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Gemeinderat, 42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 72 von 76

 

Kollege Kenesei, dasselbe Lied ist mir auch eingefallen. Ich hoffe, dass mir bis zum Schluss noch ein anderes einfällt, aber es gibt so viele gute, es wird schon etwas kommen. (GRin Mag Sonja Wehsely: Sicher!) Sonja, du kommst nach mir dran. Ich werde frohen Mutes darauf warten, dir das letzte Wort zu lassen. Ich lasse es meiner Frau immer, warum soll ich es nicht auch dir lassen? Ich halte das so. (GRin Mag Sonja Wehsely: Welche Ehre!)

 

Frau Vizebürgermeister! Kein Mensch will den Prater schlecht reden. Aber wollte man dieses Konzept - nicht den Prater, sondern dieses Konzept - in einem Satz zusammenfassen, dann müsste man an Gütinand den Fertigen, also Kaiser Ferdinand den Gütigen im Jahr 1848, anschließen. Einer seiner drei Sätze lautete: Na, das hätte ich auch zusammengebracht. (Der Redner hält eine Broschüre in die Höhe.) Das hätten nämlich wir auch zusammengebracht!

 

So ein Konzept des Zusammenschreibens, wie es Kollege Kenesei dargestellt hat, um 1,5 Millionen EUR, dazu muss man Herrn Mongon - ohne seine Arbeit abwerten zu wollen - gratulieren! Der hat die Stadt Wien so etwas von über den Tisch gezogen, das ist eigentlich super. Er hat nicht nur den "Parc Asterix" genial gemacht - ich hoffe nur, dass Ihnen, Frau Vizebürgermeister, im Sinne von, er ist leider schon weg, nicht “beim Teutates, irgendwann der Himmel auf den Kopf fallen möge!“ -, nein, er hat auch noch die ganze Marie eingestreift, ohne sich wirklich anzustrengen.

 

Man müsste sich auch wirklich nicht anstrengen, man hätte es anders machen können. Man hätte ein paar Kollegen heranziehen können, es sind ja ein paar launige im Saal: Den Kollegen Kenesei, die Frau Cordon, auch den Kollegen Neuhuber - ich habe bis vor kurzem geglaubt, er ist nicht lustig, aber heute weiß ich, dass er auch Witz hat -, den Kollegen Wagner, den Kollegen Madejski und auch die Sonja Wehsely, wenn sie will. Wir hätten uns an einem Nachmittag zusammengesetzt, entweder in der "Wieselburger Bierinsel" oder bei "Kolarik & Buben", wo auch immer, zwei, drei Getränke zu uns genommen - es hätte jeder entscheiden können, was er trinkt, wir zwingen ja keinen zu Alkohol -, und viel weniger wäre uns auch nicht eingefallen. Es hätte nur keine 1,5 Millionen EUR gekostet, die hätten wir an dem Nachmittag nicht verbraten. Aber er hat es zusammengebracht: 1,5 Millionen EUR zum Fenster hinaus!

 

So eine echte Hetz, wie sie ja im Prater sein soll, kommt vielleicht heute in der Diskussion auf, aber beim Konzept kommt diese echte Hetz nicht auf. Da freut sich niemand, da wird keiner richtig froh. Wie sollte denn der Prater sein? Eine Hetz sollte er sein, aber kosten darf er nichts, wenn es nach der Stadtregierung geht. Es steht zwar im Konzept drin: 20 Millionen EUR jedes Jahr in den nächsten acht Jahren - aber keiner weiß, woher das Geld kommen soll, keiner weiß, woher die Marie kommen soll.

 

Das ist auch die Kritik der Praterunternehmer. Sie sagen nämlich: Das alles wissen wir eh, das wissen wir selber besser, aber was ist mit der Marie? Wo ist der Flieder, würden sie im Prater sagen? Wo ist der Flieder, den die Stadt Wien dafür hergibt? - Sie gibt keinen Flieder her, das ist ja das Problem. In dem ganzen Konzept Allgemeinplätze: PPP - na super, das freut die Praterunternehmer irrsinnig! Die meisten wissen: Schön, es steht irgendwo, aber wo kommt der Flieder her? Es kommt kein Flieder, und das ist das Problem! Sie werden dort auch selbst nicht mehr viel investieren, und bei den Pachtverträgen, die sich in der Zukunft für sie auftun, wird die Leidenschaft, selbst zu investieren, gering sein.

 

Dieses Konzept - Kollege Neuhuber hat es gesagt - heißt "Prater-Renaissance", anknüpfend an die große Geschichte und Tradition. Na, ich freue mich bei der Tradition! Da werden sie dann viele Broschüren machen, alle mit Bildern von meinem Urgroßvater, weil er damals im Prater fotografiert hat - das freut mich, da kommt auch bei mir ein bisschen in die Kassa zurück, herzlichen Dank!

 

Aber schauen wir uns die Geschichte des Praters ein wenig an, um nachzuvollziehen, was die Leute früher erheitert hat, wo die Hetz war und wo sie heute sein soll. Wenn man auf den Seiten der Praterunternehmer nachschaut - und dafür brauchen sie keinen Mongon, das wissen sie selbst -, dann waren es die Schausteller und der Zirkus. Das wird Ihnen nichts sagen, weil da nicht jeder so daheim ist, aber das sind Leute wie diese - ich habe mir das angeschaut, ich habe es auch schon vergessen gehabt -: Die dicke Prater-Mitzi hat die Leute erheitert. Und in dem Konzept? Ich weiß nicht, vielleicht gibt es heute niemanden, der die Leute so erheitert - das war ja auch nicht lustig -, aber anknüpfend daran: Wo ist die dicke Prater-Mitzi? Worüber sollen wir lachen? Das alles wird es nicht geben.

 

Der Rumpfmensch Kobelkoff hat die Leute erheitert, oder das gespenstische Zaubertheater von Kratky Baschik. Ich weiß das, weil mein Urgroßvater in einem ähnlichen Theater gesessen ist: In einem Holzkistl, da war ein Vorhang, da hat man die Hand hineingehalten, und dann hat er einem daraus die Wahrheit gelesen. Ich glaube, Mongon hat das mit dem Konzept auch so gemacht. Er muss meinen Urgroßvater ausgegraben und ihn gefragt haben: Lies mir aus der Hand, sag mir die Zukunft des Praters voraus, vielleicht fällt dir irgendetwas ein, mir ist derweil noch nichts eingefallen.

 

Da gäbe es noch anderes aus der Geschichte des Praters zu erzählen, woran man anknüpfen konnte. Die Theatertradition des Praters wird heute durch die Freizone wahrgenommen. Liest man in der Geschichte nach, dann sieht man, es sind in diesen Pratertheatern, in den Varietés der Gebrüder Leicht, Burgschauspieler, aufgetreten. Haben Sie mit irgendwelchen Burgschauspielern geredet? Werden die jetzt in den Prater kommen? Werden die dort auf d'Nacht zum Amüsement der Leute auftreten?

 

Oder wird es irgendwelche Musiktheater wie früher einmal geben? Lanner, Ziehrer und Strauß haben gespielt, und die Leute haben selber getanzt und gesungen. Ich stelle mir das lustig vor: Machen wir so ein Musiktheater, und wenn wir keine Wiener Künstler finden,

 

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