Der Bund soll alles zahlen, Sie sind nicht
dafür verantwortlich.
Nein, Wien ist dafür verantwortlich zu geteilten
Händen, und es ist schön, wenn der Bund im Bereich der Straße im Jahr 2005
sogar 75 Prozent und nicht nur 50 Prozent investiert hat. Aber
vergessen Sie nicht, auch Ihren Beitrag zu leisten. Es ist notwendig für die
Infrastruktur dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Sie haben in der letzten
Periode bereits erklärt und haben es sich diesmal wieder zum Ziel gesetzt, Wien
zur Stadt der kurzen Wege zu machen. Doch die letzte Periode und die Anklänge
hier zeigen uns eher, dass Sie nicht eine Stadt der kurzen Wege machen, sondern
dass Sie mit den Plänen, die Sie ausgearbeitet haben, und dem, was Sie in der
Praxis bewirkt haben, Wien zur Stadt der unendlichen Studien und langer
Stauzeiten gemacht haben. Das ist nicht das, was sich die Wienerinnen und
Wiener wünschen.
Meine Damen und Herren! Eine Seite haben Sie für den
Verkehr in Wien übrig, wovon die Hälfte ungefähr Lob ist, das an die eigene
Adresse gerichtet ist, während fast die ganze andere Hälfte einfach eine
Fortführung alter Projekte zum Ausdruck bringt. Konkrete Projekte lassen sich
bis auf ein paar U-Bahn-Verlängerungen, nämlich die U2-Verlängerung Richtung
Norden bis zum Flugfeld Aspern, die U1-Verlängerung nach Rothneusiedl und die
U2-Verlängerung zum Karlsplatz, nicht ausfindig machen.
Insbesondere vermisse ich hier Ausführungen zur
Verdichtung des Straßenbahnnetzes, insbesondere vermisse ich Verdichtungen im
Intervallnetz, nicht nur bei den Straßenbahnen, sondern auch bei den Autobussen
der Stadt Wien, ebenso vermisse ich Ausbauten im Bereich der U-Bahn, nämlich in
der Intervallverdichtung, und vor allem vermisse ich den Vorschlag der Wiener
ÖVP, der Ihnen wirklich die Chance gäbe, den Modal-Split zu erreichen, den Sie
sich seit zehn Jahren vornehmen, den Modal-Split zu einer Verbesserung des
Verhältnisses motorisierter Individualverkehr zum öffentlichen Verkehr so zu
verbessern. Das erreichen Sie nämlich nur, wen Sie eine Intervallverdichtung
machen, wie wir es vorgeschlagen haben. Zwei Minuten für die U-Bahnen, drei
Minuten für die Straßenbahnen und vier Minuten für die Autobusse im dichten
Früh- und Abendverkehr – das muss das Ziel sein für die Stadt Wien, dann
schaffen Sie es auch, zu den entsprechenden Umsteigerelationen zu kommen und
gleichzeitig die Bevölkerung dazu zu bringen, dass der Umstieg auch vollzogen
wird.
Meine Damen und Herren! Der öffentliche Personen- und
Nahverkehr in Wien muss verbessert werden, und Sie müssen seitens der Stadt
auch in die Verhandlungen einsteigen. Es ist Ihre Aufgabe – und ich erwarte mir
das auch von Ihnen –, dass Sie in die Verhandlungen des Bundes für ein neues
ÖPNV-Gesetz im Jänner auch wirklich einsteigen und dass Sie sich nicht nur hier
herausstellen und kritisieren, wie die Verhandlungen sind oder dass sie nicht
geführt werden. Es liegt an Ihnen, diese Verhandlungen aufzunehmen, so wie es
an Ihnen liegt, auch die Verhandlungen für die Finanzierung der U-Bahnen
aufzunehmen. Sie müssen in das Finanzministerium marschieren, Sie müssen zum
Finanzminister gehen und ihm sagen, was Sie noch ganz konkret brauchen. Der
Bund hat Ihnen zugesichert, jedes Jahr 109 Millionen EUR für die
U-Bahn zu finanzieren. Es liegt an Ihnen, sie abzurufen. Mit Nichtstun wird es
nicht besser. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Ich habe einen
Forderungskatalog dessen, was ich mir für den Voranschlag 2006 eigentlich
erwarten würde, so wie ich es mir vorstellen könnte, dass man in einer
Regierungserklärung auch darauf einginge, was man alles im Jahr 2006 macht. Ich
glaube, es wäre notwendig, hier den Schritt zu setzen, einmal ein bisschen aufs
Gas zu steigen, auch wenn Sie auf Tempo 50 reduzieren, aber bei Ihrem
Reformtempo sollten Sie mehr Gas geben. (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist eine Verbesserung der Sicherheitssituation bei
den Wiener Linien erforderlich, insbesondere auf den U-Bahn-Linien, es gehören
die Intervalle verdichtet, es gehört die U-Bahn nach Auhof und nach
Rothneusiedl verlängert, es bedarf einer Verbesserung der Erschließung der
Stadtteile jenseits der Donau, der Stadtrandgebiete, es gehören die großen
Bahnhofsprojekte auf Schiene gebracht.
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